Flandry 8: Agentin des Imperiums
Niederlassung Zacharias im Blick hatte, musste doch nichts bedeuten, oder? Zu anderen Zeiten strich er untätig umher; wenn niemand zusah, erkletterte er manchmal unbewohnte Äste, aus deren Blattwerk er ungesehen observieren konnte; er ließ die Niederlassung selten aus den Augen, und wenn, dann nur, wenn es mit Diana abgesprochen war und sie für ihn übernahm.
Die junge Frau verbrachte ihre Zeit damit, dass sie »viel rumschnüffelte und die Leute beobachtete«, und deshalb war es keine Überraschung, dass auch sie sich gelegentlich unter dem Kura-Baum flegelte und alles anschaute, was vorüberzog. Cynthianer blieben oft stehen, um mit ihr schlagfertige Bemerkungen auszutauschen. Mehrere menschliche Bewohner Lulachs männlichen Geschlechts taten das Gleiche und versuchten sie zu überreden, sie woandershin zu begleiten. Einige dieser Einladungen nahm sie an, aber nur, wenn Targovi Wache hielt, und auch dann – wie die Männer rasch feststellten – lediglich, um Sehenswürdigkeiten anzuschauen, Kanu zu fahren oder in einer Taverne etwas zu trinken und ein wenig zu tanzen.
Sie hatte Axor überredet, die Arbeit, die ihm angeboten worden war, noch nicht anzunehmen und auf etwas Besseres zu hoffen. Er wanderte oder schwamm viele Kilometer und pflegte sich ansonsten vor einem Terminal auszubreiten, das ihm Bücher aus der öffentlichen Datenbank anzeigte. Als Diana ihn fragte, ob er sich denn einsam fühle, erwiderte er: »Aber nein. Du bist sehr freundlich, dass du an mich denkst. Doch ich habe immer Gott, und ich schließe einige wunderbare neue Freundschaften. Erst gestern habe ich Montaigne besucht.« Sie fragte nicht, wer das sei, denn ihr fehlte die Zeit, sich seine stundenlange Schilderung anzuhören.
Da Targovi die meisten Wachen hielt, war es nur wahrscheinlich, dass Pele unter seinen Augen aus dem Gebäude kam. Es geschah an einem wolkigen Nachmittag, als die Gerüche der Wildnis feucht und beißend in der windstillen Hitze standen. Dennoch durchfuhr ihn ein Prickeln. Sie war regelmäßig herausgekommen, um Besorgungen zu machen, die stets gewöhnlicher Natur waren, oder sie sattelte ein Pferd, das sie am Gasthaus einstellte, und ritt darauf in die Nacht davon, über Jagdwege, die durch den Wald führten. Dabei konnte er sie nicht verfolgen, und er bezweifelte, ob diese Ausritte eine Rolle spielten. Heute ging Pele eilig, eine Zielstrebigkeit in den Schritten, die er auch in ihrem Gesicht zu erkennen glaubte; und der Weg, den sie zwischen den Bäumen einschlug, führte in einem Bogen zum Flugplatz.
Targovi hatte gerade einem halben Dutzend Cynthianer und den Kindern, die sie mitgebracht hatten, Märchen erzählt. In dieser Hinsicht erlangte er immer größere Beliebtheit. »… und so«, sagte er hastig, »erfuhren die Kriegerin Elgha und ihre Gefährtinnen von der weisen Frau Dzhannit, dass sie sich zum Tor der Bösen Wurzel begeben mussten. So Unheil verkündend dies klang, Dzhannit versicherte ihnen, dass jenseits davon Weisheit liege – kein Geld, wie Terraner vielleicht angenommen hätten, sondern das Wissen um viele neue Dinge. Lang und beschwerlich würde die Straße sein, auf der sich mehr Abenteuer ereignen sollten, als jetzt erzählt werden können.« Auf den Protestchor sagte er: »Nein, nein. Ich darf euch nicht über eure Bettzeit hinweg wachhalten. Außerdem sieht es nach Regen aus, und wir unterbrechen lieber jetzt als, sagen wir, in dem spannenden Kampf mit dem schrecklichen, gefräßigen Ungeheuer Fa. Morgen, meine Lieben, geht es weiter.«
Als er mit der höchsten Geschwindigkeit davonschoss, die seine an hohe Schwerkraft gewöhnten Muskeln erzielen konnten, fragte er sich, ob er die Geschichte wirklich je beenden würde. Nun, wenn nicht, würde vielleicht eines Tages eines der Kleinen, mittlerweile erwachsen, sie auf Imhotep hören und sich an ihn erinnern; oder, eine freundlichere Hoffnung, ein anderer Tigery käme nach Lulach und würde gebeten, sie zu erzählen.
Pele war aus der Sicht verschwunden. Das war wünschenswert. Sie durfte nicht wissen, dass sie verfolgt wurde. Targovis Fühler witterten die schwache Spur ihres individuellen Duftkomplexes in der Luft. Ja, sie war ganz gewiss zum Flugfeld unterwegs. Er verlangsamte seinen Spurt zu einem lautlosen, lässig aussehenden Schlenderschritt, der ihn in jeden Schatten und hinter jeden Baumstamm führte, den er fand. Das Gemenge aus Stadt und Wald war für jeden Detektiv ein Segen.
Es war ferner der Grund, weshalb Flugwagen sich
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