Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)
richtig?«
Er war geschickt in der Gesprächsführung, das musste Elli ihm zugestehen. Sie fragte sich, wie er wohl ein Gespräch manipulieren mochte, wenn es für ihn um etwas ging?
»Wenn Architektin für Sie ein interessanter Beruf ist, dann ja.«
Unerwartet begeistert rief er aus: »Architektin! Bravo! Ich bin beeindruckt. Dann leben Sie meinen Traum. Eigentlich wollte ich auch Architekt werden. Dafür ist es jetzt wohl zu spät.«
Jetzt verstand Elli, warum Saalfeld dieses Haus gekauft hatte und woher der fundierte Geschmack kam, den man bis ins kleinste Detail spürte. »Und was sind Sie stattdessen geworden?«
»Um es vereinfacht zu sagen, ich verdiene mein Geld mit Geld.«
»Klingt einfach, stimmt. Ein Banker oder ein Kredithai aus der Unterwelt? Oder beides? Die Übergänge sind inzwischen ja fließend. Sind Sie deswegen in Italien?« Die Sache wurde spannend, fand Elli. Sie genoss einen weiteren Schluck Wein.
Saalfeld beobachtete sie dabei und fragte leise an, ob sie ihm auch ein Glas mitgebracht hätte?
»Unter Garantie hat unsere liebe Krankenschwester was dagegen. Und ich befürchte, sie hat allen Grund dazu. Es tut mir leid.«
»Wissen Sie, genau dann schmeckt es doch immer am besten. Wenn es verboten ist. Zeigen Sie Milde. Geben Sie mir auch eine Chance auf Schlaf. Ich versichere Ihnen, ein Glas Rotwein hat noch niemanden umgebracht. Lassen Sie es unser kleines Geheimnis sein!«
Elli sah sich um, gerade so, als könne sie jemand beobachten, und schenkte Saalfeld einen gehörigen Schluck in sein Wasserglas ein.
»Ich erhebe mein Glas auf eine interessante Frau mit Klasse. Leider gibt es davon viel zu wenige.«
Natürlich fühlte sich Elli von seinen Worten geschmeichelt. Da er keinen Grund hatte, ihr unnötig Honig um den Mund zu schmieren, schenkte sie seinen Worten Glauben, wenigstens zum Teil, und nahm sein Kompliment gerne an. »Sie handeln also mit Geld?«
»Mit Währungen, besser gesagt. Ich spekuliere mit Währungsschwankungen. Der kleine Unterschied zwischen dem Wert einer Währung gestern und heute hat mir lange Zeit ein schönes Leben ermöglicht.«
Sie war wenig beeindruckt. »So einer?« Mehr sagte sie dazu nicht.
»Bitte ersparen Sie uns das. Ich hatte heute schon meine Moralpredigt. Sie irren sich, wenn Sie meinen, die Welt stürze allein wegen mir ins Chaos.«
»Aber ganz unschuldig daran sind Sie auch nicht, oder?«
»Die Dinge sind nun mal, wie sie sind. Haben wir uns die Welt und die Zeit, in der wir leben, etwa ausgesucht? Glauben Sie tatsächlich, wenn ich nur noch mit fairem Biokaffee Handel treiben würde, dann wird das Spielkasino geschlossen? Ha, ganz im Gegenteil, dann nimmt einer von den ganz Jungen meinen Platz ein, für die sind Begriffe wie Moral und Ethik so lästig wie die Pickel, die sie gerade erst losgeworden sind.« Mit einem ernsten Gesichtsausdruck unterstrich er seine Worte. »Das können Sie mir glauben!«
»Sie haben wohl die Ehre mit Lutz gehabt? Ja? Keine Sorge, ich richte nicht sofort über Sie. Bei mir haben Sie immer noch eine zweite Chance.«
»Das ist äußerst großzügig von Ihnen. Aber ich denke, diesen Joker werde ich mir noch ein wenig aufheben.«
Kurz lächelten beide und gaben sich ihren Gedanken hin. Saalfeld hüstelte wieder etwas, und schon bereute Elli es, ihm den Wein gegeben zu haben. Doch es bestand noch kein Anlass zu Sorge. Saalfeld schien es besser zu gehen.
Er fragte sie, was für Häuser sie baue? Villen, Krankenhäuser, Schulen oder alles auf einmal? Sei er gar schon einmal auf einem Flughafen gelandet, den sie entworfen habe?
»Da muss ich Sie enttäuschen. Wir reden hier eher von profanem Wohnungsbau, hin und wieder mal ein Einfamilienhaus. Wobei ich bezweifle, dass Sie jemals in einem davon gewohnt oder zumindest genächtigt haben«, amüsierte sich Elli.
»Unterschätzen Sie mich nicht, meine Liebe, ich bin schon in so manchem fremden Stadtteil aufgewacht.«
»Dann hoffe ich aber für Sie, dass Sie sich an die Frau erinnern und nicht an die Architektur des Schlafzimmers?«
»Um ehrlich zu sein, so manches Mal wäre mir ein geschmackvolles Haus lieber gewesen.«
»Ach, tun Sie mal nicht so gefühlskalt«, mokierte sie sich künstlich, doch sie mussten beide lachen.
Saalfeld war in Ordnung. Wenn sie sich länger kennen würden, dann könnten sie sicher so einigen Spaß miteinander haben. Ihr kam wieder das Geld in den Sinn. Sollte sie ihn darauf ansprechen? Sie zögerte. Zunächst unterhielten sie sich
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