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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Terras höhere Säugetiere ließen sich auf anderen Planeten nur schlecht züchten; Hasen- und Nagetiere waren zäher und anpassungsfähiger. Die ersten Kolonisten hatten Kaninchen mitgebracht, die sie systematisch genetisch manipuliert und gekreuzt hatten. In den kuhgroßen grasenden Tieren erkannte man den Urahnen kaum wieder; mehr als allem glichen sie riesigen graubraunen Meerschweinchen. Außer ihnen gab es große Herden ebenfalls genmanipulierter Strauße.
    Arghun wies mit Stolz nach vorne.
    »Dort ist die Bibliothek«, sagte er, »und die Kinder, die davor sitzen, haben Unterricht.«
    Flandry blickte auf die Kibitka. Natürlich konnte man dank Mikroprint Tausende von Bänden mit auf die Reise nehmen; Analphabeten hätten die Bodenfahrzeuge oder die Negagravgleiter, die den Stamm aus der Luft bewachten, niemals bedienen können. In anderen Wagen – darunter auch ganze Züge – mussten Arsenale, Krankenhäuser, Werkzeugmaschinen und kleine Textil- oder Keramikfabriken untergebracht sein. Ärmere Familien lebten vielleicht eng in einer einzigen Jurte, einem runden Filzzelt auf einem Motorkarren, aber niemand sah hungrig oder zerlumpt aus. Es konnte auch keine verarmte Nation sein, die auf Tiefladern so viele funkelnde Raketen mitführte, so viele leichte Kampfpanzer unterhielt oder jeden Erwachsenen bewaffnen konnte. Als er an Bourtai dachte, kam Flandry zu dem Schluss, dass der gesamte Stamm, Männer und Frauen, eine sowohl militärische als auch soziale und wirtschaftliche Einheit bildeten. Jeder arbeitete, jeder kämpfte, und in ihrem System wurde der Profit weitaus gleichmäßiger verteilt als auf Terra.
    »Woher bekommen Sie Ihr Metall?«, erkundigte er sich.
    »Das Weideland jedes Stammes umfasst ein paar Bergwerke«, antwortete Arghun. »Wir planen in unseren jährlichen Rundzug einige Zeit dort ein, während der wir schürfen und verhütten – so wie wir woanders Getreide ernten, das wir bei unserem letzten Besuch gesät haben, oder Rohöl aus unseren Quellen fördern und es raffinieren. Was wir selbst nicht herstellen können, tauschen wir bei anderen Stämmen ein.«
    »Klingt nach einem tugendhaften Leben«, bemerkte Flandry.
    Sein leichter Schauder entging Arghun nicht, der eilig hinzufügte: »Oh, wir haben auch unser Vergnügen, Feste, Sport und Spiele, Kunst, den großen Markt am Fuße des Kiewka jedes dritte Jahr …« Er verstummte.
    Bourtai kam um ein Lagerfeuer. Flandry fühlte ihre Einsamkeit. In dieser Kultur waren Frauen den Männern weitgehend nicht untergeordnet; sie konnte frei gehen, wohin sie wollte, und sie galt als Heldin, weil sie den Terraner zum Stamm gebracht hatte. Doch ihre Familie war tot, und man gab ihr nicht einmal Arbeit.
    Als sie die Männer sah, eilte sie auf sie zu. »Oh … was ist entschieden worden?«
    »Noch nichts.« Flandry ergriff sie bei den Händen. Bei sämtlichen heißen Sternen, sie sah wirklich gut aus! Sein Gesicht kräuselte sich zu seinem schönsten Lächeln. »Ich sah keinen Sinn darin, mich mit haarigen, wenn auch wohlmeinenden Männern im Kreis zu bewegen, wo ich es auch mit dir tun könnte. Deshalb kam ich heraus. Und meine Hoffnung wurde erfüllt.«
    Röte stieg in ihre hohen, flachen Wangen. Zungenfertigkeit war sie nicht gewöhnt. Sie senkte unsicher den Blick. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, flüsterte sie.
    »Du brauchst nichts zu sagen. Sei einfach du selbst«, sagte Flandry mit lüsternem Blick.
    »Nein … Ich bin niemand. Die Tochter eines toten Mannes … Meine Mitgift wurde schon längst geraubt … Und du bist ein Terraner! Es ist einfach nicht recht!«
    »Glaubst du wirklich, deine Mitgift spielt eine Rolle?«, fragte Arghun. Seine Stimme überschlug sich.
    Flandry warf ihm einen überraschten Blick zu. Rasch setzte der Altaianer wieder die Maske des Kriegers auf. Einen Moment lang aber hatte Flandry gesehen, weshalb Arghun Tiliksky ihn nicht mochte.
    Er seufzte. »Kommt. Wir kehren besser zum Kurultai zurück«, sagte er.
    Flandry ließ Bourtai nicht los, sondern nahm ihren Arm. Sie folgte ihm stumm. Durch die schweren Gewänder spürte Flandry, dass sie ein wenig zitterte. Der Gletscherwind schüttelte eine schwarze Locke, die sich gelöst hatte.
    Als sie sich der Kibitka des Rates näherten, öffnete sich ihre Tür. Juchi Ilyak stand dort, von den Jahren gebeugt. Er öffnete die schrumpeligen Lippen, und irgendwie trug sein Hauch meterweit durch die unruhige Luft: »Terraner, vielleicht gibt es eine Möglichkeit. Wagen Sie

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