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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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terranischen Kaiser die Bürgerkriege beendet haben, sobald sie an die Macht kamen.«
    »Hmmm … gewiss. Nun ist es ein Leitsatz der Altvorderen, dass Reichtum verdirbt. Habe ich die Wahrheit dieser Feststellung nicht an unserem eigenen Königshof beobachtet?«
    »Herr«, erwiderte Flandry, »unter uns gesagt darf ich als dekadenter Terraner vielleicht anmerken, dass Frithien in der Vergangenheit schon viele Dynastiewechsel erlebt hat.«
    »Was?« Morgaar setzte sich kerzengerade auf. »Willst du damit etwa andeuten … Nein! Mein Eid gehört dem König!«
    »Gewiss, gewiss«, entgegnete der Terraner rasch. »Ich dachte nur, dass nicht jeder so tugendhaft ist wie Ihr. Ihr selbst habt von solchen gesprochen, die es nicht sind. Ich fürchte, die Vertrauensseligkeit unseres guten Königs Penda übertrifft seine Weisheit. Das Böse könnte ihn unvorbereitet treffen. Sitzt es erst auf dem Thron, würde es bald die Aufrichtigkeit zugrunde richten, den Urquell der scothanischen Stärke.«
    Morgaar beugte sich vor und senkte die Stimme. »Willst du damit andeuten, dass es nötig werden könnte, sich vorzubereiten auf einen …«
    »Nun, zum Besten Scothas …«
    Es dauerte keine Stunde, und sie besprachen die Einzelheiten. Flandry erwähnte, dass Prinz Kortan einem entsprechenden Angebot wahrscheinlich zugänglich wäre … vor Prinz Torric jedoch müsse man sich hüten, denn er verfolge eigene Ziele …
     
    Zur Wintersonnenwende folgten Festmahle und Belustigungen auf die religiösen Zeremonien. Stadt und Palast strahlten vor Lichtern, und Musik und trunkenes Gelächter hallten in den Sträßchen wider. Krieger und Adlige hüllten sich in ihre besten Gewänder und brüsteten sich damit, welche Verwüstung sie über das Imperium bringen würden. Eine Schattenseite dabei war, dass es in diesem Jahr unter den höheren Ständen bei ihren trunkenen Händeln auffällig oft zu Blutvergießen kam.
    Auch in den Gebäuden gab es schattige Ecken. Flandry stand in einer Nische vor einem großen Fenster und blickte über die funkelnden Lichter der Stadt hinweg auf das Gebirge, das sich unter einem jagenden Mond weiß am Horizont erhob. Die winterkalten Sterne wirkten so nahe, dass er das Gefühl hatte, er könnte sie einfach so vom Himmel pflücken, wenn er nur die Hand hob. Von der Glasscheibe strich kalte Luft herunter. Die fröhlichen Klänge drangen wie über einen Abgrund hinweg an sein Ohr.
    Flandry hörte leichte Schritte hinter sich. Er drehte sich um und sah Königin Gunli vor sich. Ihre Gestalt lag in den Schatten, aber das Mondlicht tauchte ihr Antlitz in elfenhaften Glanz. Sie hätte ein hübsches Mädchen von Terra sein können, wären da die kleinen Hörner nicht gewesen, und … nun ja …
    Sie sieht fast menschlich aus, aber sie ist kein Mensch. Ich kann diese Leute so gut manipulieren, weil sie sich an einem Spiel versuchen, das meine Spezies erfunden hat. Wir werden nie wirklich verstehen, was in dem anderen vorgeht. Flandrys Lippen zuckten. Sie halten an einer drolligen Vorstellung fest, die auch in unserer Geschichte nur allzu oft zu finden war: nämlich, dass die Frauen einer Spezies kein Geschick für Politik hätten. Ich habe das Gefühl, Gunli könnte sie in dieser Hinsicht erleuchten – sobald sie sich selbst erleuchtet hat. Was das betrifft, ist sie – wie auch in ihrem köstlichen Fleisch und Blut – für alle Zwecke menschlich genug.
    Flandrys Zynismus verblasste vor einer undefinierbaren Traurigkeit. Verdammt, er mochte Gunli. In den vergangenen Monaten hatten sie viel geredet, Gedanken ausgetauscht, Lieder geteilt, sogar hin und wieder zusammen gelacht, und sie war ehrenhaft, warmherzig und … na, egal, ganz egal.
    »Warum seid Ihr hier ganz allein, Dominic?«, fragte sie leise. Im unsteten Mondlicht schimmerten ihre Augen riesengroß.
    »Es wäre unklug, wenn ich mich unter die Feiernden mischen würde«, antwortete er trocken. »Ich würde zu viel Streit provozieren. Die Hälfte dort unten hasst mich auf den Tod und würde ihn mir nur allzu gern verschaffen.«
    Gunli lächelte. »Und die andere Hälfte kommt nicht ohne Euch aus.« Sie warf den Kopf zurück, ihr Gegenstück zu einem Schulterzucken. Das dunkle Haar schimmerte. »Urh-hai, ich bin selbst auf der Suche nach Abgeschiedenheit. Diese Wilden fallen mir zu sehr auf den Nerv. Zu Hause …« Sie stellte sich neben ihn und schaute aus dem Fenster. Plötzlich funkelten Tränen in ihren Augen. Bei Scothani bedeuteten sie das Gleiche wie bei

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