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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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vorbei.
    »Unter den Himmelskörpern, die von Menschen Diomedes genannt wurden – ja, sogar unter allen Planeten, die wir kennen –, ist dieser in vielerlei Hinsicht einzigartig.
    Obwohl nicht ungewöhnlich alt, ist das System metallarm. Zur Erklärung schlug Montoya die chemische Fraktionierung der ursprünglichen Staub- und Gaswolke durch die elektromagnetische Wirkung eines vorüberziehenden Neutronensterns vor … Infolgedessen hat Diomedes bei seiner Masse von 4,75 Terra durch seine geringe Dichte eine Oberflächenschwerkraft von nur 1,10 Standard. Dennoch musste ein Himmelskörper dieser Größe eine ausgedehnte Atmosphäre ansammeln. Wegen des Gravitationspotentials, das aus einem doppelten Terradurchmesser entsteht, und niedrigen Werten der Temperatur und des Strahlungseinfalls, die auf die G8-Sonne zurückzuführen sind, konnte eine dichte Gashülle bewahrt werden, die durch Leben modifiziert wurde. Der Druck auf Meereshöhe beträgt heute 6,2 bar; die Partialdrücke von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid erreichen annähernd die gleichen Werte wie auf Terra, der Rest der Atmosphäre besteht vornehmlich aus Neon …
    Durch einen kosmischen Unfall, über den nichts weiter bekannt ist, liegt die Rotationsachse von Diomedes, ähnlich wie bei Uranus im Solaren System, fast genau in seiner Bahnebene. Die Polarkreise decken sich damit beinahe vollständig mit der Äquatorzone. Im Laufe eines Jahres, das um elf Prozent länger ist als das Terras, ist praktisch eine ganze Hemisphäre für eine Periode, die von Wochen bis zu Monaten rangiert, ohne Sonne. Auf einem Planeten, der selbst im Sommer kalt zu nennen ist, werden Land und Meer im Winter so eisig, dass alle bis auf die höchstspezialisierten Lebensformen entweder in den Winterschlaf oder auf Wanderschaft gehen müssen …
    Die fortschrittlichsten Autochthonenkulturen hatten die Technologie der Steinzeit, die einzige ihnen mögliche Art, zu einer erstaunlichen Perfektion entwickelt. Nach dem Kontakt mit dem Menschen legten sie sehr großen Wert auf Tauschhandel, durch den sie zunächst an Metall gelangten, und später an die Mittel, um eine eigene moderne Industrie aufzubauen. Diomedes hat eine Vielzahl von biogenen Substanzen zu bieten, die für eine Reihe von Anwendungen eingesetzt und kostengünstiger von den Eingeborenen gekauft als synthetisiert werden können …
    Die Biochemie, durch die diese Verbindungen entstehen, ist nur im allgemeinsten Sinne terrestroid. Sie basiert auf Proteinen in wässriger Lösung, Kohlenhydraten und Fetten etc., aber nur wenige sind für den Menschen verdaulich, viele sind giftig. Sie durchdringen die Umwelt. Ein Mensch kann keinen Schluck Wasser oder wiederholte Atemzüge überleben, wenn er nicht zuvor immunisiert worden ist. (Selbstverständlich umfasst diese Maßnahme auch eine Anpassung an das Neon, das in dieser Konzentration andernfalls schädlich wirken würde.) Wer den Planeten nur kurz besucht, begnügt sich in der Regel mit grundlegendem Antiallergen, Helm, Schutzkleidung und abgepackten Mahlzeiten.
    Der Diomedaner muss entsprechend vorsichtig mit Substanzen von Außerwelt umgehen. Insbesondere wirken die meisten Metalle auf ihn giftig. Dass er dennoch Kupfer und Eisen genauso sicher anzuwenden weiß, wie wir Beryllium und Plutonium einsetzen, verdankt er allein seiner Intelligenz. Doch die Vorkehrungen, die von den Diomedanern getroffen werden müssen, haben unausweichlich zu einem radikalen Wechsel der alten Bräuche geführt. Einige Kulturen konnten sich ohne extreme Belastung anpassen, andere leiden weiterhin unter dem Umbruch. Ungerechtigkeit und Entfremdung haben Uneinigkeit und Gewalt hervorgerufen …«
    Allerdings, dachte Flandry, wenn wir Imperialen unser Spielzeug eingepackt hätten und nach Hause gegangen wären, wäre hier binnen kurzem jeder erheblich schlechter dran gewesen. Es hat einfach zu viele unwiderrufliche Veränderungen gegeben.
    In diesem Universum kann man nicht einmal stillsitzen, ohne Wellen zu verursachen.
     
    Im Sommer ging die Sonne niemals unter, aber durch Diomedes’ zwölfeinhalbstündigen Tag raste sie über den Himmel. An dem Punkt in Raum und Zeit, an dem Flandry die Hooligan landete, verbargen schroffe Gebirge im Süden die Scheibe des Gestirns.
    Im Salon war es warm und duftete. Dennoch, was Flandry im Bildschirm sah, ließ ihn das Gesicht verziehen und übertrieben schaudern. »Brrr! Kein Wunder, dass solch ein Klima spartanische Tugenden fördert. Die Bewohner

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