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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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dem Lido mit einem wunderschönen großen Garten und Swimmingpool, um den herum stets diese großen, bequemen und einladenden Liegen aufgestellt waren, in denen sich Schauspieler, Produzenten und Journalisten gern zum Plausch oder Interview verabredeten und dieses Jahr auch Clemens und ich. Mit ihm würde ich die alten Kanäle entlangspazieren, die warme Sonne zwischen den einzelnen Filmvorstellungen genießen, um dann gemeinsam wieder im Dunkel der Kinosäle abzutauchen und neue gute Filme zu sehen. Die Nächte mit einem Essen in der Osteria beginnen, dann auf eine der organisierten Filmpartys gehen, nur um sich in die Augen zu schauen und Stars und Sternchen links liegen zu lassen, und dann nichts wie zurück in die großen aufgeschüttelten Betten des Hotel des Bains eilen, um zu tun, wovon alle auf der langweiligen Party eigentlich träumten … Ausschlafen bis um zehn, die Italiener, die wussten, wie man la dolce vita lebte, begannen immer erst um elf Uhr mit der ersten Filmvorführung für Journalisten, sodass genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück auf der Hotelterrasse oder im Garten mit frischen Croissants und dem besten Kaffee der Welt blieb.
    »Gretchen, freust du dich? Du sagst ja gar nichts?« Clemens streckte mir immer noch das Glas entgegen. Freuen? Als Antwort stieß ich einen Freudenschrei aus, den man bis ins Dschungelcamp hören musste, und fiel ihm freudestrahlend um den Hals.
    »Das ist die tollste Überraschung, die ich je bekommen habe!«, jubelte ich außer mir vor Freude.
    »Wir fahren nach Venedig, wir fahren nach Venedig«, sang ich und hüpfte dabei auf und ab. Ich musste ein lustiges Bild abgeben. Zumindest lachte Clemens schon wieder und dieses Mal eindeutig über mich.
    Er zog mich nahe an sich heran. Mein Herz begann wie wild zu flattern. Würde das denn nie besser werden in seiner Gegenwart? Ich konnte doch nicht auf Dauer den Puls eines Stabstreckenläufers haben, das war bestimmt ungesund. Clemens hatte wieder diesen Blick, gegen den ich so machtlos war. Seine Lippen kamen dicht an mein Ohr und küssten mich auf den Hals.
    »Ja, wir fahren nach Venedig, Augenstern, aber vorher sehen wir mal nach, ob Dr. Stegmaier dir schon deine Unterwäsche abgekauft hat.«
    Die Antwort hätte ich ihm auch so geben können, aber ich war ja nicht blöd, sollte er mal schön selbst nachschauen.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich, als ob ich alles bezwingen könnte. Ilona Richter, wer war schon Ilona Richter? Ich hatte doch keine Angst vor einer Frau, die nicht halb so viel wie ich draufhatte, dafür aber fast doppelt so alt war. Na gut, dreiundvierzig, also zehn Jahre älter, um genau zu sein. Und Sarah? Wenn sie erst Clemens und mich zusammen sah, würde sie verstehen, dass wir füreinander bestimmt waren. Eine solche Liebe gab es nur einmal, das würde sie verstehen und uns ihren Segen geben.
    »Magst du lieber Kaffee oder Tee?«, rief Clemens aus der Küche. Als notorischer Frühaufsteher war er schon unter der Dusche und beim Bäcker gewesen. Ich hätte gern noch etwas geschlafen, aber wenn man von Clemens mit einer Rückenmassage und frisch gepresstem Orangensaft geweckt wurde, gab es keinen Grund, länger liegen zu bleiben.
    »Kaffee schwarz, bitte«, antwortete ich und ging ins Bad. Frisch, fromm, fröhlich, frei und vor allem sauber kam ich gut gelaunt in die Küche, schnappte mir ein Schokocroissant und setzte mich auf die Anrichte und ließ die Beine baumeln. Clemens stellte sich mit seiner Tasse neben mich, gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze und sah mich zufrieden an.
    »So gefällst du mir gleich besser. Die schlechte Laune passte so gar nicht zu dir.«
    Zu wem passte die schon außer zu Diane.
    »Wenn ich für jedes Mal schlechte Laune so eine Überraschung bekomme, werde ich ab jetzt öfter deprimiert sein«, neckte ich ihn.
    Aufgekratzt verabschiedete ich mich von Clemens. Das Interview mit Cathy McGillivray war für zehn Uhr im Hyatt am Potsdamer Platz angesetzt, da lohnte es sich nicht, vorher in der Redaktion vorbeizuschauen. Diktiergerät und Mappe mit den vorbereiteten Fragen steckten zum Glück in meiner Handtasche. Praktischerweise hatte ich mich am Abend zuvor so angezogen, dass ich nur frische Unterwäsche benötigt hatte, das Outfit war fürs Interview ebenso wie fürs Büro bestens geeignet.
    In Gedanken ging ich alle Informationen und Fragen zu Cathy McGillivray durch. Meistens teilte ich das Interview in zwei Teile auf. Der erste war zum Warmwerden gedacht und

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