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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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kommen?«
    Mijatovic begriff und schluckte mühsam.
    »Ich habe mein persönliches Raumboot dabei«, sagte Flandry. »Es wurde für keine Navy gebaut.«
    »Nicht, Dominic«, widersprach Mijatovic.
    »Doch, Bodin«, entgegnete Flandry.
     
    Die Vatre Zvezda feuerte eine Salve. In ihrer Nähe waren keine Feinde. Niemand konnte es mit einem Dreadnought der Nova- Klasse aufnehmen. Sie war riesig, schwer gepanzert, ausgeklügelt unterteilt, besaß monströs leistungsstarke Antriebe, Waffen und Schildfelder, weniger, um in den Kampf einzugreifen, als vielmehr, um den Kampf von den Befehlsstationen in ihrem Herzen fernzuhalten. Unter den gegenwärtigen Umständen war es zwar nicht aberwitzig, aber unvernünftig, dass sie auf Gegner feuerte, die mehr als eine Million Kilometer entfernt waren. Sie hätten Zeit, diese Raketen zu orten und ihnen auszuweichen oder sie abzufangen.
    Der Grund für die Salve war Tarnung für den Start der Hooligan.
    Wie ein übergroßer Torpedo schlüpfte sie aus einer Bootsschleuse und durchquerte eine Passage, die sich vorübergehend im Abwehrschild öffnete. Kurz beherrschte die Masse des Dreadnoughts die Heckbildschirme, ein funkelndes Sphäroid, das vor Geschützen, Türmen, Werferrohren, Projektoren, Sensoren, Generatoren, Fangvorrichtungen, Luken und Beobachtungskuppeln starrte, ein missgestalteter Mond, der zwischen den Sternen dahintrieb. Die Beschleunigung ließ ihn so rasch schrumpfen, dass Jovan Vymezal aufkeuchte, als herrschte im Innern der Hooligan nicht konstante Dennitza-Gravitation, sondern die volle, unausgeglichene Kraft des Andrucks hätte ihm die Luft aus den Lungen gepresst.
    Flandry saß im Pilotensessel und las Anzeigen ab, ließ Berechnungen laufen, nickte und lehnte sich zurück. »Wir kommen erst in einer Dreiviertelstunde in die Nähe«, sagte er, »und nichts ist zwischen uns und unserem nominellen Ziel. Entspannen Sie sich.«
    Vymezal – ein junger Berufsoffizier der dennitzanischen Marineinfanterie im Range eines Lieutenants und Kossaras Cousin, der ihr auf männlich-stattliche Weise beinahe unerträglich ähnlich sah – löste sein Gurtnetz. In die Steuerkanzel war er nur aus Höflichkeit eingeladen worden; sobald sie in die Nähe des feindlichen Zerstörers kamen, auf den sie zuhielten, wäre er bei seinen zwölf Mann und spendete ihnen den wenigen Trost, den er ihnen in ihrer Hilflosigkeit bieten konnte, während Chives als Kopilot fungierte. Er fragte zögernd, nicht aus Furcht, sondern aus Schüchternheit: »Sir, glauben Sie wirklich, wir kommen daran vorbei? Man wird schon recht bald begreifen, dass wir kein Torpedo sind, sondern ein bemanntes Raumfahrzeug. Ich würde meinen, man begnügt sich damit, uns auszuweichen, und dann versucht man, uns abzuschießen.«
    »Sie haben sich doch freiwillig gemeldet, oder? Nachdem man Sie warnte, dass der Einsatz gefährlich wird?«
    Vymezal errötete. »Jawohl, Sir. Ich würde mich auch nicht herausreden wollen, wenn ich könnte. Ich wundere mich nur. Sie sagten, es handele sich nicht notwendigerweise um ein Himmelfahrtskommando.«
    Die Chancen dafür stehen aber ganz gut, mein Junge.
    »Sie sagten«, fuhr die ernsthafte Stimme unsicher fort, »dass Ihre Oszillatoren so gut abgestimmt sind, dass Sie noch tief innerhalb eines Gravitationstrichters auf Hyperantrieb gehen könnten – recht nahe an der Sonne. Dass Sie planten, den Großteil unseres Weges auf diese Weise zurückzulegen. Warum gehen Sie nicht sofort auf Pseudogeschwindigkeit? Weshalb laufen wir zuerst auf feindliche Geschützmündungen zu? Ich wundere mich nur, Sir, es interessiert mich eben.«
    Flandry lächelte. »Aber natürlich«, antwortete er, »und es täte mir leid, wenn Sie nur eine Sekunde lang angenommen hätten, ich dächte etwas anderes von Ihnen. Der Grund ist einfach. Im Augenblick besitzen wir bezogen auf Chereion eine hohe kinetische Geschwindigkeit. Sie verlieren die Energie relativistischer Bewegung nicht dadurch, dass sie die Lichtmauer mit Quantensprüngen umgehen. Irgendwo unterwegs müssen wir unseren Vektor an den des Planeten angleichen. Das tun wir lieber hier, wo wir Ellbogenfreiheit besitzen, als in seiner Nähe, wo es vielleicht von Abwehranlagen wimmelt. Wir gewinnen Zeit – Zeit, um die Überraschung für die Gegenseite zu vergrößern –, indem wir uns als eine Rakete ausgeben, während wir unsere Geschwindigkeit angleichen. Eine Rakete sollte jedoch logischerweise ein Ziel haben. Innerhalb des Konus möglicher Vektoren

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