Flandry 8: Agentin des Imperiums
sich auf. Sein Gesicht erstarrte. »Lassen Sie das fallen«, sagte er, als gebe er einem Diener eine routinemäßige Anweisung. »Wollen Sie, dass das Mädchen bei einem Schusswechsel getötet wird?«
»Wer würde einen Schusswechsel beginnen?«, versetzte Targovi. Er wies auf ein Fenster. Das Blattwerk verwandelte das junge Tageslicht in ein goldgeflecktes Grün. Wie die meisten Wohngebäude stand Kukulkans Haus, von Bäumen und Hecken abgeschirmt, in einem großen Garten weitab der Straße. Ganz offensichtlich waren die Eindringlinge ungesehen an die Tür gekommen.
Axor drängte sich hinein. Er ging zu Diana, legte die gewaltigen Arme um sie und zog sie so zart wie ihre Mutter an seine gepanzerte Brust. »Mein Liebes, mein Liebes, es tut mir so leid«, dröhnte er leise. »Schrecken ist über uns gekommen. Wäre er dir doch erspart geblieben.«
Eine Minute lang klammerte sie sich fest an ihn. Ihr war, als flössen Kraft und Ruhe aus ihm in sie hinein. Diana trat zurück. Ihr Blick schweifte über die Szenerie und blieb auf Targovi haften. »Erklärung«, forderte sie.
Sein scharlachroten Augen funkelten sie an. »Die Spur, der ich folgte, erwies sich als die richtige«, antwortete er. »Ich folgte ihr in die Höhle der Bestie. Axor, zeig ihr, was ich mitgebracht habe.«
Der Wodenit erschauerte sichtlich. »Muss ich wirklich?«
»Ja. Kein Säumen mehr. Mit jedem Schweifschlag, den wir warten, erhöhen sich die Chancen gegen uns.«
Während Axor ein Bündel aus einer Satteltasche nahm und es aufschnürte, hagelten Targovis Worte gnadenlos herab: »Die Zacharier stehen mit den Merseianern im Bunde. Weiterhin stehen sie auf Magnussons Seite. Folglich müssen die Merseianer Magnusson unterstützen! Du begreifst, was das bedeutet.«
»Nein!«, protestierte sie, »bitte, nein. Unmöglich. Wie soll man das geheim halten? Warum sollten sie so etwas tun?«
Axor beendete seine Aufgabe, und es starrte sie blicklos an.
»Sie sind nicht wie deine Leute«, erinnerte Targovi sie. Während Diana gegen den Schock ankämpfte, hörte sie ihn kaum. »Wir müssen diesen Beweis von der Insel schaffen.«
»Wie denn?«, fragte Kukulkan herausfordernd. Diana sah ihn an, und es schmerzte ihr in den Augen wie Säure. Er stand erschüttert, aber furchtlos vor ihnen. »Wollen Sie einen Wagen stehlen und wegfliegen? Vielleicht hätten Sie dabei sogar Erfolg, auch wenn Sie dabei noch weitere Morde begehen müssten. Trotzdem würden Raketenwerfer und Strahlgeschütze auf Sie feuern, und notfalls würden Kampfflugzeuge Sie verfolgen und abschießen! Alle Funksendungen, die Sie abzusetzen versuchen, werden gestört – nicht dass man ihnen glauben würde. Ein Wasserboot zu benutzen wäre nur albern. Ergeben Sie sich, und ich werde mich für Sie verwenden.«
»So lange leben Sie nicht.« Targovi richtete den Strahler auf ihn. Er hatte ihn auf höchsten Fokus gestellt. Kukulkan zuckte mit keiner Wimper.
»Nein!«, rief Diana und bellte Axor gleichzeitig. Sie setzte mit einem Wortschwall nach: »Wieso willst du ihn zum Schweigen bringen, indem du ihn tötest? Wozu? Der Alarm geht sowieso los, sobald sie den kopflosen Körper von diesem armen Teufel finden. Fessle ihn lieber.«
»Mach du es doch«, knurrte der Tigery. »Beeil dich, aber sei gründlich. Inzwischen überleg dir, ob du mit uns kommen willst. Axor, pack alles wieder ein.«
»Ins Schlafzimmer«, befahl Diana, und ihr entging keineswegs die Ironie dieser Anweisung. »Ach, Kukulkan, das ist furchtbar! Du hast doch nichts davon gewusst, oder?«
Da Targovi ihn mit der Waffe bedrohte, ging er voraus. Im Zimmer wandte er sich um und sagte mit stählerner Härte: »Aber natürlich wusste ich es. Es wäre idiotisch von mir, es abzustreiten. Ich habe dir nichts Böses tun wollen, schöne Frau. Im Gegenteil. Du wärest die Mutter von Königen geworden.«
Sie wischte ihre Tränen ab, zückte das Messer und schnitt ein Laken in Streifen. »Was wollt ihr denn, du und deine Leute? Warum seid ihr zu Verrätern geworden?«
»Dem Terranischen Imperium schulden wir nichts. Unsere Vorfahren hat es unter seine Herrschaft gezwungen, unsere Führung aber verschmäht, die Vision, die die Stammeltern beseelte. Wir selbst dürfen nur auf diesem einen Flecken Land fernab in den Marken des Reiches sein. Wir leben hier wie die angeketteten Gefangenen in Platons Höhlengleichnis, sehen nur flackernde Schatten an der Wand, Schatten, die ein lebendiges Universum wirft. Die Merseianer haben keinen Grund,
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