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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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triumphierend in meine und Michis Richtung. Fehlte nur noch, dass sie aufsprang und mit Clemens abklatschte!
    Clemens sah sie anerkennend an. Mist, ab morgen würde ich eine halbe Stunde früher im Büro sein und alle Zeitungen und Onlinemagazine durchstöbern. Michi schien dasselbe zu denken, sie kritzelte eifrig in ihr Notizbuch.
    »Worum ging es denn in dem Interview?«, fragte Marion, die Protokoll führte und nicht wusste, was sie aufschreiben sollte.
    Diane, die zwar nicht gern ihr Herrschaftswissen teilte, auf der anderen Seite es sich nicht entgehen lassen konnte, uns zu belehren, kam Clemens zuvor und zitierte Ilona Richters Interview fast auswendig. Kein Wunder, Schlangen unter sich, da konnte man sich dann auch gut merken, was die andere giftete.
    Im Großen und Ganzen hatte Ilona Richter keine neuen Inhalte verlauten lassen, vielmehr zielte das Interview auf uns und natürlich Feline ab, wie Clemens vorausgesagt hatte. Gefragt, ob der Markt groß genug sei für zwei Magazine dieser Art, antwortete Ilona Richter, dass sie Phosphor bei den Auflagenzahlen und dem Inhalt nicht als Konkurrenz sehen würde, schließlich habe sie ja auch eine Zeit lang dort gearbeitet und wüsste, wie unstrukturiert und veraltet dort gearbeitet würde. Die Gegenfrage des Journalisten, die Phosphor habe sich doch von ihr getrennt, wischte sie mit einem »Ja, dort war man noch nicht weit genug für meine Visionen« weg.
    Wie war das? Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen. Warum regte ich mich eigentlich so auf? Ich würde mir sowieso einen neuen Job suchen und Dianes Möchtegern-höhere-Tochter-Gehabe nicht mehr länger ertragen müssen.
    Aber das erzählte ich besser erst, wenn ich einen neuen Job hatte.
    Die Konferenz war vorbei, alle stoben nervös auseinander, denn Clemens hatte noch mal daran erinnert, dass es am Nachmittag die ersten Verkaufszahlen unserer Ausgabe gab.
    »Gretchen, kannst du bitte kurz dableiben?«
    Und ob! Wenn er wollte, zog ich in sein Büro ein und saß dekorativ auf seinem Schoß, Tag und Nacht.
    Bestimmt wollte er mich wieder an die Wand drücken und küssen, ungestüm wie er war.
    Nichts dergleichen. Stattdessen sah er mich ernst an und überlegte. Mir wurde schlecht. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Hatte er etwa in den Spiegel geschaut und festgestellt, wie unglaublich umwerfend er aussah? Hatte Angelina Jolie Brad Pitt rausgeworfen, um endlich mit Clemens zusammen zu sein? Gut, verstecken musste ich mich nicht, ich war hübsch und süß, das hatte ich schon oft gehört, aber Clemens spielte in einer anderen Liga. Bundesliga gegen Kreisklasse. Das war, als würde Mr. Big plötzlich mit Aschenputtels zehenloser »Rugediguh, Blut ist im Schuh«-Schwester ausgehen, mit dem Unterschied, dass ich natürlich nicht so eine fiese Kuh war.
    Sein Schweigen wurde immer unerträglicher. Ich entschied mich für einen direkten Vorstoß.
    »Was ist los? Du schaust so ernst?«
    Clemens lächelte zaghaft.
    »Ja, und zwar, weil ich dich gleich um etwas bitten muss, was mir überhaupt nicht leicht fällt und gegen den Strich geht. Zumal es mich zu einer Abwägung zwischen Beruf und Privatleben zwingt.«
    Ich sah ihn so aufmunternd an, wie ich konnte. Jetzt bloß nicht den Kopf verlieren. Was auch immer kam, ich würde hier mit erhobenem Kopf rausgehen.
    Clemens holte tief Luft.
    »Ich hab unsere Zahlen und Analysen unter der Hand vorab bekommen.«
    Mist! Waren die Zahlen so schlecht gewesen, oder wieso sah er so unlocker aus?
    Da er nicht weitersprach, musste ich nachfragen. Leicht machte er es einem ja nicht gerade.
    »Und? Waren die so schlecht?«
    Clemens schüttelte den Kopf.
    »Ganz im Gegenteil. Wir haben die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern um fast dreißig Prozent übertroffen, was eine fantastische Nachricht ist, denn die Erwartungen waren ja extrem hoch gesteckt.«
    Ich verstand die Welt nicht mehr! Wo war dann bitte das Problem?
    »Äh, aber weshalb schaust du dann so bedrückt und lässt nicht die Korken knallen? Ist doch super, oder bist du nicht zufrieden damit?«
    Wer weiß, vielleicht gehörte er zu den Menschen, die sich nie freuen konnten und immer mehr wollten, aber so schätzte ich ihn nicht ein.
    »Gretchen, ich bin überglücklich, eigentlich! Das Dumme ist nur, dass in den Auswertungen und Umfragen gerade dein Filmteil als besonders gelungen und unterhaltsam bewertet wurde. Über die Hälfte der befragten Leser würden die Phosphor erneut kaufen, weil sie den Filmteil und die Kritiken

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