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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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nutzte die kurze Pause.
    »Wir haben leider Grund zu der Annahme, dass Ihr Sohn an einer Überdosis Rauschgift gestorben ist.«
    Bungert warf ihm einen staunenden Blick zu und atmete tief durch.
    »Nein!« Ihre Stimme hatte eine durchdringende Schärfe. Mit eisigen Augen sah sie die Ermittler an.
    »Das ist unmöglich«, setzte sie bestimmt hinzu. Die Polizisten tauschten einen kurzen Blick.
    »Leider deutet alles darauf hin«, antwortete Kalle mit leiser Stimme. Peter Schönfeld nahm die Hand seiner Frau und hielt sie fest. Fast unmerklich bewegte er den Kopf hin und her.
    »Hören Sie«, sagte er kurz darauf gefasst, »es muss sich um einen Irrtum handeln. Unser Sohn trinkt, ich meine«, er schluckte, »trank keinen Alkohol, rauchte nicht und trieb Sport. Er ernährte sich als Medizinstudent gesundheitsbewusst.«
    »Ich musste seinetwegen unsere Küche auf vollwertige Ernährung umstellen«, unterbrach ihn seine Frau unter Tränen.
    »Hatte er denn irgendwelche Feinde?«
    In diesem Augenblick kam es Kalle zum ersten Mal so vor, als steckten sie in einer Mordermittlung.
    »Feinde? Patrick und Feinde? Nein, er war überall sehr beliebt, hatte viele Freunde.«
    Kalle erinnerte sich an die Worte seines Kollegen am Tatort, an Max Dreschers Meinung und den Bericht von Eugen Strietzel. Sie standen vor einer Wand aus Widersprüchen. Lediglich der Obduktionsbericht deutete noch auf den Drogentod eines Junkies. Aber da gab es noch etwas. Ein weiteres loses Puzzleteilchen zu diesem Fall.
    »Im Körper Ihres Sohnes befand sich eine große Menge an Hepatitis-B-Erregern. Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    Kalle versuchte, sich in die Lage der Eltern zu versetzen. In ihren Gesichtern stand eine Mischung aus Trauer, Ungläubigkeit und Entsetzen. Noch vor wenigen Minuten hatten sie ihnen hoffnungsfroh die Tür geöffnet. Der Optimismus, der dieses Haus mit jeder Minute des bangen Wartens ein kleines Stückchen verlassen hatte, schien durch den Besuch der Beamten in Form von grenzenloser Zuversicht zurückgekehrt. Nun war es seine Aufgabe, die Eltern des toten Patrick mit der unbarmherzigen Realität zu konfrontieren.
    Frau Schönfeld zögerte. Verängstigt suchte sie den Blickkontakt zu ihrem Mann. Peter Schönfeld schloss die Augen und senkte traurig sein Haupt, bevor er schließlich antwortete.
    »Wie viele Hiobsbotschaften haben Sie denn noch für uns. Patrick war kerngesund. Sagen Sie mal, wie kommen Sie überhaupt auf diese abstrusen Verdächtigungen?«
    »Das hat die Obduktion ergeben …«, Bungert konnte seinen Satz nicht mehr beenden. Peter Schönfeld sprang mit einem Ruck auf und schrie die Ermittler an.
    »Sie haben unseren Sohn obduzieren lassen? Ohne unser Einverständnis? Und dann kommen Sie erst jetzt zu uns?«
    »So beruhigen Sie sich doch, Herr Schönfeld«, Bungert deutete ihm mit einer beschwichtigenden Armbewegung an, sich wieder hinzusetzen, »man hat Ihren Sohn auf einem Hinterhof gefunden. Neben ihm lag eine Spritze, in seinem Arm befanden sich Einstichpunkte. In diesem Fall ist eine Obduktion Vorschrift. Wir konnten Sie nicht früher verständigen, weil Ihr Sohn keinerlei Ausweispapiere bei sich trug.«
    Peter Schönfeld setzte sich stumm auf seinen Stuhl zurück. Frau Schönfeld legte ihre Hand auf die ihres Mannes. Es vergingen zwei Minuten des Schweigens, ehe Peter Schönfeld mit verhaltener Stimme das Wort ergriff.
    »Es mag für Sie unglaublich klingen, aber ich versichere Ihnen, dass unser Sohn weder krank noch drogenabhängig war. Wir hatten ein ausgezeichnetes Verhältnis. Patrick war nicht nur mein Sohn, er war auch …«, seine Stimme wurde brüchig, »mein Freund.«
    »Vielleicht ist er irgendwo reingeraten. Hat er sich in der letzten Zeit verändert?«
    »Er hatte einen Nebenjob in Aussicht. Wir hätten ihm das Studium weiter finanzieren können, aber er wollte es nicht.«
    »Hat er gesagt, was für ein Job das war?«
    Peter Schönfeld zögerte einen Augenblick. Die Antwort schien ihm schwerzufallen.
    »Es war das erste Mal, dass er ein Geheimnis vor mir hatte. Er meinte, es sei das Beste, was ihm passieren konnte. Er würde Geld verdienen und gleichzeitig etwas lernen. Ich habe natürlich nachgehakt, aber er blockte ab. Er wollte es mir erst verraten, wenn er den Job sicher hätte.«
    Bungert und Kalle verabschiedeten sich.
     
    »Glaubst du immer noch an den goldenen Schuss eines Junkies?«
    »Dieser Versicherungsheini hat doch beobachtet, wie Patrick Schönfeld den Schuss

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