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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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fuhr fort.
    »Stell dir vor, selbst vor Feline hat sie nicht Halt gemacht! Ihrer Ansicht nach lässt sie die Zügel viel zu locker und mischt sich zu wenig ein, davon abgesehen wirke sie in letzter Zeit ziemlich abgespannt, und man würde ihr langsam ansehen, wie viel sie arbeitet. Bei dem Geld, das sie verdiene, könne man doch erwarten, dass sie sich mal ein Wellnesswochenende gönnt, schließlich müsse sie den Verlag auch nach außen repräsentieren, da dürfe man mehr erwarten.«
    Damit hatte sie wirklich den Vogel abgeschossen, denn wenn jemand immer aus dem Ei gepellt, frisch und der Vogue entsprungen aussah, dann Feline. Nicht umsonst war sie in fast jedem Hochglanzmagazin abgebildet, und in jedem Porträt über sie wurde erwähnt, wie stilsicher und schön sie sei. Der blanke Neid sprach aus Diane, die nämlich leider viel zu auffällig versuchte, Felines Stil zu kopieren, und bereits öfter ein Outfit eins zu eins nachgekauft hatte. »Die waren mir zu sauer, die Trauben«, sprach der Fuchs. Und wieder einmal bewährte sich die alte Weisheit: Wer sich gern ein Vorbild nimmt, beachte, ob die Größe stimmt, denn ist das Vorbild fern und weit, frustriert die Unerreichbarkeit.
    Was mich viel mehr interessiert hätte, war, mit wem Diane ihre liebreizenden Beobachtungen teilte, denn Freunde konnte sie eigentlich nicht haben.
    »Weißt du denn, mit wem sie telefoniert hat?«
    Michi verneinte.
    »Nein, denn plötzlich kam Feline herein, und sie machte sofort Schluss, nur um Feline anzuschleimen und ihr zu sagen, wie großartig sie wieder aussehen würde, und heuchlerisch zu fragen, wie sie das nur immer schaffe, die falsche Schlange.«
    Immerhin lagen die Karten jetzt auf dem Tisch. Wir wussten also alle voneinander, dass wir Clemens toll fanden, ihn haben wollten. Leider wusste nur ich, dass ich mit ihm zusammen war, und durfte diese frohe Botschaft nicht einmal unters Volk bringen.
    Es würde alles andere als leicht werden, zumal ich mich kannte und wusste, wie impulsiv ich reagieren konnte und gern auch einmal herausschleuderte, was ich dachte. Mist, ich musste mir selbst einen Maulkorb verordnen, sonst flog alles auf. Vor allem musste ich Clemens Bescheid sagen. Nur er konnte verhindern, dass ihn alle anbaggerten, indem er mehr auf Distanz ging und nicht allen gegenüber so freundlich und charmant war.
    »Gretchen, ich muss dir was anvertrauen, du kannst doch dichthalten?«
    Natürlich konnte ich das.
    Michis Stimme war kaum noch zu vernehmen, so leise sprach sie jetzt.
    »Ich habe mich in Clemens verliebt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber ich kann an nichts anderes mehr denken. Das ist total unprofessionell, ich weiß, aber ich kann einfach nichts dagegen machen. Noch nie habe ich einen Mann mit solch einem Charisma getroffen. Du?«
    Bevor ich antworten konnte, fuhr sie fort.
    »Mir ist natürlich klar, dass er jede haben könnte und ich bestimmt nicht außergewöhnlich aussehe, ich merke, dass ihn hier alle toll finden, du auch, oder? Na ja, aber trotzdem habe ich das Gefühl, und das klingt jetzt vielleicht total bescheuert, dass da was zwischen uns ist. Er sieht mich immer diesen einen Tick länger an und scheint mich genau zu verstehen und zu kennen, ohne Worte. Glaubst du, so etwas gibt es, oder spinne ich jetzt komplett?«
    »Beides«, hätte ich am liebsten gesagt. Ja, sie beschrieb Clemens’ Wirkung genau, wie auch ich sie empfand, aber der Rest war Einbildung, denn ich wusste ja, für wen Clemens’ Herz tatsächlich schlug. Leider konnte ich das nicht sagen, wenn ich meinen Job erst mal weiter machen wollte, außerdem reichte es mir vorerst völlig, Sarah beichten zu müssen.
    »Michi, du bist sehr süß und genau richtig so, wie du bist. Du wirst sehr glücklich werden, davon bin ich überzeugt. Ob es allerdings mit Clemens sein wird, kann ich dir nicht sagen, zumindest würde ich mich nicht allzu sehr reinsteigern, denn eines darf man nicht vergessen: Am Ende des Tages ist er unser Chef, und in Zeiten wie diesen wollen wir doch unseren Job nicht einfach so aufs Spiel setzen.« Das war das einzige Argument, das bei Michi ziehen würde. Niemals würde sie leichtsinnig ihren Job oder die Eigentumswohnung gefährden. Wenn es funktionierte, dass sie sich dadurch Clemens aus dem Kopf schlug, war ihr schon geholfen.
    »Ja, du hast bestimmt Recht, aber solange ich verliebt bin, genieße ich einfach dieses Gefühl. Und vorstellen kann ich mir ja, was ich will. Dann

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