Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
ein Vakuum wirken, flüssiges Methan trinkt und seine Werkzeuge aus einer polymorphen Modifikation des Eises anfertigt?
Wir waren schnell bereit, Ymir den Jupiter abzutreten: alle jovoiden Planeten in unserem Reich. Sie hatten im Tausch terrestroide Planeten anzubieten. Meine Güte, dieser Tausch hat das Volumen unseres Hoheitsraums verdoppelt. Und wir haben in gewissem Umfang wissenschaftliche Erkenntnisse mit ihnen ausgetauscht: Niederdruck- gegen Hochdruckphysik, sauerstoffbasierte Biochemie gegen wasserstoffbasierte … Aber wenn man es genau betrachtet, ist es enttäuschend wenig. Sie haben den interstellaren Raum länger durchreist als wir. (Und wie haben sie unter ymiritischem Drücken eine Atomphysik entwickeln können? Frag mich nicht!) Unserer Art von Leben waren sie in der Milchstraße bereits … wie oft begegnet? Wir konnten ihnen nichts Bedeutendes bieten außer dem Recht, in Frieden einige weitere Planeten zu kolonisieren. Sie haben an unseren Kriegen nie auch nur so viel Interesse gezeigt – den Kriegen der Sauerstoffatmer auf den Zwergplaneten –, wie du oder ich einem Kampf zwischen zwei Ameisenarmeen erweisen würden. Warum sollte es sie auch interessieren? Wenn man Terra oder Merseia in den Jupiter stürzen ließe, gäbe es noch nicht einmal eine anständige Fontäne. Hundert Jahre lang haben die Ymiriten nun kaum noch ein Wort mit uns gewechselt. Oder mit Merseia, nach allem, was ich weiß. Bis jetzt.
Kurz bevor wir aufbrachen, habe ich mir aber die Bilder angesehen, die in der Nähe von Vixen aufgenommen wurden. Und Fenross, der in Öl sieden soll, hat recht. Diese einfachen Schiffe wurden auf einer Welt gefertigt, die Terra ähnlich ist, aber sie zeigen ymiritische Linien – so wie die ersten terranischen Automobile den Motor vorn hatten, weil dort das Pferd zu ziehen pflegte. Es könnte ein Zufall sein, nehme ich an. Oder eine falsche Spur. Oder … ich weiß es nicht. Wie soll ich das herausfinden, ein Mann auf einem Planeten mit dem zehnfachen Radius Terras? Bei Judas!« Flandry leerte sein Glas und hielt es Chives zum Nachfüllen hin.
Chives gehorchte, dann ging er zum Kleiderspind. »Eine weiße Schärpe, oder lieber eine blaue?«, fragte er. »Hm, doch, ich glaube, lieber die weiße, Sir.«
Das Schnellboot ließ die Entfernung schmelzen. Als Flandry auf Ganymed landete, brauchte er eine wohlbemessene Dosis Ausnüchterer.
Für einen Besuch wie den, den er im Sinn hatte, galt eine festgelegte Prozedur, die seit Jahrzehnten nicht mehr angewandt worden war; Flandry musste sie nachlesen, doch die robotisierte Station zwischen den schroffen Bergen wartete geduldig. Er legte seine Referenzen vor; ein Funkkontakt mit dem Planeten wurde hergestellt, und unbekannte Nachrichten drangen auf seine Oberfläche. Die Antwort kam rasch: »Jawohl, Captain, der Gouverneur kann Sie empfangen. Ein Raumschiff ist unterwegs und steht Ihnen zur Verfügung.«
Flandry blickte auf die steinige Ödnis Ganymeds hinaus. Es dauerte nicht lange, und ein geduckter, schimmernder Rumpf landete auf seinem Gravstrahl. Von seiner Luftschleuse ringelte sich ein Schlauch zur Luftschleuse des Schnellboots. Flandry seufzte. »Auf geht’s«, sagte er und schlenderte hin. Chives trottete ihm mit seiner Last aus Waffen, Werkzeugen und Instrumenten hinterher – von denen wahrscheinlich nichts von großem Nutzen sein würde. Sie durchlebten einige ungute Momente unter Ganymeds natürlicher Schwerkraft, dann gelangten sie in die Blase, in der terranische Bedingungen herrschten.
Sie wirkte wie eine Passagierkabine Dritter Klasse, nur dass das Mobiliar selbst dazu zu sehr außer Mode war, mit einer Reihe großer Bildschirme. Man konnte kaum glauben, dass es sich nur um die materielle Innenbeschichtung eines Bindungskraftfelds handelte: dass diese Energie, eine enge Verwandte der Kraft, die Atomkerne zusammenhält, alles sein sollte, was den Raum davor schützte, von einem unerträglichen Druck zusammengequetscht zu werden. Oder im Augenblick das übrige Raumschiff vor der Explosion bewahrte. Der Großteil des Schiffes bestand aus einer Legierung von Wasser, Lithium und metallischem Wasserstoff, die nur unter den Oberflächenbedingungen Jupiters stabil war.
Flandry ließ Chives die Luftschleuse schließen, während er sich den Bildschirmen zuwandte. Sie versorgten ihn mit einem Rundumblick nach außen. Nur einer blieb leer; er gehörte zu einem Komgerät, und ein anderer zeigte die Pilotenkanzel.
Eine Kunststimme sagte im
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