Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
zitternder Laut unter den unirdischen Sternbildern.
Flandry erhob sich und streckte den Arm aus. Das Fahrzeug hielt knirschend an: eine Zugmaschine mit zehn Anhängern. Ein Fahrer lehnte sich aus dem Fenster. »Wollt ihr nach Garth?«, fragte er.
»Richtig.« Flandry half Kit in die Fahrerkabine und stieg ebenfalls ein. Der Lastzug setzte sich wieder in Bewegung; seine Waggons rumpelten zweihundert Meter lang hinterher.
»Da willste wohl deine Knarre abgeben, was?«, fragte der Fahrer. Er war ein bulliger Mann mit bitterem Gesicht. An einem Arm hatte er die Spuren einer noch nicht ganz verheilten Strahlerwunde.
»Fürchte ja«, antwortete Kit. »Mein Mann und ich sind die letzten drei Monate im Kamm unterwegs gewesen. Als wir von der Invasion hörten, haben wir uns auf den Rückweg gemacht, aber die Flut hat uns aufgehalten – Regen und so –, und unser Funkgerät machte auch Mucken. Deshalb sind wir nicht ganz sicher, was passiert ist.«
»Passiert ist genug.« Der Fahrer spie aus dem Fenster. Er blickte sie scharf an. »Aber was zum Gamma macht denn einer um diese Jahreszeit in den Bergen?«
Kit begann zu stottern. Flandry entgegnete beiläufig: »Erzähl es bitte nicht weiter, aber um die Zeit kommt die Kegelschwanzkatze aus dem Bau. Sicher, die Biester sind gefährlich, aber wir konnten sechs Lager mit Pelzen anlegen.«
»Hm … tja … klar. Sicher. Na ja, wenn du nach Garth kommst, dann bringst du dein Gewehr lieber nicht selbst zu den Wölfen in die Kommandantur. Sie würden dich wahrscheinlich erst abknallen und dann fragen, was du wolltest. Leg es irgendwo hin, und dann gehst du zu ihnen und fragst, ob einer von ihnen so freundlich wär’ mitzukommen und es dir abzunehmen.«
»Ich geb’ das Gewehr nicht gern her«, sagte Flandry.
Der Fahrer zuckte mit den Schultern. »Dann behalt es, wenn du das Risiko eingehen willst. Aber nicht, wenn ich dabei bin. Ich hab’ auf dem Verkohlten Hügel gekämpft und mich die ganze Nacht tot gestellt, während diese heulenden Teufel die Reste meiner Kompanie gejagt haben. Dann bin ich irgendwie nach Hause gekommen, und mir reicht’s. Ich hab ’ne Frau und Kinder zu ernähren.« Er wies mit dem Daumen nach hinten. »Hab’ diesmal eine Ladung von Seltenen Erden hinten drauf. Die Wölfe nehmen’s mir ab, und Hobdens Mühle macht da draus Feuerleitbauteile für sie, und damit schießen sie noch ’n paar Imperiumsschiffe ab. Sicher, du kannst mich ’n Quislin’ nennen … aber warte mal ab, bis sie deine Freunde schreiend deine Straße runtertreiben mit ’nem Rudel Fiederschlangen, die nach ihnen schnappen und mit den Flügeln schlagen, und hinterher kommen lachend die Wölfe. Frag dich, ob du das durchstehen willst, für ’n Imperium, das uns doch schon längst aufgegeben hat.«
»Hat es das?«, entgegnete Flandry. »Ich hab’ in einer Sendung gehört, dass Verstärkung unterwegs ist.«
»Sicher. Sie sind hier. Einer meiner Kumpel hat ’n ziemlich gutes Funkgerät und hat sich die Raumschlacht angehört, als Walton hier ankam. Damit war’s aber ziemlich schnell wieder vorbei. Was kann Walton schon tun, außer den Planeten anzugreifen, wo jetzt die Wölfe sitzen und wo sie schon selber Nachschub herstellen und Munition? Und wenn er angreift …« Das reflektierte Scheinwerferlicht ließ den Schweiß auf dem Gesicht des Mannes glänzen. »… dann war’s das mit Vixen. Nur noch Asche. Betet zu Gott, Leute, dass die Terraner nicht versuchen, die Ardazirho von Vixen wegzubomben.«
»Was passiert denn im Raum?«, fragte Flandry.
Er rechnete nicht mit einer zusammenhängenden Antwort. Für den Zivilisten ist Krieg genauso wie für den durchschnittlichen Kämpfer ein einziges finsteres Chaos. Deshalb war es für ihn wie ein Geschenk, als der Fahrer antwortete: »Mein Kumpel fing die Funksendungen auf, die die terranische Flotte zu uns abgestrahlt hat. Die Wölfe haben natürlich versucht, die Übertragung zu stören, aber ich hab’s selbst gehört und denk mal, es ist meistenteils wahr. Es ist nämlich schlimm genug! Erst mal ’ne Menge Blabla von wegen wir sollen unsern Mut nicht verlieren und den Feind sabotieren und …« Der Fahrer krächzte eine Verwünschung. »Verzeihung, Ma’am. Aber wartet nur, bis ihr seht, wie es wirklich in Garth ist, und ihr kapiert, was ich von so ’ner Idee halte. Admiral Walton sagt, seine Flotte hätte ein paar Asteroidenbasen erobert, und die Wölfe versuchen gar nicht erst, ihn davon zu vertreiben. Ihr seht also, ein
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