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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Junggesellenwohnung in Düsseldorf-Bilk. Voller Stolz fragte er sie, ob sie so eine saubere Wohnung erwartet hätte. Janine hatte sich auf Zehenspitzen gestellt, mit ihrem Zeigefinger über den Türrahmen gestrichen, ihm den Staub ins Gesicht geblasen und gefragt: Siehst du mich noch?
    Joshua setzte sich aufs Bett und blätterte in Heften, die auf einem kleinen Schränkchen lagen. Auf dem Rücken eines dicken Ordners stand: ›Vorlesungsprotokolle‹. Er blätterte ihn durch. Alles war fein säuberlich in tabellarischer Form ausgedruckt. Oben rechts befand sich das Datum der jeweiligen Vorlesung. Joshua blätterte zum Ende. Das letzte Protokoll war gerade eine Woche alt. Neben seinen Füßen lag ein DIN-A5-Heft ohne Beschriftung. Joshua schlug es auf und wunderte sich. Es war ein Haushaltsbuch. Wieso hatte Seifert es liegen gelassen? Es könnte für ihre Ermittlungsarbeit eine enorme Aussagekraft haben. In zwei vertikalen Spalten auf jeder Seite waren Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt. Auf der Einnahmenseite befand sich fast immer ausschließlich die Zahl 800. Für Zimmer und Verpflegung wurde meist ein Betrag um die 500 Euro angesetzt. Dazu war unter Fixkosten eine monatliche Sparrate von 50 Euro angesetzt sowie derselbe Betrag noch einmal unter dem Titel Rücklagen. Joshua schlug das Heft zu und steckte es ein. Seine Meinung stand fest. Markus Stachinsky war nicht drogenabhängig. Dafür verlief sein Leben zu glatt.
    Was wurde hier gespielt?
     
    Joshua hinterließ eine kurze Nachricht in seiner Dienststelle und fuhr direkt zur Festung. Als er das Büro betrat, war Seifert gerade damit beschäftigt, den Bericht vom Vortag zu verfassen. Mit einem aufgesetzt wirkenden Lächeln begrüßte er Joshua. In dem kleinen Büro roch es muffig wie in dem gesamten Altbau am Fürstenwall. Eine einsame Topfpflanze auf der Fensterbank trug nur wenige verstaubte Blätter an ihren dürren Ästen. Joshua warf einen Blick auf den halb fertigen Bericht, bevor er sich setzte.
    »Würde mich auch interessieren. Ich meine, was du gestern Abend noch herausbekommen hast. Hast den Raum ja ganz schön auf den Kopf gestellt. Hat sich die Mühe gelohnt?«
    Seifert legte die Stirn in Falten und sah Joshua irritiert an.
    »Kannst du mir mal verraten, wovon du sprichst? Nur damit ich mitreden kann.«
    »Ich rede von deinem Besuch in der WG an der Aderstraße, wovon denn sonst?«
    »Das war gestern Morgen, und was ich dort rausgefunden habe, weißt du doch schon. Was ist los mit dir? Bist du ein wenig gestresst?«
    Joshua verschlug es die Sprache. Er hatte seine leise aufkommenden Zweifel voreilig unterdrückt. Seifert würde nicht so vorgehen, er hätte diesen Gedanken nicht sofort verwerfen dürfen. Was noch blieb, war eine Hoffnung, die so klein war wie die Chance auf den baldigen Frühlingsbeginn.
    »Gestern Abend nach 21 Uhr hat jemand, angeblich ein Kollege, das Zimmer von Markus Stachinsky auf den Kopf gestellt. War das jemand von euren Leuten?«
    Seiferts bis dahin eher gelangweilter Blick änderte sich schlagartig. Aus seinen dunkelbraunen Augen sprühte Interesse.
    Ohne sich abzuwenden, griff er zum Telefon und drückte blind eine Taste. Nach einem kurzen Gespräch wandte er sich wieder Joshua zu.
    »Von unseren Leuten war niemand dort!«
    Joshua fluchte. Das hätte ihm sofort klar sein müssen, auch ohne Seifert besonders gut zu kennen.
    »Glaubst du, sein Dealer war dort? Irgendwelche Hinweise auf seine Person vernichten?«
    »Kassenbons oder den Garantieschein vom letzten Stoff?«
    »Nein, das meine ich nicht«, Joshua war verärgert, »du hast selbst gesagt, dieser Junge war kein typischer Junkie. Er hat Medizin studiert, vielleicht hatte er die Drogen von einem Arzt oder Apotheker?«
    »Noch einmal: Für mich war der Junge kein Junkie!«
    Joshua verwarf diesen Gedanken. Dass ein Mediziner der Uniklinik mit Drogen handeln würde, schien ihm absurd. Aber Fakt war, dass sein Zimmer durchsucht worden war.
    Joshua setzte sich langsam auf die Kante von Seiferts Schreibtisch. Was befand sich in Stachinskys Zimmer, das seine Kollegen übersehen hatten? Ihm fiel auf, dass er viel zu wenig über die Tat wusste.
    »Gibt es eigentlich keine Zeugen? Ich meine, der sitzt doch nicht seelenruhig auf einer Parkbank und gibt sich einen Schuss. Das hätte doch jemand mitbekommen müssen.«
    Seifert sah ihn gelangweilt an.
    »Offensichtlich schon. Ein Immobilienmakler hat ihn entdeckt, wollte frische Luft schnappen. Der Name, Moment«,

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