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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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zukünftige Torheit oder Tyrannei? Geht die Torheit zu weit, haben wir gar keine Verteidigung mehr.«
    »Spricht er denn nicht davon, weitere Bürgerkriege verhindern zu wollen?«, wagte Kossara einzuwerfen.
    Bodin stieß einen Fluch aus. »Wie viel vereintes Kommando ist in interstellarem Maßstab denn praktikabel? Jeder Fleet Admiral ist ein potenzieller Kriegsherr. Sollen wir so jemandem nichts entgegensetzen können?« Er blieb stehen und schlug die Faust auf ein Geländer. »Molitor traut niemandem. Das ist alles, was dahintersteckt. Warum also sollte ich ihm trauen?«
    Er wandte sich um. Sein Blick versengte sie. »Außerdem«, sagte er langsam, tief aus der Kehle, »ist es irgendwann vielleicht so weit … vielleicht schon recht bald … dass wir einen neuen Bürgerkrieg brauchen.«
     
    »Nein …«, wisperte sie. »Ich kann mich an nichts außer … Abneigung bei vielen erinnern. Die Narodna Vojska war immer ein, ein Grundbaustein unserer Gesellschaft … seit der Schweren Zeit. Geschwader- und Regimentstraditionen, Ordnung, Kapellen, Zeremonien – bei Sonnenuntergang mit meiner Einheit in Formation zu stehen – wir vereint, Trompetensignale, Gewehrsalven, Pfeifen und Trommeln, und während die Flagge eingeholt wird, beten wir die Litanei für unsere Gefallenen, an die wir uns an diesem Tag erinnern – und oft sind mir dabei Tränen über die Wangen gelaufen, sogar im Winter, wo sie gefroren.«
    Flandry lächelte schief. »Ja, ich war auch mal Kadett.« Er riss sich zusammen. »Nun ja. Ohne Zweifel ist Ihr Militär mit vielen zivilen Dingen verflochten, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Zum Beispiel wird es wahrscheinlich in einigen Regionen auch Polizeifunktionen ausüben, und es ist verantwortlich für verschiedene öffentliche Aufgaben, und … ja, seine Auflösung würde Ihr Leben sehr stark verändern, sowohl auf praktischer als auch emotionaler Ebene. Seine Majestät begreift das vielleicht nicht gut genug. Auf Germania herrscht eine andere Gesellschaftsform, und obwohl er viele gute andere Möglichkeiten gesehen hat, würde ich ihn, unter uns gesagt, nicht als einen furchtbar phantasievollen Mann bezeichnen.
    Dennoch, ich wiederhole: Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. Und wie immer sie ausgehen, haben Sie denn nicht die nötige Vorstellungskraft, um zu erkennen, dass er es gut meint? Warum dieser fanatische Hass? Und wie viele Dennitzaner teilen ihn?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Kossara. »Aber nach allem, was Männer des Imperiums persönlich Menschen angetan haben, die … die mir teuer sind … und später mir selbst …«
    »Darf ich Sie bitten zu beschreiben, woran Sie sich erinnern?«, erwiderte Flandry. Sie sah ihn trotzig an. »Sehen Sie, wenn ich herausfände, wer diese Trottel waren, und ihren Vorgesetzten beweisen könnte, was für einen Mist sie gebaut haben, könnte ich zumindest dafür sorgen, dass sie wegen schwerer Dummheit bestraft werden.«
    Er nahm einen Stapel Papiere von seinem Schreibtisch und blätterte in ihnen. Der Bericht über mich könnte meine Privatsphäre erheblich schwerer verletzt haben, als ich selbst je imstande wäre, dachte sie mit plötzlichem Überdruss. Also gut, ich erzähle ihm das Wenige, was ich weiß.
     
    Eine Berghöhle bei Salmenbrok beherbergte die spärliche Ausrüstung, die sie und ihre Kameraden am Leben hielt. Sie umstanden Kossara auf dem Sims vor dem Eingang, doch bis auf Trohdwyr, und das nur schattenhaft, erinnerte sie sich an keine Gesichter oder Namen mehr. Felsen ragten in dunkler Festigkeit auf, hier und dort ein knorriger Baum oder ein Streifen aus Schnee, rosa gefärbt von der rötlichen Sonne hoch an einem Purpurhimmel. Der Wind blies langsam, aber kräftig, und kalt; er trug nicht nur den Geruch, sondern auch den Geschmack nach Metall in sich. Ein Katarakt, weiß und grün, einen halben Kilometer entfernt, donnerte laut durch die dicke Luft, die die Höhe und das Timbre jedes einzelnen Geräuschs veränderte. In ihren Parka gekauert, spürte sie, wie Diomedes kräftiger an ihr zerrte als Dennitza; für jede zehn Kilogramm kamen fast zwei hinzu.
    Eonan von den Lannachska sah sie fast klar vor sich. Seine gelben Augen leuchteten, die Schwingen waren zum Abflug ausgebreitet, und er sagte in seinem Anglisch mit dem schrillen Akzent: »Du verstehst also, wie diese Dinge das Leben meines Volkes an sich behelligen? Und damit berühren sie unsere ganze Welt. Wir dachten, die Kriege zwischen Schwarm und Flotte wären lange

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