Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)
Tina vieldeutig.
»Und mich fragt wohl keiner. Hab ich da nich auch noch ein Wörtchen mitzureden?«, fragte Sandra. Aber ihre Empörung war viel zu sehr gespielt.
Bevor die Mädels sich busselten, witzelte Carlo, werde er mal sehen, ob sich nicht ein Dessert in seine Küche verirrt habe. Das sei ja vielleicht auch eine Sünde wert.
Die vieldeutige Spannung löste sich wieder. Man stand auf, half Carlo oder widmete sich, wie Tina, der Musik. Lutz war nicht nach Mithelfen zumute, er drehte lieber einen neuen Joint. Schon stand Heiko neben ihm. Als hätte er sich seine Finger noch nicht genug verbrannt. »Das Zeug fördert auch die Kreativität, oder?«
Wollte Heiko eine Friedenspfeife rauchen? Lutz entspannte sich. »Manche ja, die werden kreativer, aber die meisten rauchen was und sind eigentlich nur noch passiver als vorher.«
»Ganz ehrlich, mir hat’s vorhin ganz schön die Optik verzerrt«, gestand Heiko.
»Kommt vor. Aber ich fand dich dafür vorhin ausnahmsweise mal ganz angenehm.«
»Wie viel von dem Zeug bekommt man denn für sagen wir mal zweihunderttausend?«
Lutz prustete los. »Du lässt auch nicht locker, was?«
Die Musik wurde lauter. Tina hatte ihre Tanzmusik gefunden und drehte sich bereits wild hüpfend im Kreis.
»Deine Uhr. Hut ab! Is wirklich nicht schlecht.«
»Danke, deine Hemden sind auch ›nicht schlecht‹.«
»Ja klar!« Heiko wusste, dass es als Witz gemeint war. »Macht doch Spaß, die Kapitalisten mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, oder?« Auch wenn er noch so benebelt war, Heiko ließ in der Tat nicht locker.
Der Joint war fertig, und Lutz nahm einen ersten Zug. »Pass auf, Heiko, von mir aus können wir das Geld aufteilen, ich bin da gar nicht so weit von dir entfernt.«
Das war Musik in Heikos Ohren. Im Augenblick war Lutz im Vergleich zu seiner Freundin der weitaus bessere DJ, zumindest für Heikos Geschmack. Er nahm sich den Glimmstengel und wagte erneut einen selbstbewussten Zug. Diesmal wusste er zumindest, was ihn erwartete.
»Ich werd das Geld allerdings nicht sinnlos rausschmeißen«, fuhr Lutz fort.
»Ach ja? Keine neue Uhr? Die Dinger kann man sammeln. Gute Wertanlage.«
Lutz schüttelte den Kopf und erklärte: »Ich werde es spenden. Den Hungernden was zu essen und Bildung geben, damit sie sich ihre Macht holen können. So kann man das System noch immer am einfachsten untergraben, ganz legal.«
Bei so viel Rittertum wurde Heiko schlecht, er hustete. Diesem Lutz war wirklich nicht mehr zu helfen. »Bitte, wenn du meinst? Is ja dann dein Geld. Wenn ihr zwei aber irgendwann später mit ein paar Bälgern in eurer kleinen Kreuzberger Küche hockt und euer Kühlschrank so leer is wie euer Konto, dann komm bitte nicht zu mir, denn ich hab dich gewarnt! Gut möglich, dass sich dein kurzgeschorener Feger dann die Haare wieder wachsen lässt und mit einem abzieht, der deiner Weltverschwörung mit seinem Porsche lässig davonrast.« Heiko riss die Augen auf und hob die Brauen. »Könnt ja sein, oder? Denk lieber noch mal nach, Robin Hood!«
Dann ließ er Lutz mit seiner Tüte alleine.
Mit seiner kurzen Rede hatte Heiko dem Berliner tatsächlich ordentlich den Wind aus den Segeln genommen. Lutz schloss die Augen, ließ den Kopf nach hinten fallen und nahm einen besonders langen, tiefen Zug.
Tina wirbelte heran, der Joint wanderte in ihre tanzenden Hände und für zwei kräftige Züge auch zu Sandra.
Am Rande der kleinen Tanzfläche rollte sich Lutz gleich den nächsten. Er bewunderte Tinas Hintern. Wie eine verrückt gewordene Antilope sprang sie auf und ab, und jedes Mal federten ihre beiden festen, durchtrainierten Pobacken nach, dass einem schwindelig werden konnte. Schwer zu sagen, was Heikos Worte am Ende bei ihm bewirkten, auf jeden Fall ließen sie ihn nicht mehr los.
Zu Heikos Überraschung wagte sich auch Anna auf den improvisierten Dancefloor und wippte mit. Sie hatte einen ganz anderen Tanzstil als Sandra, die eine eigenwillige Mischung aus Gummiball, Karneval und Striptease darbot. Anna machte diese typischen gehemmten Bewegungen von Frauen, die sich ja nicht zu sehr gehenlassen wollen, für die Tanzen nur eine etwas lockere Form von Händeschütteln ist, mehr nicht. Heiko überlegte, ob er sie an den Hüften packen und ihr mal ein paar Schritte, ein paar leidenschaftliche Beckenbewegungen beibringen sollte? Schließlich war Tanzen die Vorstufe zum Sex und nicht zu Kaffee und Kuchen! Er machte schon einen Schritt in ihre Richtung, doch jetzt
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