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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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immer Sie?«
    »Sie erwarten nicht, dass ich Ihnen das mitteile. Ich will zugeben, es ist offensichtlich, dass Teilnehmer an ephemeren Affären in meiner Spezies sehr selten sind. Sie haben solche Dinge beiseitegelegt, ehe Ihre Art sich zu Affen entwickelt hatte.«
    »Und wieso sind Sie anders?«
    »In der Aktion finde ich Kunst; und jede Kunst ist ein philosophisches Werkzeug, mit dessen Hilfe wir vielleicht um ein Atom tiefer in das Geheimnis vorstoßen können.«
    Flandry musterte Aycharaych kurz, ehe er murmelte: »Ich bin einmal auf ein Gedicht gestoßen, in Übersetzung – es ist ein Jahrtausend alt oder noch älter –, das mir nicht aus dem Sinn ging. Es berichtet, wie Pan – Sie kennen unsere Mythen der klassischen Antike – … Pan steht am Fluss, platscht umher, seine Ziegenhufe brechen Lilien ab, und schließlich pflückt er ein Schilfrohr und höhlt es aus, ungeachtet des Schmerzes, den es fühlt; die Musik, die er darauf bläst, bezaubert den ganzen Wald. So sehen Sie sich und das, was Sie tun?«
    »Ach ja«, erwiderte Aycharaych, »Sie denken an die letzte Strophe, glaube ich.« Leise:
     
    »Doch halb ein Tier ist der große Gott Pan,
    Zu lachen, wie er da sitzet am Flusse,
    Macht aus dem Menschen einen Dichter;
    Die wahren Götter seufzen um die Kosten und den Schmerz,
    Um das Rohr, das nimmermehr wächst
    Als Rohr im Röhricht am Flusse. «
     
    Verdammt!, dachte Flandry. Ich sollte ihm nicht andauernd gestatten, mich zu überraschen.
    »Mein Freund«, fuhr Aycharaych sanft fort, »auch Sie spielen: eine satanische Rolle. Wie viele Leben haben Sie aus der Bahn geworfen oder abgekürzt? Wie viele sollen noch folgen? Würden Sie protestieren, wenn durch die Zufälle der Geschichte meine Sonne statt vom Roidhunat vom Imperium umgeben wäre? Oder wenn Sie in die Reihen der Menschen geboren wären, die Merseia dienen? Wahrlich, dann hätten Sie vielleicht ein herzliches Leben verbracht.«
    In Flandry stieg der Zorn auf. »Ich weiß schon«, versetzte er. »Wie oft habe ich es gehört? Terra sei alt, müde und korrupt, Merseia jung, vital und rein. Vielen Dank, aber soweit das wahr sein sollte, ziehe ich es in meiner Anomie, meinem Zynismus und meiner existenziellen Verzweiflung vor, meine Tage in Kadenz und Hurrarufen – die ich zu allem Übel auch noch ernst meine – zu verbringen, wenn der Glorreiche Anführer vorbeireitet. Außerdem … das Sinnbild, das jeder Eroberer, ja jeder selbstlose Befreier auf dem Schild zu führen verpflichtet sein sollte, sind ein kleines Mädchen und ihr Kätzchen am Bodennullpunkt einer Kernexplosion.«
    Er stürzte seinen Cognac hinunter und schenkte sich nach.
    Er beruhigte sich wieder. »Ich vermute«, sagte er schließlich, »dass Sie im Grunde Ihres Herzens gern das Gleiche sagen würden.«
    »Nicht mit diesen Worten«, erwiderte Aycharaych. »Sentimentalität bekommt uns beiden nicht. Oder Mitgefühl. Verzeihen Sie die Frage, aber trinken Sie nicht ein wenig übermäßig?«
    »Kann schon sein.«
    »Da Sie sich wohl nicht so sehr betrinken werden, dass ich Ihnen heimlich den Gedankenschirm abschalten kann, wäre ich dankbar, wenn Sie einen klaren Kopf bewahren könnten. Es ist lange her, seit ich mich zum letzten Male am Diskurs über Terras vergangene Pracht erfreut habe, oder auch nur über ihre heutigen Freuden. Kommen Sie, reden wir, bis die Sterne zur Ruhe gehen.«
     
    Am Morgen eröffnete Flandry Susette, dass er einige Tage lang den Planeten mit ultraempfindlichen Instrumenten abtasten müsse, aber danach zurückkehren werde.

 
X
     
    Schatten und Flügelschlag überfielen Kossara. Sie blickte von dem gewellten, gelbbraun bewachsenen Boden auf, den sie erreicht hatte, nachdem sie aus dem Wald getaumelt war. Vor dem Hintergrund der Wolken und des pflaumenblauen Himmels senkte sich ein Diomedaner herab. Sie blieb stehen. Die Beine zitterten ihr vor Müdigkeit. Wind umspielte sie. Er roch nach feuchter Erde und, aus einem unerfindlichen Grund, nach Fels.
    Das Ende meiner Suche. Ihr Herz schlug heftig. Aber was finde ich nun? Kameraden und Vertrauen oder eine Rückkehr meiner Strafe?
    Der Eingeborene landete. Er war ein Mann, trug über der Brust gekreuzte Gurte und war mit einem Messer und einem Gewehr bewaffnet. Er musste auf der Jagd gewesen sein, als ihm der bemerkenswerte Anblick eines einzelnen Menschen ins Auge fiel, der schmutzig, fußkrank, ohne Karte und Kompass durch die Wildnis irrte. Er stieß die gutturalen Laute seiner eigenen Sprache

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