Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Kossara.«
    Sie stand lange still, ehe sie den Reif von ihm annahm und auf den Ringfinger steckte.
     
    »Durch die Tragfähigkeit der dichten Atmosphäre«, sagte ein Text, »erfolgte eine großzügige Entwicklung fliegender Organismen. Zumindest eine bestimmte Spezies wurde vollgültig intelligent.
    Wie es für die höheren Tierarten auf Diomedes üblich ist, handelte es sich um eine wandernde Spezies. Warmblütig, zweigeschlechtlich und lebendgebärend, folgte sie ursprünglich dem gleichen Fortpflanzungsmuster wie ihre weniger weit entwickelten Vettern, und in den meisten Kulturen ist es noch heute so. Im Herbst zieht der Schwarm in die Tropen, wo er den Winter verbringt. Die Erschöpfung während dieses langen Fluges verursacht hormonelle Veränderungen, die wiederum die Gonaden stimulieren. Bei der Ankunft findet eine Begattungsorgie statt. Im Frühling kehrt der Schwarm in die Heimat zurück. Die Weibchen gebären kurz vor der nächsten Wanderung, und die Jungen werden von den Eltern getragen. Mütter geben Milch wie terranische Säugetiere und können während dieser Zeit nicht schwanger werden. In ihrem zweiten Jahr sind die Jungen entwöhnt und zum unabhängigen Flug in der Lage, und die Mütter werden wieder fruchtbar.
    Dieser Zyklus bildete die Grundlage einer Zivilisation, deren Zentrum sich auf den Inseln rings um das Meer von Achan befand. Die Eingeborenen bauten Städte, die sie jeden Herbst verließen und jedes Frühjahr neu bezogen. Dort führten sie ihre sesshaften Beschäftigungen aus: Steinmetzarbeiten, Keramik, Schreinerei, ein begrenztes Maß an Ackerbau. Die eigentliche Grundlage ihrer Ökonomie bildeten allerdings die Viehzucht und die Jagd. Bis auf notwendige Ausbrüche von Aktivität waren sie in ihren Heimatlanden ein unbeschwertes Volk, träge, kunstfertig, zeremoniell, matrilineal – da die Vaterschaft niemals sicher festgestellt werden konnte – und lose in einer Form organisiert, die sie den Großen Schwarm von Lannach nannten.
    Doch anderswo entwickelten sich andere Gewohnheiten. Auf großen seetüchtigen Flößen lebend, stellten die Fischer und Seetangsammler der Flotte von Drak’ho die Wanderschaft ein. Ruder, Segel, Netze, Ankerspille, Bau und Instandhaltung hielten den Körper ständig in Übung; direkte Folge waren ein Sexualtrieb, der das ganze Jahr anhielt, und eine von den Jahreszeiten unabhängige Fortpflanzung. Die patriarchale Monogamie entstand. Die jährlich zurückgelegten Entfernungen waren weit geringer als beim Schwarm, und die Heimat war immer in der Nähe. Somit war es möglich, Besitz anzusammeln, Vorräte, Maschinen und Bücher. Während die Zivilisation auf diese Weise reicher und komplexer wurde als irgendwo am Ufer, musste die alte demokratische Organisation einer autoritären Aristokratie weichen.
    Überall auf dem Planeten ereigneten sich grob parallele Geschichtsverläufe, doch die Lannach und die Drak’ho blieben die fortschrittlichsten, bevölkerungsstärksten, materiell am besten gestellten Vertreter dieser beiden in starkem Kontrast stehenden Lebensweisen. Als sie zum ersten Mal in Kontakt traten, betrachteten sie sich mit gegenseitigem Entsetzen. Ermutigt von außerplanetaren Händlern, die naturgemäß ein friedliches Umfeld bevorzugten, entwickelte sich ein gewisses Maß an Toleranz und Zusammenarbeit. Dennoch blieb eine Rivalität bestehen, die gelegentlich zu Krieg aufflammte und in jüngster Zeit in eine neue Dimension getreten ist.
    Der Kern des Dilemmas ist folgender: dass die Lannachska-Kultur nicht in merklichem Ausmaß Hochenergietechnik aufnehmen und fortbestehen kann.
    Die Drak’ho-Völker haben ihre Schwierigkeiten, müssen aber keine unmöglichen Entscheidungen fällen. Heutzutage sind nur wenige von ihnen Seeleute. Allerdings unterscheiden sich die festen Wohnsitze an Land nur wenig von ihren Häusern auf den Flößen früherer Zeit. Reguläre Beschäftigung ist eine Tradition, körperliche Arbeit wird noch als ehrenhaft angesehen, mechanische Fähigkeiten und eine allgemein technophile Haltung gehören zu der gesellschaftlichen Atmosphäre, die ihre Angehörigen von Geburt an atmen. Obwohl Maschinen die meisten Drak’hoas der körperlichen Anstrengung entbinden, die ihnen einmal menschenähnliche Libido schenkte, erhalten sie sie durch systematische Körperertüchtigung (oder, in zunehmend zahlreichen Fällen, durch Medikamente) aufrecht, da die Kernfamilie weiterhin der Grundbaustein ihrer Zivilisation bleibt.
    Als Landwirte,

Weitere Kostenlose Bücher