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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Wangen. »Er hatte keine Chance – ich brauche niemanden, der mich rächt.«
    »Aber Ihr Volk vielleicht«, erwiderte er ruhig.
    Nach einer Sekunde beugte er sich vor, sah ihr in die Augen und fuhr fort: »Beginnen wir mit den Erklärungen von meinem Standpunkt aus. Bitte folgen Sie meinen Erfahrungen und Überlegungen, dann gelangen Sie hoffentlich zu den gleichen Schlüssen wie ich. Sie sind verbittert, und dazu haben Sie mehr Gründe, als Sie im Augenblick ahnen. Trotzdem halte ich Sie für intelligent, gerecht und, ja, genügend hart im Nehmen, um die Wahrheit zu erkennen, auch wenn sie in Sack und Asche zu Ihnen kommt.«
    Kossara ermahnte sich, dass sie gelassen und wachsam bleiben müsse wie eine Katze – wie Butterfuß, als sie noch klein war … Sie trank. »Nur zu.«
    Flandry füllte seine Lungen. »Der Gospodar und die Dennitzaner allgemein sind wütend über Hansens Plan, die Miliz aufzulösen und sie voll und ganz von der Navy abhängig zu machen«, sagte er. »Und das, nachdem sie ihn während des Bürgerkriegs unterstützt hatten! Es gibt, wie es unvermeidlich ist, noch weitere Reibungspunkte, und es ist nicht mehr undenkbar, sich abzuspalten oder den herrschenden Kaiser gewaltsam abzulösen. Dennitza hat seine eigene, tiefverwurzelte, lebendige Kultur, der Terra fremd ist und recht verachtenswert erscheint – eine Kultur, die merseianisch beeinflusst ist, sowohl direkt als auch durch das … Zmay-Element in Ihrer Bevölkerung.
    Gewiss, Sie waren lange die vorderste Front des Widerstands gegen das Roidhunat. Allerdings können sich solche Haltungen quasi über Nacht ändern. In der Geschichte wimmelt es von Beispielen. Die rebellierenden nordamerikanischen Kolonien Englands etwa riefen die Franzosen zu Hilfe, gegen die sie zwei Jahrzehnte zuvor noch gekämpft hatten, oder zwei Jahrhunderte später verbündete sich Amerika erst mit den Russen gegen Deutschland, dann machte es eine Wende um hundertachtzig Grad …« Er hielt inne. »Das sagt Ihnen überhaupt nichts, richtig? Macht nichts. Sie erkennen die Mechanismen sicherlich auch an Ihrem eigenen Fall. Ihre Treue gilt Dennitza. Was Sie tun und wen Sie unterstützen, hängt ganz davon ab, was Ihrer Ansicht nach für Dennitza das Beste ist. Richtig? Ja, das ist vollkommen richtig und gesund, aber es kann einen verdammt in die Irre führen.«
    »Sind Sie also ein Terra-Loyalist?«, wollte sie wissen.
    Flandry schüttelte den Kopf. »Ein Zivilisations-Loyalist. Und das ist eine recht dünne, abstrakte Sache; ich frage mich immer wieder, ob wir die Zivilisation erhalten können und ob wir es überhaupt sollten.
    Nun sind Interessenkonflikte etwas Normales. Kompromisse ebenfalls, besonders mit einem wertvollen tributpflichtigen Staat wie Dennitza – vorausgesetzt, er bleibt tributpflichtig. Nun hatten uns schwere Vorwürfe erreicht, dass Dennitzaner eine Revolte auf Diomedes anstacheln wollten, vermutlich in Vorbereitung eines eigenen Aufstands. Seiner Majestät Regierung war nicht bereit, sofort zu Gewalt zu greifen, denn damit hätte man ganz sicher den Ärger herbeigeführt, den wir uns kaum leisten können, und zwar vermutlich eher unnötig. Aber untersucht werden musste die Angelegenheit schon.
    Und ich, ich erfuhr von einer jungen Dennitzanerin hoher Herkunft, die bei subversiver Aktivität auf Diomedes festgenommen worden war. Ihre eigenen, auf lückenhaften Erinnerungen beruhenden Aussagen, ihr unverhohlener Hass auf das Imperium, alles schien diese Vorwürfe zu bestätigen. Als man mich bat, mich mit der Frage zu befassen, was blieb mir da anderes übrig, als Sie mitzunehmen?«
    Er seufzte. »Ein schrecklicher Fehler. Wir hätten direkt nach Dennitza reisen sollen. Aber im Rückblick ist man immer schlauer, während man beim Vorhersehen kurzsichtig, astigmatisch, schielend und betrunken ist. Nur kann ich nicht einmal das zu meiner Entschuldigung anführen. Ich hatte von Anfang an die Wahrheit vermutet. Aber anstatt nach Dennitza zu reisen, um zu sehen, ob ich meine Ahnung beweisen kann oder nicht …« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich hätte Sie nie auf diese Weise in Gefahr bringen dürfen, Kossara!«
    Erstaunt dachte sie: Es schmerzt ihn wirklich. Ganz ehrlich.
    »A-a-ah«, machte Flandry. »Ich bin ein skrupelloser Bastard. Lieber Jäger als Gejagter, und hat man heutzutage noch eine dritte Wahl? Das dachte ich zumindest. Sie … waren nur ein Menschenleben unter vielen.«
    Er drückte seine Zigarette aus, sprang von der Bank und

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