Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
gehabt haben.
Fenross konnte man keine großen Vorwürfe machen. Doch sollte der lange Aufstieg des Menschen vom Dschungel zu den Sternen in Vernichtung enden, ohne dass irgendjemand es verdiente, eins auf die Flossen zu bekommen …?
»Was ist mit der Verstärkung, die nach Vixen entsendet wurde?«, erkundigte sich Flandry.
»Noch unterwegs.« Fenross schluckte seine Tablette und entspannte sich ein wenig. »Laut unseren Informationen über die Feindstärke et cetera deutet alles darauf hin, dass die Lage auch dort an einen toten Punkt gerät. Die Fremden werden nicht stark genug sein, um unsere Kräfte aus dem System zu vertreiben …«
»Nicht wenn Tom Walton den Verband kommandiert. Ich habe gehört, dass er der Befehlshaber ist.« Eine schwache Wärme sickerte durch Flandrys Seele.
»Ja. Gleichzeitig hat sich der Feind auf Vixen verschanzt, und es gibt keine einfache Möglichkeit, ihn ohne Tiefenbombardement zu vertreiben – was den Planeten sterilisieren würde. Natürlich kann Walton versuchen, dem Gegner den Nachschub abzuschneiden und ihn auszuhungern; aber sobald die Besatzung organisiert ist, versorgt der Feind sich vom Planeten. Oder er kann probieren herauszufinden, woher der Feind kam, und einen Gegenangriff auf seine Heimat beginnen. Oder vielleicht lässt sich etwas aushandeln. Ich weiß es nicht. Der Kaiser hat Admiral Walton Vollmachten erteilt, die auf eine Carte blanche hinauslaufen.«
Da muss Majestät einen schlechten Tag gehabt haben, sagte sich Flandry. Einfach so das Vernünftige zu tun.
»Unser großes Handicap liegt darin, dass der Gegner über uns alles weiß und wir über ihn fast nichts«, fuhr Fenross fort. »Ich fürchte, die Hauptbemühungen des Nachrichtenkorps müssen sich vorerst auf Jupiter richten. Aber gleichzeitig muss jemand auf Vixen Informationen über die Fremden sammeln.« Er hielt abrupt inne.
Flandry füllte sich die Lungen mit Rauch, hielt einen Augenblick lang den Atem an und stieß ihn als Fähnchen langsam aus. »Oje, oje«, sagte er tonlos.
»Richtig. Das ist Ihr nächster Auftrag.«
»Aber … ich ganz allein nach Vixen? Waltons Kampfverband hat doch sicherlich genug von unseren Leuten dabei.«
»Natürlich. Sie tun, was sie können. Aber parallele Operationen sind nun einmal Standardmethode der Feindaufklärung, wie sogar Sie wissen dürften. Außerdem haben die Vixener eher eine dramatische als eine logische Geste gemacht. Nachdem ihr Planet kapituliert hatte, sandten sie ein Kurierboot aus. Das Boot versuchte kein terranisches Schiff im System zu erreichen. Das war klug, denn der kleine Verband, den Aldebaran entsandt hatte, war im Gefecht bereits unterlegen und beschränkte sich auf Nadelstiche aus dem Hinterhalt. Doch das vixenische Raumboot nahm auch nicht Kurs auf Aldebaran, und die Crew verlangte eine persönliche Audienz beim Kaiser.«
»Und erhielt sie natürlich nicht«, prophezeite Flandry. »Josip III. ist zu sehr mit Wärme und Brüderlichkeit beschäftigt, als dass er Zeit auf einfache Bürger verwenden könnte, auch wenn sie einen ganzen Planeten repräsentieren.«
»Warmherzigkeit und Brüderlichkeit?« Fenross stutzte.
»Wie ich gehört habe, kultivieren Seine Majestät ganz viele warme Brüder«, murmelte Flandry.
Fenross hüstelte und sagte rasch: »Nun, nein, natürlich nicht. Ich meine, ich habe die Crew persönlich befragt und den mitgebrachten Bericht gelesen. Nicht allzu viele Informationen, aber hilfreich. Wie auch immer … Während einige vixenische Flüchtlinge Walton als Berater und Führer zur Seite stehen, hat nur die Crew die Fremden aus der Nähe gesehen, am Boden, wie sie sich eingruben und sich Gefechte mit Menschen lieferten; sie hat mehrere Tage Besatzung erlebt, ehe sie wegkam. Kopien des Berichts wurden Walton nachgesandt. Aber Wissen über den Feind aus erster Hand – Verhalten, Vorschriften, all die kleinen unmöglich vorhersehbaren Kleinigkeiten, die sich durchaus als lebenswichtig erweisen können.«
»Richtig«, sagte Flandry. »Wenn ein Spion auf die Oberfläche Vixens geschmuggelt werden soll. Also ich.«
Fenross gestattete sich ein sprödes Lächeln. »Das hatte ich im Sinn.«
Flandry nickte. Das war keine Überraschung: Fenross würde den Versuch nie aufgeben, ihn in den Tod zu schicken. Doch ehrlich gesagt hatte Dominic Flandry ohne Zweifel eine größere Chance, solch ein Kunststück zuwegezubringen und unbeschadet heimzukommen, als irgendjemand sonst.
Träge sagte er: »Die Entscheidung,
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