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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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hindeutete; die Rümpfe allerdings zeigten eine radikale hydrodynamische Linienführung, woraus folgte, dass besagte Kultur auch Effizienz zu schätzen wusste. Ein Motorschlepper verließ die Bucht, hinter sich eine lange Kette aus beladenen Lastkähnen, und am Hafen wurde auch der Lufttransport ausgiebig genutzt.
    Woanders erkannte Flandry eine Reihe großer Anlagen zur Meerwasseraufbereitung und die dazugehörigen Raffinerien, wo tausend gelöste Stoffe in nützliche Substanzen umgewandelt wurden. Am Dock einer deutlich als Plastikfabrik zu erkennenden Anlage entlud ein Doppelrumpffrachter Ballen von … Seegras? Aha, dachte Flandry, auf Nyanza fischte, jagte und bestellte fast jeder den weltumspannenden Ozean; diese einzige Insel nahm die Rohstoffe und gab Metall zurück, Treibstoff, synthetische Hölzer, Harze, Glassite und Fasern sowie Maschinen. Mit pelagischer Technik war Flandry wohlvertraut; die meisten übervölkerten Welten wandten sich irgendwann wieder an Mutter Ozean. Aber hier war man von Anfang an zur See gefahren. Die Gesellschaft dürfte interessante Merkmale haben …
    Von Sonderburgs Stimme verlangte wieder nach Flandrys Aufmerksamkeit. »Aber selbstverständlich war der arme Freeman Bannerji ein Mann. Ich beziehe mich nur auf seine, ähem, Hinterbliebene, die arme Lady Varvara. Sie ist eine gebürtige Ayres – Sie wissen schon, die Ayres von Antarctica. Sie hat ihren Verlust mit der inneren Kraft echten imperialen blauen Blutes getragen. Ja, wir können sehr stolz darauf sein, vom verstorbenen Gemahl Lady Varvara Ayres Bannerjis regiert worden zu sein.«
    Flandry formulierte seine Frage so, dass die Illusion gewahrt blieb: »Kennen Sie den genauen Zeitpunkt seines Todes?«
    »Leider nein, Sir. Sie können mit der Stadtgendarmerie sprechen, aber ich fürchte, auch dort kann man Ihnen keine genaue Auskunft erteilen. Irgendwann letzte Nacht, nachdem er zu Bett gegangen war. Verstehen Sie doch, Sir, wir haben hier nicht Ihre fortschrittlicheren Untersuchungsmethoden. Ein Harpunenwerfer … Ach, was für eine Art, sich zur letzten Ruhe zu begeben!« Von Sonderburg schauderte leicht.
    »Die Waffe ist noch nicht gefunden worden?«, fragte Flandry ausdruckslos.
    »Nein, ich glaube nicht, Sir. Der Mörder hat sie mitgenommen, ein tragbares Modell, wissen Sie? Er muss mit Saugsohlen an der Wand hinaufgeklettert sein oder einen Draggen zum Fensterbrett hochgeworfen haben und … Seine Exzellenz hat immer fest geschlafen, und seine Dame … äh … bevorzugte getrennte Schlafzimmer. Äh … Sie können sich darauf verlassen, Sir, ich bin ganz sicher, dass der Mörder nicht das Haus durchquert hat, um Freeman Bannerjis Schlafzimmer zu erreichen. Die Diener sind alle geborene Techniker, und kein Techniker würde auch nur im Traum …«
    Die Villa des Residenten kam in Sicht. Sie war vielleicht fünfundsiebzig Jahre alt, doch ihr Metall und getöntes Plastik inmitten architektonischer Gärten stach noch immer arrogant und aufdringlich aus dem Wirrwarr der umgebenen Wohnhäuser hervor. Als der Flugwagen landete, stellte Flandry fest, dass die Stadtbevölkerung hauptsächlich europid war und nicht einmal sehr dunkelhäutig. Die Leute drängten sich auf Straßen, in denen es von Kindern nur so wimmelte, dralle, rotgesichtige Frauen aufgeregt die Arme schwenkten, während sie feilschten, und die Männer, die nicht in der Industrie arbeiteten, schmierige kleine Läden betrieben. Zwei einheimische Gendarmen in Helm und Brustpanzer standen vor den Toren der Residenz Wache. Bei beiden handelte es sich um hochgewachsene Afrikaner, die Herumlungerer geringschätzig verscheuchten, indem sie sie mit heruntergeregelten Schockerstrahlen traktierten.
    Lady Varvara war ebenfalls europid, obwohl sich das chinesische Erbe der Ayres in ihrem dunklen Haar und ihrer Feingliedrigkeit zeigte. Neben einem lebensgroßen Stereobild ihres verstorbenen Gatten posierte sie in einem schmucklosen weißen Trauerkleid, in dem sie einfach umwerfend aussah. Hurri Chundra Bannerji war ein kleiner, braunhäutiger Terraner in mittleren Jahren mit traurigen Augen gewesen: zweifellos der typische umständliche, den Vorschriften verhaftete, gewissenhafte Beamte, dessen Traum von einem Ritterschlag im Laufe der Jahrzehnte einen langsamen Tod stirbt. Und nun hatte man ihn ermordet.
    Flandry beugte sich über Lady Varvaras zerbrechlich anmutende Hand. »Eure Ladyschaft«, sagte er, »darf ich Ihnen mein tiefes Mitgefühl aussprechen und Sie um

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