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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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gingen, so, als wäre nichts passiert, und Elia noch einmal kurz ihre Hand nahm. Verschwörerisch zwinkerte er ihr zu.
    Dann kam er, der zweite Gang, primo piatto, der den Antipasti in nichts nachstand. Es gab zwei Gerichte zur Auswahl. »Gnocchi mortadella e ricotta con spinaci aus der Emilia-Romagna für potenzielle Vegetarier und aus dem Friaul Polpo con fagioli«, verkündete Carlo festlich.
    »Sieht jut aus!«
    »Und was ist das genau?«, fragte Sandra.
    Die Gelegenheit für Heiko, der seine Musikerkarriere zur Seite gelegt hatte und wieder klarer denken konnte, seine frisch angelernte Küchenmeisterschaft unter Beweis zu stellen.
    »Gnocchi, also Kartoffelbällchen, mit Ricottakäse, Mortadellawurst und Spinat zum einen, und Oktopus mit …« er musste überlegen, wollte dies mit einem Grinsen und der Suche nach der Weinflasche überspielen, »mit Bohnenpüree zum anderen. Stimmt’s, Chef?«
    Das waren ja ganz neue Töne, staunte Anna. Chef? Heiko wollte also unterwürfig auf gut Freund machen, um an das Geld heranzukommen?
    Bis auf Lutz, dem der Tintenfisch suspekt war, probierte jeder von beiden Gerichten. Und alle waren hin und weg. Auch Elia, der sich die ganze Zeit mit Carlo über die italienische Küche unterhalten hatte, musste ohne Umschweife zugeben, dass er selten so gut gegessen hatte, nicht mal in seinem eigenen Land.
    Carlos Wangen wurden rot vor Stolz und Zufriedenheit. Eigentlich war er nicht der Typ, der es auf das Lob anderer abgesehen hatte. Doch von einem Italiener, den er schätzte, Anerkennung fürs Kochen zu kassieren, das war schon was Besonderes.
    Es war schon reichlich spät, und sie waren noch nicht einmal beim Hauptgang angelangt. Doch von Müdigkeit keine Spur. Ganz im Gegenteil, alle waren aufgedreht vom Wein und dem wilden Geplapper am Tisch.
    Im Hintergrund melancholierte leise Chet Baker vor sich hin. Tinas I-Pod war voller Überraschungen.
    Schon war Carlo wieder in die Küche abgetaucht, um den nächsten Gang zu vollenden. Diesmal leistete ihm Elia Gesellschaft, denn er wollte sich für die Einladung bedanken. Aber vor allem wollte er den Bruder dieser umwerfenden Frau näher kennenlernen.
    Elli ließ die beiden Männer lieber allein. Zwar hätte sie ihren Dottore nur zu gern wieder in den Armen gehalten, aber sie hatten heute schon genug überstürzt. Eine kleine Verschnaufpause konnte nicht schaden.
    Kaum war der Gast in der Küche verschwunden, da versuchte Heiko das Thema wieder auf das Geld zu lenken.
    »Da sitzen wir also auf zwei Mios und hauen uns die Bäuche voll. Wer hätte das gedacht!«
    »Verschon uns bitte mit dem Geld! Ja? Wenigstens heute Abend!«, versuchte Anna ihn zu stoppen.
    Doch Heiko ließ nicht locker. Immerhin hätten sie das fürstliche Essen dem Geldfund zu verdanken, oder etwa nicht? Er habe ja Verständnis für ihren Fuß, aber deswegen das Geld zu verdammen? Das sei nicht fair.
    »Das hat nichts mit Fairness, sondern mit Gier zu tun«, konterte Anna.
    »Das sind aber ganz schöne Geschütze«, parlierte Heiko. Ein leichtes Lallen nahm seinen Worten jede Kraft.
    Er solle ihnen doch bitte nicht die Stimmung vermiesen, ermahnte ihn Sandra streng und etwas angesäuert. Langsam fingen die beiden an, die Rollen zu tauschen, das war erstaunlich. Elli ging zu Tinas iPod, um zu sehen, was sie sonst noch alles in ihrer handlichen Jukebox mitgebracht hatte.
    Lutz meldete sich, betont sachlich, zu Wort. Es gäbe viele triftige Gründe, das Geld untereinander aufzuteilen, persönliche Bereicherung allerdings sei, was ihn beträfe, die letzte Motivation. Selbst mit dem ganzen Wein im Blut konnte Lutz noch solche Sätze formulieren, wunderte sich Elli.
    Schon wieder dieser Freak, dachte sich dagegen Heiko. Das höre sich ja toll an, aber er glaube ihm kein Wort.
    »Wenn ich das sage, dann kannst du mir das sehr wohl glauben.«
    »Soso? Schöne Uhr!«, bemerkte Heiko betont beiläufig. Schon vorher war Heiko aufgefallen, worin Genosse Lutz sein Schmerzensgeld investiert hatte. Nur hin und wieder kam die bescheidene Rolex zum Vorschein, die Lutz unter Garantie keinem Straßenhändler abgeluchst hatte. Die Uhr war zwar ein eher unauffälliges Exemplar der bekannten Weckerschmiede, aber Heiko kannte ihren Preis. Er glaubte Lutz kein Wort.
    Und er verfehlte sein Ziel nicht, denn in der Sekunde lief Lutz knallrot an, gerade so, als hätte man ihn auf frischer Tat ertappt.
    Alle anderen mussten lachen, nur Lutz machte einen wortlosen Abgang in den Garten.
    Ob er

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