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haben gewusst, um was es geht, machten mit dem Täter gemeinsame Sache.«
Heiko Schirmer, ein junger Kommissar vom KK 11, der das erste Mal Mitglied einer SoKo war und der Untergruppe Uni angehörte, meldete sich zu Wort.
»Könnte vielleicht interessant sein: Es gibt da einen privaten Jobvermittler, der sich immer größerer Beliebtheit unter den Studenten erfreut. Sie nennen ihn Rossi, sein Name lautet Paolo Barnetta, Faunastraße 19. Bürozeit täglich von 9 bis 11 und von 16 bis 18 Uhr. Solche Arbeitszeiten möchte ich auch mal haben.«
Joshua notierte sich Name und Adresse.
Die Diskussionen verloren sich zunehmend in Vermutungen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf die nächsten Tage zu bauen. Die Ermittlungen in den vier Laboratorien könnten einen Hinweis bringen. Ebenso die Ergebnisse der Kriminaltechnik sowie der Virologie.
29
In Joshuas linken Schuh lief Wasser, als er aus dem Wagen stieg. Schnee und Tauwetter wechselten sich in Halbtagsschichten ab. Aus dem angrenzenden Zoopark klang Kindergeschrei zur Faunastraße. Joshua amüsierte sich bei dem Anblick von zwei Kleinkindern. Dick eingepackt erinnerten sie an Michelinmännchen. Jack hatte mal mit einer Freundin in der Nähe gewohnt. Als Anika auszog, reichte Jacks Polizistengehalt nicht mehr für die Miete.
Joshua suchte vergebens nach einem Firmenschild. Barnettas Geschäfte liefen anscheinend auch ohne Werbung prächtig. Über eine knarrende Holztreppe gelangte er in die Wohnung im ersten Stock. An der Wand gegenüber dem Treppenaufgang befand sich das erwartete Firmenschild. Ein schlanker Mann um die dreißig öffnete die Tür. Er trug eine modische Markenjeans und ein azurblaues Trikot mit einem kleinen Sticker der italienischen Flagge. Joshua war überrascht, als der Mann sich mit dem Namen Paolo Barnettavorstellte. Er hatte ihn im ersten Augenblick für einen Praktikanten gehalten. Barnetta führte Joshua in ein modern eingerichtetes, helles Büro. Als er hinter seinen Schreibtisch ging, erkannte Joshua den Grund für den Spitznamen des Gastgebers. Das Trikot war mit der Nummer 20 und dem Namen »Rossi« beflockt. Mit diesem Outfit wollte er offenbar ein Image erlangen, das ihm junge Kunden einbringen sollte. Darüber hinaus assoziierte man das Trikot mit dem Fair-Play-Gedanken, dachte Joshua anerkennend.
»Bin gespannt, was die Polizei hierher führt, habe ich vielleicht falsch geparkt?«
Joshua hatte für diesen Uraltkalauer nicht einmal ein Grinsen übrig. Er kam direkt zur Sache.
»Wir ermitteln in drei Mordfällen an Studenten. Die Ermordeten hatten sich vermutlich unmittelbar vor ihrem Tod als Probanden für medizinische Tests zur Verfügung gestellt. Wir müssen herausfinden, wer sie eingestellt hat. In diesem Zusammenhang ist Ihr Name aufgetaucht.«
»Klingt logisch. Viele meiner Klienten sind Studenten. Tragische Geschichte, was man so hört.«
»Ich dachte immer, Studenten haben nicht viel Geld. Wenn man sich hier so umschaut, gewinnt man einen anderen Eindruck.«
Barnetta grinste. Aus kleinen Lautsprechern an der Wand klang gedämpfte italienische Musik.
»Das ist auch so, deswegen sind Studenten ja ständig auf der Suche nach Jobs.«
»Und davon können Sie leben?«
»Mittlerweile ja. Die Studenten zahlen zwar nur eine niedrige Provision, aber die Menge macht es. Angefangen habe ich mit der Vermittlung von Arbeitslosen. Läuft eigentlich ganz einfach. Die Arbeitssuchenden holen sich bei der Bundesagentur für Arbeit einen sogenannten Vermittlungsgutschein. Den bekommt jeder, der mindestens sechs Wochen und längstens ein Jahr arbeitslos gemeldet ist. Mit diesem Schein kommen sie dann zu mir. Nach jeder erfolgreichen Vermittlung gebe ich den Schein der BA und erhalte dafür 1000 Euro. Sollte das Beschäftigungsverhältnis über ein halbes Jahr hinausgehen, bekomme ich noch einmal 1000 Euro. Für meine Kunden ist die ganze Sache kostenlos. Lohnt sich aber nicht mehr, der Arbeitsmarkt ist abgegrast, was Vollzeitbeschäftigung angeht. Dafür läuft es mit den Studenten immer besser.«
»Moment. Warum bezahlen die Studenten Sie, wenn sie von der BA kostenlos vermittelt werden?«
»Sie sagten es bereits: Wenn. Studenten sind nicht arbeitslos gemeldet, werden von der BA nachrangig behandelt. Ich vermittele praktisch jeden und das sehr schnell, weil ich mich genau auf diesen Bereich spezialisiert habe. Unter den Firmen, die regelmäßig Studenten einstellen, habe ich mir einen Namen
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