Flandry 6: Schattenwelt
das waren auch Merseianer?«
»Sie waren Menschen«, sagte Flandry tonlos, während er sich in eine etwas normalere Sitzhaltung entfaltete. »Sie waren vereidigte Angehörige des Nachrichtenkorps der Imperialen Navy Terras. Aber, ja, sie dienten Merseia. Sie trafen ein, um zu ›ermitteln‹ und dadurch den Hinweisen auf Dennitza Glaubwürdigkeit zu verleihen, die ihre früher gelandeten Kameraden schon verbreitet hatten.
Das Imperium sollte dem Gospodar gegenüber äußerst misstrauisch werden – verstehen Sie? Das Imperium muss Maßnahmen gegen ihn ergreifen. Es kann sich nicht leisten, noch länger zu zögern. Damit aber zwingt es den Gospodar zu reagieren – ihm war bereits Grund gegeben worden, den guten Absichten der Terraner zu misstrauen …«
Flandry drückte seine Zigarette aus, trank, stellte die Ellbogen auf den Tisch und sagte ganz leise, sein Gesicht nahe an ihrem:
»Er wird Gerüchte gehört und jemanden ausgeschickt haben, dem er traut, um sie zu überprüfen. Aycharaych – ihn beschreibe ich später – Aycharaych aus dem Roidhunat wusste, dass höchstwahrscheinlich Sie diese Person sein würden. Er machte sich bereit. Ihre Beschuldigung, soweit es Terra anging – Ihre Demütigung, wie Dennitza es sehen musste – verstehen Sie? Für sich genommen nicht ausreichend, um einen Krieg zu provozieren. Dennoch, erinnern Sie mich, dass ich Ihnen einmal die Geschichte vom Krieg um Jenkins’ Ohr erzähle. Nationen, die am Rand des Krieges stehen, brauchen keinen großen Schubs, um in den Abgrund zu stürzen.
Ich habe etwas darüber erfahren, wie man Sie in die Falle gelockt hat, nachdem Sie Diomedes erreicht hatten. Den Rest können Sie mir erzählen, wenn Sie wollen. Denn wenn Aycharaych keine Trugbilder schafft, arbeitet er mit dem Bewusstsein. Er hat die Auslöschung ihres Gedächtnisses geleitet. Er hat die falschen Erinnerungsfetzen implantiert, die Sie mit sich herumtragen, und auch den Hass auf das Imperium. Mithilfe seiner unheimlichen telepathischen Fähigkeiten, die ihm erlauben zu überwachen, was Medikamente, Elektronik und Hypnose mit einem Verstand anstellen, gelingt ihm, wozu sonst niemand fähig ist.
Aber ich glaube nicht, dass er vollkommen ausgelöscht hat, was wirklich war. Dann hätte man Ihnen die Manipulation zu deutlich angemerkt. Ich glaube, Sie tragen den Großteil der Wahrheit noch in sich, nur verbrämt und tief begraben.«
Sie zog zischend Luft zwischen den Zähnen ein. Über der Tischplatte ballte sie die Fäuste. Er legte eine Hand darüber, groß und sanft.
»Ich hoffe, ich kann Ihnen zurückbringen, was Sie verloren haben, Kossara.« Die Worte schienen ihm nur schwer über die Lippen zu kommen. »Und Sie von den konditionierten Gefühlsreaktionen befreien. Es ist hauptsächlich eine Frage der Psychotherapie. Ich bestehe nicht darauf. Fragen Sie sich selbst: Können Sie mir so weit vertrauen?«
XII
Die Krankenstation umfasste nur eine Kabine, aber sie war erstaunlich gut ausgestattet. Kossara trat mit zugeschnürter Kehle und trockener Zunge ein. Flandry und Chives standen hinter einem Operationstisch. Ein elektronisch ausgerüsteter Helm, über dem Kissen ausgeschwenkt, hing wie ein hässliches Arachnoid in der Luft. Das schwache Murmeln des Antriebs, der Belüftung, der Service- und Lebenserhaltungsgeräte schien einen schrilleren Ton angenommen zu haben.
Flandry hatte alle Extravaganz beiseitegestellt. In seinem einfachen grünen Overall stand er aufgerichtet da und sagte ohne die Spur eines Lächelns: »Noch können Sie Ihre Entscheidung widerrufen. Lassen Sie mich erklären, ehe wir weitermachen. Chives und ich haben so etwas schon getan, und wir sind kein schlechtes Team, aber keine Profis.«
So etwas … Muhammed Snell musste vor kurzem auf der gleichen Matratze gelegen haben, in der von wilden Träumen bevölkerten Hilflosigkeit der Narkosynthese, während jener Mann ihn ausgequetscht und dann ein rasch wirkendes Gift injiziert hatte. Sollte ich den Imperialisten nicht fürchten? Kann ich es wagen, Verbündete eines Mannes zu werden, der ein vernunftbegabtes Wesen behandelt hat wie Schlachtvieh?
Ich sollte indigniert sein. Das bin ich aber gar nicht. Und ich fühle mich auch nicht schuldig deswegen.
Nun, rachsüchtig bin ich auch nicht. Wenigstens nicht sehr. Ich erinnere mich, wie Mihail Svetich starb, in einem Krieg, von dem Flandry sagt, unsere Feinde wollten ihn neu entfachen.
Sagt Flandry … Sie hörte ihn aus der Ferne.
»Dies hier ist
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