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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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zurück – woraufhin die Imperiale Navy dort insgeheim eine vorgeschobene Basis errichtete und Flandry sich fragte, ob auf seiner Seite des Gartenzauns etwa das Gleiche vor sich ging. Er bekam Heimaturlaub und reiste nach Terra, wurde zum Unaufhörlichen Bankett der Familie Lyonid eingeladen, verbrachte dort drei epochale Monate und war sich hinterher nie ganz sicher, ob er die Frau des falschen Mannes verführt hatte oder sie ihn. Wie auch immer, er focht widerstrebend ein Duell aus, entsagte jeder Hoffnung auf eine vorzeitige Beförderung zum Konteradmiral und akzeptierte seine erneute Versetzung in die Spica-Marken.
    Aus diesem Grund fand er sich nun auf Brae wieder.
    Bis vor wenigen Monaten war diese Welt mehr oder weniger unabhängig gewesen. Dann machten strategische Überlegungen die Einrichtung einer neuen Basis in der Region erforderlich. Die Basis musste nicht unbedingt auf Brae liegen, aber der Provinzgouverneur erkundigte sich dort, weil er dachte, dass die Bewohner den erweiterten Handelsverkehr und den zusätzlichen Schutz begrüßen würden. Der braenische Hochtempel, der lange zugesehen hatte, wie die alte Kultur und Religion des Planeten vom terranischen Einfluss unterhöhlt wurde, lehnte ab. Ein Ersuchen des Imperiums wies man jedoch nicht einfach zurück. Es wurde wiederholt. Und erneut wurde das Angebot verschmäht. Der Provinzgouverneur bestand auf seinem Vorschlag. Brae erwiderte, man werde ihn übergehen und sich direkt an den Kaiser wenden. Der Gouverneur, der nicht wünschte, dass man seine Regierungsmethoden einer genaueren Überprüfung unterzog, rief die Navy zu Hilfe.
    Und aus diesem Grund stapfte Flandry nun unter einer roten Zwergsonne zwischen ausgebombten Ruinen einher, während wenige Schneeflocken wie Blutstropfen aus riesigen, zusammengeballten Wolken fielen. Er leitete die übliche Vorgehensweise in Fällen wie diesem: Fahndung und Verhöre, dann mehr Fahndung und mehr Verhöre, bis die unversöhnlichen Gegner aufgespürt und ins Exil geschickt waren, während man verlässliche, der Zusammenarbeit mit den imperialen Behörden zugeneigte Personen auf die frei gewordenen Regierungsstellen setzte. Doch als sich mit einem Krachen der Strahler entlud, fuhr Flandry herum und eilte auf die Quelle des Lärms zu, als erwarte ihn dort eine geheime Erlösung.
    »Sir!«, rief der Sergeant seiner Begleitmannschaft. »Sir, nicht – Heckenschützen, Terroristen – warten Sie doch!«
    Flandry übersprang die Reste einer Mauer, rannte im Zickzack über eine rutschige Straße und nahm hinter einem Schnellbootwrack Deckung. Er hatte die eigene Waffe gezogen und schwenkte sie hin und her; aus gewohnheitsmäßiger Vorsicht zuckte sein Blick in alle Richtungen. Auf einem kleinen Platz vor ihm stand eine Gruppe imperialer Marineinfanteristen. Sie mussten auf einer Routinepatrouille gewesen sein, als jemand aus einem der umstehenden Häuser auf sie geschossen hatte. Sie reagierten mit tigerhafter Präzision. Ein Leuchtspurbolzen, fast im Augenblick des Schusses von einem Gürtel gerissen, folgte der Ionenspur zu einer bestimmten Hausfront. Eine Infanterierakete fauchte aus ihrem Startgestell auf der Schulter eines Marines, und die gesamte Fassade brach zusammen. Noch ehe die Detonation verhallt war, griff die Gruppe an. Während die Männer vorstürmten, fielen ihnen Trümmerstücke auf die Helme.
    Flandry rückte langsam auf den Platz vor. Er sah jetzt, weshalb die Soldaten mit solcher Kompromisslosigkeit reagiert hatten; so kam es unausweichlich immer, wenn ein Marine aus dem Hinterhalt getötet wurde.
    Flandry beugte sich über das Opfer, einen jungen Burschen afrikanischen Ursprungs mit den Schultern eines Bären; aber jetzt war seine Haut grau. Sein Magnetgewehr hielt er in einem Reflex, durch Drill erlernt, fest in einer Hand (oder war es nur das krampfartige Festklammern an der Mutterbrust, an welcher der Mund eines Sterbenden wieder zu saugen versucht?) und starrte blicklos durch die froschhafte Schutzbrille unter dem wie Schildkrötenpanzer geformten Helm. Er war jedoch noch nicht ganz tot. Das Blut sprudelte ihm aus dem aufgerissenen Bauch und versickerte im schlammigen Schnee. Unter der trüben Sonne sah es schwarz aus.
    Flandry sah hoch. Seine Begleitmannschaft hatte ihn umstellt, die Gesichter sehnsüchtig dem Krachen und Fauchen von Strahlern und Granatgewehren zugewandt. Die Männer waren ebenfalls Marines.
    »Schaffen Sie ihn in ein Lazarett«, befahl Flandry.
    »Das hat keinen Sinn,

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