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Flandry 8: Agentin des Imperiums

Flandry 8: Agentin des Imperiums

Titel: Flandry 8: Agentin des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Menschen dabei sehen konnten. Targovi hatte auf Nebel oder Regen gewartet, welche eine relative Dunkelheit gespendet hätten, in der er mit seinem Sehvermögen im Vorteil gewesen wäre.
    Nun, er konnte nicht mehr warten.
    Er ließ den Campus hinter sich und folgte der Straße in einem Trott, der unter den Umständen nachvollziehbar aussehen musste, bis sie an einem Park vorbeiführte. Dort kürzte er ab. Bäume überdachten Gras. Targovi verschwand im Halbdunkel. An dessen anderem Ende legte er sich auf den Bauch und wurde zu einer fließenden Bewegung, die durchaus ein Spiel der vom Wind getriebenen Wolkenschatten sein konnte.
    Von da an war er ein Tigery-Jäger auf der Pirsch. Er nutzte jede Deckung und im offenen Gelände jeden Kniff, die Sinne geschärft für jedes Flackern, jedes Schlurfen, jeden Geruch jedes Erschauern, für Hinweise und Spuren, für die es in menschlichen Sprachen nicht einmal Wörter gab. Oft erstarrte er minutenlang, wenn ein Mensch vorüberging, manchmal so dicht, dass er den Mann oder die Frau hätte berühren können. Wären Hunde unterwegs gewesen, hätte er etliche dieser scheußlichen Kreaturen töten müssen, doch zum Glück besaßen die Zacharier einen zu guten Geschmack, um diese Tiere zu halten. Wie auch immer, er brauchte über eine Stunde, bis er sein Ziel erreichte.
    Es stand hoch in den Bergen, am Rande des besiedelten Gebietes. Eine fünf Meter hohe Mauer mit dreißig Metern Kantenlänge umgab ein für Besucher verbotenes Areal. Als Heimdali ihn herumführte, hatte sich Targovi erkundigt, was sich darin befand. »Verteidigung«, hatte der Zacharier geantwortet. »Sie wissen es vielleicht nicht, aber nach dem Vertrag sind wir für die Verteidigung unserer Insel verantwortlich – natürlich nicht gegen Angriffe aus dem All, denn das ist Aufgabe der Navy, aber gegen jeden feindlichen Verband, der vielleicht durchbricht oder über die Oberfläche anrückt. Wir halten unsere Abwehranlagen instand. Diese hier schützt Janua.«
    Wächter, jawohl. Flach an den Boden gepresst, spürte Targovi ein fernes Zittern. Etwas war unter ihm entlanggefahren. Nun, er hatte bereits per Augenmaß abgeschätzt, dass der Raumhafen – zu dem Außenstehende ebenfalls keinen Zutritt hatten – gleich gegenüber auf der anderen Seite des Bergzugs lag. Ein Verbindungstunnel war nur logisch.
    Sein Blick schweifte umher. Über der ausgedehnten Steinmauer bildete der Kamm der Mengzi-Hügel eine graue Fläche, hinter der die Gipfel des Hellas-Gebirges schimmerten. Schroffe Hänge stürzten zu Tal, mit vielfachen Schatten und Glanzlichtern aus Frost. Der Fluss Averroes war stellenweise als Funkeln zu sehen. Er stürzte in den Glanz der Bucht. Phosphoreszenz schrieb Runen auf die Wasserfläche. Hinter Targovi waren Erdboden, Kiesel, stachliges Unkraut, Tau.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Festung zu. Nein, begriff er, es handelte sich um keinen Wehrbau wie den, zu dem einmal St. Barbara gehört hatte. Es musste ein Leitstand für Raketenfeuer sein, Energiestrahler, Flugzeuge und was noch in der Umgebung stationiert war. Er bezweifelte, dass es viel sein konnte. Daidalos hatte lange unter dem Schutz des Imperiums gestanden. Nun unterstand der Planet Magnusson, doch das machte unmittelbar keinen Unterschied aus. Daher, folgerte Targovi, war die Sicherheit lax. Die Zacharier hätten keinen Grund, streng zu sein, schon seit Jahrhunderten nicht, und wenn die Anforderungen sich über Nacht geändert hätten, konnten Neuorganisation und Drill noch längst nicht erledigt sein.
    Dennoch, es bedurfte nur eines einzelnen Alarms, oder später einer einzigen Kugel, eines einzigen Energiestrahls oder Flugtorpedos …
    Aus diesem Grund befasste er sich gar nicht erst mit dem Tor, von dem sich eine Straße fortwand. Stattdessen glitt er zu einem hinreichend weit entfernten Punkt, wo er im Dunkeln stehen und die Wand betrachten konnte. Sie war leicht abschüssig, was ihre Stabilität erhöhte. Als Material hatte man naturbelassenen Stein verwendet, ursprünglich vielleicht mit dem Hintergedanken, dass niemand mit Saugsohlen an dieser Mauer hochklettern konnte – oder war der Gedanke schon zu albern? Die Erosion hatte die rauen Steinblöcke geglättet, aber zugleich den Mörtel bröckeln lassen. Ein Mensch hätte die Wand nie erklimmen können, doch ein Tigery vermochte es vielleicht dank seiner Kraft, seiner Krallen und einem Sehvermögen, das sich an schlechtes Licht anpasste. Targovi fand keinerlei Hinweise auf

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