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Flandry 8: Agentin des Imperiums

Flandry 8: Agentin des Imperiums

Titel: Flandry 8: Agentin des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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gewöhnt, den armen gestrandeten Händler zu sehen, dessen Hoffnung auf Geschäfte zerronnen war und der sich offenbar treiben ließ. Wenn er heute so schnell rannte, nun, dann brauchte er die Bewegung. Fröhlich genug schaute er drein.
     
    Der Sonnenring hatte sich im Osten zu einem breiten, leuchtenden Bogen zusammengezogen. Der Himmel darüber war nahezu weiß; nur wenige vergoldete Wolken waren zu sehen. Nach Westen vertiefte sich das Blau. Tau funkelte auf dem Gras. Singvögel zwitscherten. Ein rotes Eichhorn schoss über einen Ast. Hier und da zogen Gelehrte von Haus zu efeubewachsenem Haus. Es wäre schwierig gewesen, sich eine unschuldigere Szenerie vorzustellen.
    Als Targovi sich in das Hospiz einließ, vermisste er Dianas Geruch. Er ging zu ihrem Zimmer und lugte hinein. Das Bett war unbenutzt. Einen Augenblick lang stand er unentschlossen in der Tür. Sollte er versuchen, sie zu finden? Der Zeitverlust konnte sich als fatal erweisen. Andererseits konnte ein drittes Mitglied seiner Gruppe gerade die Waage neigen, und die Götter wussten, dass das meiste Gewicht im Moment auf der falschen Schale lag … Und was war mit seiner Schwester selbst? Konnte er sie zwingen, seine Gefahr zu teilen? Wäre sie am sichersten, wenn sie zurückblieb? Vielleicht. Die Zacharier gaben sich vielleicht mit einem Verhör zufrieden und taten ihr nichts zuleide. Wenn sie sich mit Kukulkan im Bett gewälzt hatte, besaß er vielleicht den Anstand, sich für sie einzusetzen … Aber vielleicht unterzogen die Zacharier sie auch Schrecklichem, aus Furcht oder aus Trotz. Vielleicht fühlte sich keiner von ihnen in irgendeiner Weise einer Geliebten von außerhalb verpflichtet.
    Entscheidung. Targovi konnte nicht ganz Janua nach ihr absuchen. Doch wenn sie dort war, wo er es für wahrscheinlich hielt, dann wäre sie nicht allzu weit entfernt. Er ging an das Computerterminal und rief das Adressverzeichnis ab. Kukulkans Anschrift erschien auf dem Bildschirm. Die Häuser waren unnummeriert, aber die Straßen hatten Namen und jedes Haus seine Koordinaten. Akazienallee … jawohl … Targovis scheinbar ziellose Wanderungen, während Axor disputierte und Diana flirtete, hatten den Zweck verfolgt, die Geografie kennenzulernen. Die Akazienallee lag südlich vom Hospiz und bedeutete gar keinen Umweg, wenn man versuchte zu entkommen.
    Er trat in das Zimmer des Wodeniten. Auf einem Sitz aus Matratzen ausgebreitet, füllte Axor es ganz aus. Sein Atem klang wie Brandung an den Riffen im Meer. Targovi schob sich an dem schuppigen Leib vorbei, beugte sich über die Schnauze und griff in die Nasenlöcher. Sie, so hatte er entdeckt, waren die empfindlichste Stelle. Vorsichtig drückte er zu. Hornige Lider zuckten unter zerklüftete Brauenkämme zurück. Eine Reihe von Zähnen, die sowohl zum Reißen als auch zum Zermalmen dienten, blitzten auf. »Ochla, hoo-oo, ksüan ngunggung«, grollte es zwischen ihnen. »Was denn, he, was ist los, was soll das?«
    »Schnell!«, wisperte Targovi. »Folge mir. Ich bin auf etwas Einmaliges gestoßen. Es hält nicht an. Du musst es unbedingt sehen.«
    »Wirklich? Ich war lange wach und habe gelesen.«
    »Bitte. Ich flehe dich an. Du wirst es nicht bedauern.«
    »Na schön, wenn du darauf bestehst.« Hufe knallten, der Boden knarrte, Axors Schweif schrappte über eine Wand. Er folgte Targovi hinaus und über den Rasen. Die Zacharier, die bereits auf den Beinen waren, blickten sie zwar an, setzten ihren Weg jedoch fort. Die Xenosophonten waren nichts Neues mehr.
    Wo einige majestätische Bäume eine Bank beschatteten, blieb Targovi stehen. »Es ist eine unangenehme Überraschung«, warnte er. »Halte deine Gefühle im Zaum. Gib nichts preis.«
    »Was?« Der Wodenit blinzelte. »Aber du hast gesagt …«
    »Ich habe gelogen. Hier ist die Wahrheit. Ringle dich zusammen. Du musst abschirmen, was du nun sehen wirst.«
    Targovi hockte sich nieder und zog sein Bündel unter der Bank hervor, wo er es zurückgelassen hatte. Er löste die Knoten. Sichtbar wurden drei Datenträger, ein Handstrahler und ein Gewehr, die nicht in der Technischen Zivilisation hergestellt worden waren, und etwas, das er in ein feuchtes rotes Handtuch gehüllt hatte. Der Tigery schlug das Tuch zurück. Axor konnte ein geysierartiges Aufkeuchen nicht unterdrücken. Vor ihm lag der abgetrennte Kopf eines Merseianers.

 
XX
     
    In der Vergangenheit hatte sich Diana einige Male gut und gründlich geküsst gefühlt. Nun musste sie feststellen, dass ihre

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