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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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also. Die Bevölkerung wurde auf 10 geschätzt. Mehr hatten die Dateien über Nyanza nicht zu sagen.
    Flandry hatte die Daten nachgelesen, nachdem der Ermordete identifiziert worden war. Der Junge war ein gewisser Thomas Umbolu, 19, freigeborener Bürgerlicher aus Jairnovaunt auf Nyanza, keine Angehörigen, keine persönlichen Gefolgschaftseide oder Lehenspflichen, Religion ›christlich-variiert‹, Größe 1,82 Meter, Gewicht 84 Kilogramm, Blutgruppe 0 positiv … Seine Dienstakte war blütenweiß, aber nur ein Jahr alt. Eine routinemäßige Hypnovernehmung vor der Vereidigung hatte keine ernsthafte Reichsverdrossenheit an den Tag gebracht, was verdammt wenig zu bedeuten hatte, seit die Techniken der Tiefenkonditionierung zum Allgemeinwissen geworden waren; die Vernehmung war nur ein Ritual von vielen, von der Bürokratie vorgeschrieben.
    Flandry nahm sich ein Schnellboot und floh von Brae. Selbst in dem schnellen Raumfahrzeug dauerte die erzwungene Untätigkeit während der Reise so lange, dass Flandry sich schmerzhaft daran erinnerte, schon wochenlang zölibatär gelebt zu haben. Den Großteil seiner Zeit vertrieb er sich mit Gymnastik, die ihn zu Tode langweilte, doch sein trainierter Körper hatte ihm mehr als einmal das Leben gerettet und erleichterte auf verweichlichten Welten wie Terra die Suche nach attraktiven Bettgenossinen ungemein.
    Als der Autopilot ankündigte, er schwenke in die Umlaufbahn der Zielwelt ein, widmete sich Flandry einige Zeit dem Ankleiden. Offiziere des Nachrichtenkorps genossen sehr große Freiheiten, was ihre Uniform anging, und Flandry nutzte dieses Privileg ausgiebiger als die meisten. Nach ernstlichen Erwägungen kleidete er seinen hochgewachsenen Leib in eine pfauenblaue Uniformjacke mit weißen Schultergurten und so viel Goldtressen, wie die Vorschriften für einen Captain gerade noch zuließen; dazu kamen eine rote Schärpe und zueinander passende Waffen, ein Nadler und ein Strahler, eine in allen Regenbogenfarben schillernde weiße Hose und weiche schwarze Stiefel aus echtem terranischen Rindsleder. Um die Schultern schlang er sich einen scharlachroten Umhang und setzte eine schwingenbesetzte Dienstmütze der Navy in keckem Winkel auf den langen, schlanken Kopf. Als Flandry sich im Spiegel betrachtete, sah er ein hageres, von der Höhensonne gebräuntes Gesicht mit grauen Augen, robbenbraunem Haar und Schnurrbart, einer geraden Nase und hohen Wangenknochen; ja, ihm war bewusst, dass sein Gesicht nach dem letzten Bioskulp-Eingriff etwas zu gut aussah, aber irgendwie hatte er nie die Zeit gefunden, es noch einmal überarbeiten zu lassen. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen, rückte auch sie zurecht, bis sie genau den richtigen Winkel hatte, zog daran, damit sie sich entzündete, und ging zum Pilotensitz. Nicht dass er das Schnellboot tatsächlich hätte lenken müssen.
    Voraus leuchtete Nyanza im klarsten, schönsten Blau, das Flandry je gesehen hatte, gestreift von weißen Wolkengürteln und mit ausgedehnten Polarlichtern. Flandry entdeckte zwei Monde, einen kleinen, der dem Planeten sehr nahe stand, und einen größeren weiter draußen. Er runzelte die Stirn. Wo waren die Landmassen? Der Robot stellte Funkkontakt her, und auf dem Bildschirm erschien ein europides Gesicht über einem kurzärmeligen Hemd.
    »Captain Sir Dominic Flandry vom Nachrichtenkorps der Imperialen Navy bittet um Landeerlaubnis.« Manchmal fragte er sich, wie er wohl reagieren würde, wenn seine höfliche Anfrage einmal mit einem rüden Nein beantwortet wurde.
    Das Gesicht riss den Mund auf. »Äh … äh … schon?«
    »Hm?«, machte Flandry und beherrschte sich. »Aber ja«, entgegnete er klugerweise.
    »Aber … Aber am gleichen Tag, Sir!«, stammelte das Gesicht. »Wir haben ja noch nicht einmal entschieden, überhaupt einen Kurier loszuschicken … solch ein Albtraum … ach was, Gott sei Dank, dass Sie hier sind, Sir! Sie werden selber sehen, in der Stadt … auf Altla … auf ganz Nyanza gibt es keinen Techniker, der die Treue zu Seiner Kaiserlichen Majestät nicht über das eigene Leben stellt!«
    »Ich bin sicher, dass Seine Majestät sehr erleichtert sein wird«, entgegnete Flandry. »Wenn ich nun um einen Leitstrahl bitten dürfte?« Nach kurzem Schweigen, ein paar Schnalzern und nachdem die Abwärtsbewegung des Bootes eingesetzt hatte, fügte er hinzu: »Ach, übrigens, alter Fahnenschwenker. Wo haben Sie denn Ihre Kontinente gelassen?«
    »Kontinente, Sir?«
    »Sie wissen schon.

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