Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
ich keine Schwierigkeiten.« Flandry grinste sie an. »Sie können all das erledigen, was an ehrbaren Aufgaben anfällt. Wenn wir zusammenarbeiten, helfe Gott Ardazir. Übrigens, ich habe keinen Titel.«
»Aber man nennt Sie doch Sir Dominic.«
»Ein Ritterschlag ist kein Adelsbrief. Ich fürchte, meine Verbindung zum Adel hat einen Bastardfaden im Wappen. Sehen Sie, eines Tages kam mein Vater ungewappnet in diese Bar, wo die Bedienung kaum einen Faden am Leibe hatte …« Flandry erzählte munter fort, streifte immer wieder das nicht Salonfähige, bis er Catherine Kittredge lachen hörte. Er fiel in das Lachen ein und sagte: »Das ist schon besser! Wie nennt man Sie zuhause? Kit, wette ich. Nun gut, wir ziehen in den Krieg, also sind Sie Kit und ich bin Caboodle. Jetzt rufen wir Chives, er soll uns Käse und Kaviar bringen. Danach bringe ich Sie in Ihre Kabine.« Ihr schoss die Röte ins Gesicht, und er fügte hinzu: »Die Tür ist von innen abschließbar.«
»Danke«, sagte Kit so leise, dass er sie kaum verstand. Ihre Wangen zitterten. »Als man mir befahl, mit Ihnen zu reisen … na, ich wusste nicht …«
»Meine liebe Dame«, sagte Flandry, »gestehen Sie mir so viel Erfahrung zu, dass ich unter Ihrem Overall neben attraktiveren Rundungen auch die Beule Ihres Nadlers entdecken konnte.«
VIII
Eine lange Reise durchs All hatte immer etwas Unwirkliches an sich. Für eine Weile war man allein mit dem Universum. Kein Funksignal konnte einen überholen und empfangen werden, wäre es nicht sowieso durch die unvorstellbaren Entfernungen zum Schweigen gedämpft worden. Kein anderes Signal existierte, außer vielleicht von anderen Raumschiffen, und wie sollten sie einen finden, solange nicht die eigenen Antriebsschwingungen durch einen großen Zufall entdeckt wurden? Eine ganze Flotte konnte viele Parsec zurücklegen, ehe eine Flottenbasis ihre Kielwelle anmaß; ein einzelnes kleines Schiff konnte bis an die Grenzen der Schöpfung reisen, ohne je geortet zu werden. Nichts war zu sehen: keine Landschaft, kein Wetter, nur die enorme endlose Pracht sich allmählich verschiebender Sternbilder, hier und dort das Glühen eines Nebels zwischen strahlenden Sonnen, das geronnene Silber der Milchstraße und der zusammengeballten Sterne im Schützen. Dennoch saß man warm und trocken in seiner Schale und atmete süße, wiederaufbereitete Luft. In einem Luxusschiff wie der Hooligan hörte man vielleicht Aufzeichnungen von lysarcianischen Glocken, trank Maoth von Namoria und labte sich an terranischen Weintrauben.
Flandry schindete sich sogar noch gnadenloser als Chives und Kit. Es war der harte, stumpfsinnige Schliff, der die Grundlage aller ihrer Hoffnungen bilden musste: Studium, Vortrag, Datenanalyse, Planung, Verwerfen des Plans und erneut Planung, bis der Geist nicht mehr konnte und das Denken mit einem Knarren zum Stillstand kam. Dann war Entspannung eine pure Notwendigkeit – und sie waren zwei Menschen in der Begleitung eines unaufdringlichen Dieners und kreuzten zwischen den Sternen.
Flandry entdeckte, dass Kit ihn gut ins Schwitzen brachte, wenn sie im Frachtraum Handball spielten. Und mit ihrer starrsinnigen Axt, ihre Schachfiguren zu ziehen, schlug sie seine draufgängerische Taktik meist. Solange sie nicht an ihren Planeten dachte, legte sie einen geradezu boshaften Humor an den Tag. Flandry vergaß nicht so bald ihre kleine Skizze Vice Admiral Fenross’: »Ein Verstand wie eine Mausefalle, nur sollte er ein paar von den armen kleinen Mäuschen mal laufen lassen.« Sie verstand die Lorr zu spielen; ihre Finger tanzten mit jenem Feingefühl über die zwölf Hauptsaiten, das erforderlich ist, um die klingende Resonanz der Nebensaiten herausarbeiten zu können. Sie schien alle Balladen aus den kühnen, alten Tagen zu kennen, als die ersten Menschen der Wildnis Vixens eine Heimat abrangen, und sie waren schön anzuhören.
Flandry gewahrte allmählich, dass sie das genaue Gegenteil eines langweilig aussehenden Mädchens war. Sie war nur eben nicht zum monotonen aristokratischen Erscheinungsbild der hochgeborenen Damen Terras modelliert. Ihr halb jungenhaftes Gesicht gehörte ihr allein, und ihr Leib war voll und biegsam, wo es zählte. Flandry fluchte lästerlich vor sich hin und verschärfte sein strenges Gymnastikprogramm.
Langsam bildeten die Sterne neue Bilder. Irgendwann wurde Aldebaran zur roten Flamme. Er war das hellste Objekt am Himmel. Dann begann voraus die Nadelspitze Cerulias, Vixens Stern,
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