Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Servicekonsole. »Was möchten Sie trinken?«, fragte er. »Wir haben alles Erdenkliche an Bord, und dazu noch einiges mehr.«
Sie errötete. »Danke, nichts«, murmelte sie.
»Gar nichts? Na, hören Sie mal. Einen Daiquiri? Wein? Bier? Buttermilch wenigstens?«
»Hm?« Sie hob kurz den Blick. Flandry entdeckte, dass es auf Vixen keine Milchindustrie gab, weil Rinder auf dem Planeten nicht überlebten, und wählte ihr Eiskrem. Für sich bestellte er einen großen Gin Bitter. Er brauchte etwas Alkohol – zwei lange Wochen mit Miss Süße Unschuld allein im All!
Die Entdeckung von Eiskrem erfreute Catherine immerhin so weit, dass sie sich ein wenig entspannte. Flandry bot ihr eine Zigarette an; sie lehnte sie ab, und er zündete eine für sich. »Sie haben unterwegs genügend Zeit, mich ins Bild zu setzen«, sagte er, »also fühlen Sie sich nicht genötigt, Fragen zu beantworten, wenn es Ihnen jetzt schwerfällt.«
Catherine Kittredge blickte an ihm vorbei in die frostige Spirale des Andromedanebels auf dem Bildschirm. Ihre Lippen zuckten leicht abwärts. Doch mit einer Ruhe, die ihm gefiel, erwiderte sie: »Wieso nicht? Das setzt mir auch nicht mehr zu als Rumsitzen und Brüten.«
»Braves Mädchen. Also sagen Sie mir, wie kommt es, dass Sie die Nachricht überbracht haben?«
»Mein Bruder war unser offizieller Kurier. Sie wissen, wie’s auf Planeten ohne große Bevölkerun’ und viel Geld wie unserm ist: Wer auch immer das beste Raumschiff hat, bekommt öffentliche Beihilfe und befördert die Regierungspost. Ich hab’ ihm geholfen. Wir waren oft tagelang unterwegs und … Nein«, unterbrach sie sich. Sie ballte die Fäuste. »Ich werd’ nicht flennen. Die Fremden haben ihre Landun’ erzwungen. Hank hat sich unsern Bodentruppen angeschlossen. Er kam nicht wieder. Mehrere Tage nach der Kapitulation, als sich alles was beruhigte, bekam ich die Nachricht, dass er gefallen war. Ein paar von uns sagten sich, dass wir lieber dem Imperium alles mitteilen sollten, was wir mitteilen konnten. Weil ich Hanks Schiff von allen am besten kannte, wurd’ ich losgeschickt.«
»Ich verstehe.« Flandry war entschlossen, um ihretwillen die Angelegenheit so sachlich wie möglich zu behandeln. »Ich habe natürlich Ihren Bericht gelesen, aber Sie hatten die ganze Reisezeit bis Sol, um ihn zu studieren; also müssen Sie mehr über die Invasion wissen als irgendjemand sonst außerhalb von Vixen. Nur damit ich einen vorläufigen Eindruck bekomme: Wenn ich es recht verstehe, sprachen einige Invasoren Anglisch, und es wurde in größerem Umfang über Funk verhandelt. Wie nannten sie sich?«
»Ist das wichtig?«, entgegnete sie teilnahmslos.
»Im Moment nicht im Geringsten, nur ist es solch ein ermüdendes Klischee, immerzu vom Planeten X sprechen zu müssen.«
Ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. »Sie nannten sich die Ardazirho, und wir bekamen raus, dass dieses ho ein Sammelbegriff ist. Wir schätzen deshalb, ihr Planet heißt Ardazir. Aber ich kann es nicht mal entfernt richtig aussprechen.«
Aus der Tasche seines schillernden Hemdes zog Flandry ein Stereobild. Während der Bodenkämpfe war es aus dem Verborgenen aufgenommen worden. Vor dem Hintergrund zerschossener menschlicher Behausungen kauerte ein einzelner feindlicher Soldat. Ein Krieger? Ein Akolyth? Eine Einheit? Zumindest war er bewaffnet und hatte Menschen getötet.
Vorgefasste Ansichten mischten sich immer ein. Flandrys erster erschrockener Gedanke hatte gelautet: Ein Wolf! Mittlerweile hatte er natürlich gesehen, dass die Ardazirho keine Wolfsartigen waren und Wölfen nicht einmal besonders ähnelten. Dennoch blieb der Eindruck haften. Der Terraner war nicht überrascht, als Catherine Kittredge anmerkte, die Fremden seien heulend in die Schlacht gezogen.
Sie wurden als menschengroße Zweibeiner beschrieben, die allerdings Zehengänger waren, sodass ihre Füße fast so aussahen wie die eines Hundes, der auf den Hinterbeinen ging. Schultern und Arme waren sehr humanoid; die Daumen jedoch lagen auf der entgegengesetzten Seite als beim Menschen. Der Kopf, der in arroganter Haltung auf einem kräftigen Hals saß, war für ein intelligentes Säugetier lang und schmal. Er hatte eine niedrige Stirn, und die Hirnmasse saß zum großen Teil hinter den spitzen Ohren. Eine Schnauze mit schwarzer Nase, die nicht so spitz war wie bei einem Wolf und ihr dennoch ähnelte, stach aus dem Gesicht hervor. Die Lippen waren zähnefletschend zurückgezogen und
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