Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
der anderen zurück. Er, Flandry, musste als Erster hervortreten und sich den Feind aussuchen, den er wollte – in der Dunkelheit, im Regen, trotz der nichtmenschlichen Gesichter. Die Uniformen boten keine Hilfe; die Ardazirho trugen eine wilde Vielfalt an Kleidung.
Aber Flandry war ausgebildet. Die hiesige Kommandantur der Invasoren betreten zu dürfen war ein Gewehr wert gewesen. Die Garnison von Garth war nicht groß: ein paar hundert Ardazirho für eine Stadt mit einer Viertelmillion Einwohnern. Moderne schwere Waffen glichen diesen Nachteil aus: Robotpanzer, Schnellfeuergeschütze und die ungerührte Ankündigung, dass jede Ortschaft, in der ein Aufstand der Menschen tatsächlich gelang, mit Atomraketen beschossen werden würde. (Der glasierte Krater, wo einst Marsburg gestanden hatte, bewies, dass es den Ardazirho damit ernst war.) Die Garnison von Garth bemannte vor allem Ortungsstationen und Raumabwehrgeschütze in der näheren Umgebung; sie sammelte allerdings auch Schusswaffen ein, wies Fabriken an, was sie für den Bedarf der Besatzungsarmee zu produzieren hatten, und patrouillierte auf der Suche nach Bürgern, die noch Kampfgeist übrig hatten. Daher, sagte sich Flandry, musste ihr Kommandeur einiges wissen. Und der Kommandeur sprach Anglisch. Flandry hatte ihn gut sehen können, während er sein Gewehr übergab, und Flandry war ausgebildet, Gesichter auseinanderzuhalten, auch wenn sie Nichtmenschen gehörten …
Und nun war Klansherr Temulak, wie er sich nannte, außer Dienst und begab sich von der Kommandantur zu seinem Quartier. Schon seit Wochen beobachteten Bryce und andere Vixener die Ardazirho. Sie hatten Flandry berichtet, dass die Invasoren in kleinen bewaffneten Gruppen zu Fuß unterwegs waren, wann immer es sich einrichten ließ. Niemand wusste, wieso. Vielleicht fehlten ihnen in einem Fahrzeug Gerüche und Geräusche; dass sie bessere Nasen hatten als Menschen, war bekannt. Vielleicht genossen sie auch die Herausforderung; mehr als einmal hatten Menschen solche Gruppen angegriffen, waren zurückgeschlagen, gehetzt und in Stücke gerissen worden. Zivilisten hatten keine Chance gegen Panzerwesten, Strahlwaffen und die Reflexe geübter Kämpfer.
Aber ich bin kein Zivilist, sagte sich Flandry, und Bryce hat einige ganz besondere Fähigkeiten.
Die Opfer passierten sie. Gestreutes Lampenlicht hob die zerzausten, beschnauzten Köpfe gegen die Dunkelheit ab. Sie waren zu fünft. Flandry entdeckte Temulak, mit Helm und Harnisch, nahe der Mitte. Er glitt aus der Gasse in ihren Rücken.
Die Ardazirho fuhren herum. Wie scharf waren ihre Ohren denn? Flandry hielt nicht inne. Ein rotpelziger Fremder ließ die Hand auf den Strahler fallen, der in seinem Holster steckte. Flandry schlug mit der schlagringbewehrten Faust nach Temulaks Gesicht. Der Feind senkte den Kopf, und der Stahl traf klirrend den Helm. Helles Metall schützte auch seinen Bauch; kein Schlag konnte dort Erfolg haben. Temulak zog den Strahler. Flandrys Linke zuckte mit wilder Präzision zu einem Handkantenschlag hinab. Er spürte, wie das Handgelenk seines Gegners unter dem Aufprall brach. Temulaks Waffe schlitterte über die Pflastersteine. Der Ardazirho warf den Kopf in den Nacken und heulte auf. Sein Schrei hallte durch den Regen. Und die Kommandantur lag nur einen halben Kilometer entfernt, die Kaserne nicht weiter weg in der anderen Richtung …
Flandry versetzte dem Kommandeur einen Karate tritt gegen das Kinn. Der Offizier taumelte zurück. Doch er war schnell, wand sich und packte den Fuß des Terraners, ehe Flandry ihn zurückziehen konnte. Temulaks rechte Hand hing noch nutzlos herunter, aber mit der Linken griff er nach Flandrys Kehle. Der Terraner sah Fingernägel, die mit Plektren aus scharfem Stahl verstärkt waren. Er riss einen Arm hoch, damit ihm nicht der Kehlkopf zerrissen wurde. Temulak heulte wieder. Flandry schlug nach dem haarigen Hals. Der Ardazirho duckte sich und versenkte seine Zähne in Flandrys Handgelenk. Wie eine Flamme raste dem Terraner der Schmerz den Arm hinauf. Doch Temulak kauerte nun vor ihm. Mit aller Kraft führte Flandry einen Genickschlag aus. Temulak sackte in sich zusammen. Flandry sprang auf seinen Rücken und drückte ihm die Kehle zu.
Als der Mensch keuchend aufblickte, sah er im Leuchten einer fallengelassenen Stablampe Schatten umherspringen, die laute Schreie ausstießen. Sie hatten Temulak nicht einfach mit einem Nadelgeschoss niederstrecken können, denn Flandry brauchte ihn lebend
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