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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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äußerst angeregt weiter über das Leben, Architektur, Kunst und auch über seine Frauen, wobei er sich als erstaunlich gesprächig erwies. Elli erfuhr zu ihrem Erstaunen, dass er die Villa Duchessa für seine einzige große Liebe gekauft hatte. Es sollte ihr gemeinsames Zuhause werden. Aber dann hatte ihnen das Leben in Form eines französischen Unternehmers ein Bein gestellt. Der hatte Saalfeld nicht nur mit seinem Charme und viel Zeit, sondern auch mit einer Weltreise auf einem Segelschiff ausgestochen. Die Frau seines Lebens, für die er damals alles aufgeben wollte, hatte ihn verlassen.
    Seitdem hatte sich Saalfeld nie wieder wirklich verliebt. Einzig diesen Mauern gehörte fortan seine ganze Liebe. Und er bedauerte, dass er darin nie genug Zeit verbringen konnte. Auch wenn er immer nur wenige Wochen in Italien war, sorgte er dafür, dass die Villa stets in tadellosem Zustand gehalten wurde. Allein dieser einen Frau, seiner großen Liebe, zu Ehren. Oder der Idee, hier mit ihr ein anderes Leben zu leben.
    »Vielleicht sollten Sie nicht so mit Ihrem Charme geizen. Charme kann einen Mann unwiderstehlich machen. Wäre doch zu schade, wenn diese wunderschöne Villa nicht sehr bald wieder die umsorgende Hand einer Frau erfährt. Anstatt so zu vereinsamen?«
    »Sie scheinen tatsächlich ein besonderes Gefühl für dieses Haus zu haben?«, wunderte sich Saalfeld.
    »Es gibt Orte, an denen fühlt man sich von Anfang an unwohl, und andere wiederum, an denen man sich sofort wie zu Hause fühlt. Nun, ich fühle mich hier sehr geborgen. Halten Sie mich für verrückt, aber mir kommt es fast vor, als sprächen die Räume und Wände zu mir. Ach, was rede ich? Ist wohl der Wein. Wie spät ist es denn?« Mit einem Mal kam sich Elli irgendwie lächerlich vor.
    »Nein, reden Sie weiter. Das ist nämlich genau der Grund, warum ich dieses und kein anderes Haus gekauft habe. Weil es zu manchen, ganz besonderen Menschen zu sprechen scheint. Auch wenn mein Metier im Grunde die Zahlen sind und nicht Zaubertees und Horoskope, weiß ich, dass dies ein besonderer Ort ist. Wissen Sie was? Ich habe herausgefunden, dass hier schon zu Zeiten der Römer eine Kultstätte stand, eine Art Tempel. Irgendein ungebildeter mittelalterlicher Fürst hat die Tempelruine schließlich abgerissen, weil er die wertvollen Steine für seine Burg oder was auch immer gebraucht hat.«
    Elli war sichtlich überrascht. Ihre Gedanken verloren sich für einen Moment in den roten Lichtreflexen ihres Weinglases.
    »Ob Sie wohl noch ein klitzekleines Gläschen für mich übrig haben?«, fragte Saalfeld kleinlaut. »Sie wollen den vielen Wein doch nicht etwa ganz alleine trinken? Das wäre unverantwortlich.«
    Nach einem kurzen gespielten Protest erlaubte Elli ihm noch einen Schluck.
    »Sehr nett von Ihnen, sich so um mich zu sorgen«, sagte sie.
    »My pleasure! Stets zu Ihren Diensten!«
    Sie prosteten sich zu und genossen beide den schweren Wein.
    »Und Ihre große Liebe? Elli, wo finden wir die? In einem der Gästezimmer? Oder in der Isarmetropole?«
    Etwas traurig hob Elli den Kopf. Ihr Blick wanderte durch den halbdunklen Raum, war aber eigentlich kurz in München und dann noch tiefer in der Vergangenheit. Schließlich sagte sie: »Die hab ich in den Betten seiner wissbegierigen Studentinnen verloren.«
    »Oh, das bedauere ich sehr.«
    »Halb so schlimm. So groß war die Liebe schon lange nicht mehr.«
    »Dann beglückwünsche ich Sie, dass Sie diesen Schuft losgeworden sind. Ich bin mir sicher, die Männer werden bald Schlange stehen.« Er wunderte sich über Ellis Reaktion. »Sie schmunzeln?«
    »Sagen wir so, vielleicht habe ich schon jemanden gefunden. Jemanden, der reif genug ist. Wir werden sehen. Ich werde Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten.«
    »Ja, machen Sie das bitte. Darauf bestehe ich.«
    »Aber Sie sollten auch nicht alleine bleiben! Das ist ungesund.«
    Sofort zog Saalfeld sich wieder ein wenig zurück. »Wissen Sie, ich brauche nicht mehr viel. This ship has sailed! Mit mir allein komme ich hervorragend zurecht. Da bin ich bescheiden.«
    Elli fand das nicht sehr glaubwürdig und noch dazu aufgesetzt. Kurz wartete sie, zögerte, dann sagte sie: »Bescheiden? Haben Sie deshalb fast zwei Millionen im Boden Ihres Wohnzimmers versteckt?«
    Saalfeld riss die Augen auf. Der Small Talk war vorbei, an Schlaf nicht mehr zu denken.

11. Kapitel
    Wenigstens hatte Heiko diesmal die ganze Nacht durchgeschlafen, ohne die hinterhältigen Träume, die

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