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Flandry 8: Agentin des Imperiums

Flandry 8: Agentin des Imperiums

Titel: Flandry 8: Agentin des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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eingebaute Warnsysteme. Warum sollten sie existieren? Wer oder was wäre so verrückt zu versuchen, über die Mauer in die Anlage zu kommen?
    Als typischer Vertreter seiner Spezies hielt Targovi nicht inne, um sich Gedanken um seinen Geisteszustand zu machen. Außer dem Gefühl eines Jägers hatte er wenig, wonach er gehen konnte. Was hinter der Mauer lag, vermochte er kaum zu erraten. Schmerzlich vermisste er die Waffen und die Ausrüstung, die in seinem Schiff versteckt waren. Dennoch sah er sich nicht als unvorsichtig. Er führte lediglich etwas aus, von dem er bereits beschlossen hatte, es tun zu müssen.
    Nach langer und eingehender Studie hatte er sich einen Weg ausgewählt. Er kroch rückwärts, bis er meinte, weit genug von der Mauer entfernt zu sein, um Anlauf nehmen zu können. Indem er Augen, Ohren und Fühler über die Büsche hob, suchte er nach möglichen Zuschauern. Niemand zeigte sich. Dann lieber rasch, ehe es sich änderte! Targovi sprang auf und rannte los.
    Tigerys mit guter Kondition erreichen unter Standardschwerkraft beim Sprinten eine Geschwindigkeit, die die eines Menschen bei Weitem übertrifft. Allein der Schwung trug Targovi ein gutes Stück an der Barriere hoch. Finger und Krallen besorgten das Übrige; er brauchte nur einen Augenblick lang seine Hebelkraft einzusetzen und war zu rasch, um den Halt zu verlieren und zu fallen. Rasch überquerte er die Mauerkrone, stürzte, landete auf Fußballen, die den Aufprall größtenteils absorbierten, fing den Rest mit gummiartigen Muskeln auf und tauchte sofort in Deckung.
    Diese Deckung fand er hinter einer Hecke. Wenn ihn schon jemand gesehen hatte, nützte sie ihm kaum etwas. Nach einer Minute, ohne etwas zu hören oder zu riechen, riskierte er einen Blick. Das Gelände war menschenleer. Seine Bereitschaft wechselte von Kampf-oder-Flucht zu Verstohlenheit.
    Ein Garten umgab ein recht großes Gebäude. Obwohl es nicht vernachlässigt wirkte, verriet sein Aussehen lediglich minimale Pflege. Diese Beobachtung unterstützte Targovis Vermutung, dass dieser Posten bis vor Kurzem kaum benutzt worden und noch immer schwach und nachlässig bemannt war. Warum auch nicht? Welchen Bedarf hatten die Zacharier für militärische Fertigkeiten gehabt, seit Daidalos unter die Pax Terrania gekommen war? Welchen Grund hätten sie selbst jetzt, sich über Eindringlinge Gedanken zu machen? Dennoch blieb Targovi vorsichtig. Sein Wagnis war bestenfalls wild zu nennen.
    Als Erstes Fluchtwege finden. Zwei große Eichen boten eine Rückzugsmöglichkeit. Ein Mensch konnte von ihren höheren Ästen unmöglich auf die Mauerkrone gelangen, ein Tigery sehr wohl. Den Wegen ausweichend, schlich Targovi von Hecke zu Busch. Das Gebäude ragte düster im Halbdunkel des Himmels vor ihm auf. Es war ebenfalls alt und vom Wetter geglättet; es besaß das gleiche Spitzdach wie die Häuser weiter unten, aber ihm fehlte deren Anmut. Obwohl es zahlreiche Fenster und Türen besaß, blieb es ein abweisender Block. Am hinteren Ende brannte hinter zweien dieser Fenster Licht.
    Sie bestanden aus einfachem Vitryl. Targovi glitt näher und spähte an einer Ecke hindurch. Atem zischte zwischen seinen Reißzähnen heraus. Am ganzen Leib stellte sich das Fell auf. Er sah die endgültige und niederschmetternde Bestätigung seiner … Befürchtungen? Erwartungen? Vermutungen? … Die Beute, deren Spur er verfolgt hatte, stand in ihrer Schrecklichkeit vor ihm.
    Die Fenster gehörten zu einem Zimmer mit kahlen Wänden, wenigen Möbeln und einer benachbarten Nasszelle. Den meisten Platz nahm ein Tisch mit einem Computersystem ein. Obwohl die Ingenieurskunst allen solchen Geräten eine grundsätzliche Ähnlichkeit auferlegt, sah Targovi deutlich, dass dieser Rechner nicht im Terranischen Imperium hergestellt worden war. Und schwarz uniformiert, am Koppel einen Strahler, ein Gewehr bei Fuß, stand daneben ein Merseianer Nachtwache.
    Eine lange Weile verharrte Targovi reglos am Fenster. Ringleuchten und Wolkenschatten, Windseufzen im Laub, Gerüche nach grünem Leben, die Rauheit des Steins unter seinen Handflächen, alles erschien unversehens fern, Gegenstände eines Traumes, vor der Wirklichkeit, der er gegenüberstand. Was nun?
    Am vernünftigsten wäre es gewesen, sich unbeobachtet zurückzuziehen, Schweigen zu wahren, sich von den Zachariern aufs Festland bringen zu lassen, das Nachrichtenkorps der Navy zu verständigen.
    Und das wäre die Krönung des Irrsinns, dachte er. Was war geschehen, als er

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