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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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in Kits Kabine hinunter. Sie lag reglos in ihren Gurten, und Blut sickerte ihr aus der Stupsnase. Flandry injizierte ihr Stimulol. Ihre Augenlider flatterten und öffneten sich. Kurz wirkte sie so jung und hilflos, dass Flandry den Blick abwenden musste. »Tut mir leid, Sie so rüde ins Bewusstsein zurückzuholen«, sagte er. »Das gehört sich nicht. Aber wir brauchen jetzt eine Führerin.«
    »Aber sicher.« Kit ging ihm in den Turm voran. Sie setzte sich und blickte stirnrunzelnd über Flandrys Schulter auf die Bildschirme. Die Hooligan drang auf einem steilen Sinkkurs in die Atmosphäre ein. Das Brüllen der zerteilten Luft donnerte durch die Schiffszelle. An einem dunklen Horizont erhoben sich gezackte Berge. »Das ist der Kamm«, sagte Kit. »Fliegen Sie in diese Richtung, über den Mondsteinpass.« Auf der anderen Seite des Gebirges funkelten in einem beschatteten Tal unter den Sternen und einer Spur des Polarlichts die Flüsse. »Das ist das Wäldchen; die Straße des Königs durchzieht es. Landen Sie irgendwo da. Es ist unwahrscheinlich, dass man das Boot dort findet.«
    Das Wäldchen strafte seinen Namen Lügen; es war unberührter Urwald, 40.000 Quadratkilometer hoher Bäume. Flandry setzte die Hooligan so behutsam auf, dass kein Zweig gebrochen wurde, schaltete die Antriebe ab und lehnte sich zurück. »So weit«, hauchte er ungestüm, »so gut, Chillun!«
    »Sir«, sagte Chives, »darf ich mir noch einmal die Freiheit erlauben, darauf hinzuweisen, dass Sie, wenn Sie und die junge Dame allein und ohne mich aufbrechen, einen Psychiater nötig haben?«
    »Und ich sage dir noch einmal, wo du deinen Kopf hinstecken sollst«, erwiderte Flandry. »Ich werde schon Schwierigkeiten genug haben, mich als Vixener auszugeben, ohne dass du dabei bist. Du bleibst beim Boot und hältst dich klar zum Gefecht – oder, was wahrscheinlicher ist, hier abzuhauen wie ein geölter Blitz.«
    Er stand auf. »Wir fangen am besten sofort an, Kit«, fügte er hinzu. »Das Stimulanz wird Sie nicht allzu lange auf den Beinen halten, nur für ein paar Stunden.«
    Beide Menschen trugen bereits die weichen grünen Overalls, die Chives gemäß Kits Beschreibung der Kleidung von Berufsjägern angefertigt hatte. Der Beruf erklärte auch Flandrys kleines Funkgerät, sein Messer und sein Gewehr; sein Akzent konnte als Dialekt eines Mannes durchgehen, der gerade erst von den Vogelinseln eingewandert war. Die Tarnung war durchaus fadenscheinig – aber die Ardazirho hätten keinen Blick für solche Einzelheiten. Ihr wichtigstes Ziel bestand darin, Kits Heimatstadt Garth unerkannt zu erreichen. Sobald sie sich dort eingerichtet hatten, konnte Flandry die Lage einschätzen und beginnen, Unruhe zu stiften.
    Chives rang die Hände, aber er verbeugte sich gehorsam vor seinem Herrn und geleitete ihn aus der Luftschleuse. Auf der Südhalbkugel war zwar Wintersonnenwende, doch zugleich Perihel; in dieser Hemisphäre kennzeichneten nur lange Nächte und regelmäßige Regenfälle die Jahreszeit. Der Waldboden war dick und fühlte sich unter den Füßen weich an. Zwischen den Blättern drang nur schwaches Licht hindurch, aber hier und da glühten an den hohen Baumstämmen gelb phosphoreszierende Pilze, sodass sie sehen konnten. Die Luft war warm und voller merkwürdiger Gerüche. Aus der Dunkelheit drangen leises Pfeifen, Rufen, Krächzen, Trappeln und einmal ein Schrei, der in einem Gurgeln endete, die Laute einer fremden Wildnis.
    Die Straße des Königs lag einen Zweistundenmarsch entfernt. Flandry und Kit fielen in einen Rhythmus und sprachen wenig. Als sie schließlich auf das breite, sternbeschienene Band der Straße gelangten, stahl sich ihre Hand in die seine. »Sollen wir weitergehen?«, fragte sie.
    »Nicht wenn Garth fünfzig Kilometer entfernt liegt«, antwortete Flandry. Er setzte sich an den Straßenrand. Kit ließ sich in der Krümmung seines Armes nieder.
    »Ist Ihnen kalt?«, fragte er, als er sie zittern fühlte.
    »Ich hab’ Angst«, gab sie zu.
    Er strich ihr mit den Lippen über den Mund. Sie reagierte schüchtern, ungeübt. Es war besser als marschieren. Oder doch nicht? Ich habe es nie leiden können, wenn ich statt einer richtigen Mahlzeit nur Hors d’œuvres bekam, dachte Flandry und zog sie an sich.
    Am Ende der Straße glomm Licht auf. Ein schwaches Grollen erhob sich. Kit löste sich von Flandry. »Vom Gong gerettet«, brummte der Terraner, »aber überlegen wir lieber nicht, wer vor wem.« Kit lachte. Es war ein leiser,

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