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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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grotesk zuckersüßen Ton, der vor einem Jahrhundert in Mode gewesen war: »Grüße, Terraner. Mein Name ist, soweit man ihn in Schalläquivalente umsetzen kann, Horx. Ich bin Ihr Führer und Dolmetscher, solange Sie auf Jupiter bleiben.«
    Flandry blickte auf den Bildschirm. Sein Verstand nahm den Ymiriten kaum wahr. Seine Augen waren nicht an diese Formen und Proportionen unter dem eigentümlich unsteten rot-blau-bronzefarbenem Licht gewöhnt. (Was auch nicht das wahre echte war, sondern eine elektronische Umsetzung. Ein Mensch, der mit bloßem Auge in die dichte jovianische Luft blickte, hätte nur Schwärze gesehen.) »Hallo, Horx«, sagte Flandry zu der großen schwarzen, vielbeinigen Gestalt mit den charakteristischen tentakelbewehrten Köpfen. Er befeuchtete sich die Lippen, die ihm etwas trocken erschienen. »Ich, äh, ich rechne nicht damit, dass Sie solch einen Auftrag schon einmal gehabt haben.«
    »Doch, mehrmals, vor etwa einhundert Terrajahren«, erwiderte Horx gleichmütig. Er schien sich nicht zu bewegen oder irgendwelche Instrumente zu bedienen, aber Ganymed zog sich aus den Bildschirmen zurück, und schwarzes Weltall erfüllte sie. »Seither habe ich andere Aufgaben verrichtet.« Zögern. Oder doch nicht? Schließlich fügte er hinzu: »In letzter Zeit habe ich allerdings mehrere Gesandtschaften zu unserer Oberfläche gebracht.«
    »Wie bitte?«, fragte Flandry erstickt.
    »Merseianer«, erklärte Horx. »Sie können den Gouverneur danach fragen, wenn Sie wünschen.« Für den Rest der Reise sagte er kein Wort mehr.
    Der Jupiter, der ohnehin schon groß auf dem Bildschirm gestanden hatte, nahm nun den halben Himmel ein. Flandry schaute zu, wie Flecken über sein vielfarbiges Gesicht wanderten, dunkle Zonen von Stürmen, von denen jeder einzelne Terra hätte verschlingen können. Dann ging die Sicht verloren; sie tauchten in die Atmosphäre ein. Dennoch versuchten die Automatikbildschirme treu, ihm etwas zu zeigen: Flandry sah Wolken aus Ammoniakkristallen, tausend Kilometer lang, von freien Radikalen mit eigenartigem Blau und Grün durchzogen; er sah Blitze durch einen purpurnen Himmel springen und in der Ferne gelbe Fackeln von Natriumexplosionen. Während das Schiff weiter sank, spürte er sogar schwach sein Beben unter den gewaltigen Winden, hörte das gedämpfte Kreischen und Donnern der Luft.
    Noch im Sinkflug umkreisten sie die Nachtseite, und Flandry erblickte ein Meer aus Methan, dessen von Druck und Schwerkraft abgeflachte Wellen gegen ein Riff aus einer schwarzen Eismodifikation prallten, das zerbrach und sich wieder aufbaute, während er zuschaute. Er sah eine endlose Ebene, auf der Wesen, halb Baum, halb Tier – nur dass sie nichts davon in irdischem Sinne waren – mit schlangenhaften Wedeln nach bandartigen Fluggeschöpfen schlugen, die einhundert Meter lang waren. Er sah auf einem roten Wind Blasen vorbeiströmen; sie waren schön anzusehen in ihren mannigfaltigen Farben und sangen mit dünnen, kristallklaren Stimmchen, die irgendwie den Schiffsrumpf durchdrangen. Doch bei diesem Druck konnte es keine echten Blasen geben. Oder doch?
    Gleich hinter der Dämmerungslinie kam eine Stadt in Sicht … wenn es denn eine Stadt war. Zumindest handelte es sich um eine einheitliche Struktur von gewaltiger Ausdehnung, verziert mit Grotten und Arabesken, durchweg niedrig gebaut, aber dennoch anmutig und stolz. Auf Flandrys Bildschirm wurde sie in einem Stahlblau dargestellt. Hier und da strahlten kurzzeitig Funken und Blitze aus weißer Energie auf, die in den Augen schmerzten. Viele Ymiriten waren zu sehen; sie flogen entweder mit eigenen Flügeln oder mit muschelförmigen Motorgleitern. Man wollte nicht glauben, dass irgendetwas auf Jupiter fliegen konnte, bis man an die Dichte der Luft dachte; dann wurde klar, dass es sich mehr um ein Schwimmen handelte.
    Das Raumschiff setzte auf und kam zum Halt, schwebte auf seinem Repulsorfeld. Horx sagte: »Gouverneur Thua.«
    Ein anderer Ymirit hockte plötzlich im Schirm der Außenbeobachtung. Er hielt etwas, das rauchte und ständig die Gestalt änderte. Die unpersönlich melodiöse Roboterstimme sagte für ihn durch das ewige Fauchen des Windes, der jede Stadt, die Menschen bauen konnten, dem Erdboden gleichgemacht hätte: »Willkommen. Was ist Ihr Wunsch?«
    Die Archive hatten Flandry auf eine brüske Art vorbereitet. Es handelte sich keineswegs um Unhöflichkeit. Worüber sollten ein Mensch und ein Ymirit auch unverbindlich plaudern? Der Terraner

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