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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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vorbereitete.«
    Bungert presste die Lippen aufeinander.
    »Nach dem äußeren Zustand zu urteilen, hat das Opfer schon geraume Zeit an der Nadel gehangen. Denkst du wirklich, das wäre seinem Umfeld verborgen geblieben?«
    Kalle kratzte nachdenklich in seinen Haaren. Er dachte an das Gespräch mit Daniel vor einer Stunde. Zwei nahezu identische und ebenso mysteriöse Obduktionsergebnisse innerhalb von 24 Stunden. Das konnte kein Zufall sein, war Kalle überzeugt. Er nahm sich vor, direkt zur Staatsanwaltschaft zu gehen. Bei dem Gedanken wurde er nervös. Was hatte er der Staatsanwältin Viola Lubjuhn zu bieten außer Vermutungen und den Aussagen verzweifelter Eltern?
     
     

9
    Mächtige Wolkenberge legten einen Grauschleier über die Stadt. Die angrenzenden Felder waren mit einer faustdicken Schneedecke bedeckt. Der einsetzende Berufsverkehr auf der Himmelgeister Straße gab dem Schnee keine Chance.
    Joshua musste einen der äußeren Parkplätze der Heinrich-Heine-Universität ansteuern. Als er aus dem Auto stieg, zog er den Reißverschluss seiner alten Lederjacke bis zum Kragen hoch. Um Eugen Strietzel noch zu erreichen, verschob er zunächst den Besuch bei Jack. Joshua fiel im Gespräch mit Judith Vanderheyden die besondere Bedeutung auf, die sie den Hepatitiserregern beimaß. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was das bedeutete und das machte ihn unsicher.
    Strietzel saß an seinem Schreibtisch und bearbeitete einige Dokumente. Als er Joshua begrüßte, verzog er die Lippen zu einem zaghaften Lächeln. Es schien ihm zu gefallen, den Ermittler neugierig gemacht zu haben. Joshua zog den Reißverschluss zur Hälfte herunter und setzte sich dem Rechtsmediziner gegenüber.
    »Und? Gibt es etwas Neues zu unseren Drogentoten?«
    Eugen Strietzel klappte einen Schnellhefter zu und lehnte sich entspannt zurück.
    »Nein. Von unserer Seite aus dürften auch keine weiteren Erkenntnisse zu erwarten sein. Für uns ist die Arbeit vom Tisch.«
    Joshua seufzte deutlich vernehmbar. Anschließend kam leichter Ärger in ihm hoch. Sie legten ihnen einen Obduktionsbericht vor, der ebenso viele Fragen wie Antworten enthielt, und zogen sich anschließend dezent zurück. Die Kriminalbeamten konnten es sich ebenfalls leicht machen. Die Todesursache stand fest, Anzeichen von Fremdverschulden gab es keine. Was ihn von dem Mediziner unterschied, war sein Ehrgeiz. Wahrscheinlichkeiten gab es für Joshua nicht. Solange der Fall nicht absolut eindeutig war, würde er ihn nicht abschließen. Ein wenig von diesem Ehrgeiz, vermutete Joshua, sollte ein Gerichtsmediziner doch auch besitzen. Er beschloss, danach zu suchen.
    »Findest du es nicht ungewöhnlich, dass beide Opfer voller Hepatitis-B-Erreger sind und es in beiden Fällen nicht zur Infektion der Leber kam. Deine Kollegin hatte zumindest keine Erklärung dafür.«
    Bei der Einstandsparty vor einem Jahr, zu der Joshua und Daniel die Kollegen des LKA eingeladen hatten, hatte der Hobbykoch Strietzel darauf bestanden, für das leibliche Wohl zu sorgen. Seitdem duzten sie sich. Strietzel zog die Augenbrauen hoch und nickte.
    »Allerdings. Ich freue mich, dass du das genauso siehst.«
    Joshua sah ihn ungläubig an.
    »Wir können euch ja nicht vorschreiben, Ermittlungen aufzunehmen. Als Mediziner habe ich mich an die Fakten zu halten, ohne Interpretationsmöglichkeit.«
    Er stützte seine Ellenbogen auf die Tischplatte und drückte mit seiner Mimik Hilflosigkeit aus.
    »Ich habe von beiden Opfern Blutproben sowie Gewebeproben einiger Organe zur Virologie gegeben. Glaube mir, Joshua, ich bin auf das Ergebnis mindestens genauso gespannt wie du.«
    Joshua atmete erleichtert durch.
    »Und wann ist damit zu rechnen?«
    »In ein bis zwei Wochen, wenn wir Glück haben.«
    »Was?«
    Strietzel schürzte die Lippen. Sein Unmut war deutlich erkennbar.
    »Es ist nicht so leicht, wie ihr euch das vielleicht vorstellt. Die Kollegen haben nicht die geringste Ahnung, wonach sie suchen sollen. Einzig die Hepatitis-B-Viren können sie sofort untersuchen. Aber auch das dauert, da es sich um eine gentechnische Untersuchung handelt. Ich werde euch das Ergebnis mitteilen, sobald es mir vorliegt.«
    Joshua verließ den Arzt mit gemischten Gefühlen. Er musste sich eingestehen, den Mediziner unterschätzt zu haben. Aber bis zu zwei Wochen konnten sie die Staatsanwaltschaft nicht hinhalten. Er musste schnellstmöglich Ergebnisse bekommen.
    Während seines Marsches über das Gelände der Universität

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