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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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gemacht.«
    Joshua kam der Gedanke, warum er sich täglich mit den widerlichsten Verbrechen befasste und damit vermutlich wesentlich weniger verdiente als dieser Barnetta. Die Idee war ebenso einfach wie genial. Joshua fielen einige Kartons unter der Fensterbank auf.
    »Ziehen Sie um?«
    Barnetta strich lässig eine Strähne seiner dunklen Haare zur Seite.
    »Kann man sagen. Ich schließe die Firma diese Woche.«
    Joshua konnte es nicht glauben. Nach seinem Eindruck hatte er damit gerechnet, Barnetta würde die Firma vergrößern. Er warf seinem Gegenüber einen fragenden Blick zu.Barnetta breitete theatralisch die Arme aus.
    »Mein Vater ist Sizilianer. Er lebt in Marsala, an der Westküste. Ich bin zwar hier geboren, aber seitdem ist es mein Traum, dort zu leben. Meinem Vater geht es nicht gut. Ich habe genug verdient, um neu anzufangen, also?«
    »Gehörten Markus Stachinsky, Patrick Schönfeld oder Gideon Lambert zu Ihren Kunden, beziehungsweise kannten Sie sie?«
    »Nein, tut mir leid.«
    Nach ihrem bisherigen Kenntnisstand stufte Joshua die Opfer nicht als unbedingt arbeitssuchend ein. Es musste sich um ein außergewöhnliches Angebot gehandelt haben. Die Tatsache, keinerlei Unterlagen über die Tätigkeit in den Wohnungen gefunden zu haben, machte es unwahrscheinlich, dass die Ermordeten über eine Agentur an ihre letzte Tätigkeit gekommen waren.
    »Herr Barnetta, haben Sie auch Probanden vermittelt?«
    »Selbstverständlich. Die Pharmaunternehmen zählen zu meinen besten Kunden. Sie haben oft spezielle Wünsche, die Probanden betreffend, mit denen ich dienen kann.«
    »Gut. Ich bräuchte eine Liste Ihrer Auftraggeber. Die Kundenkartei würde ich mir auch gerne ansehen.«
    Der fröhliche Ausdruck Barnettas wich einer ernsten Mimik.
    »Tut mir leid, Herr Trempe. Es handelt sich um vertrauliche Daten. Wenn diese Firmen über mich die Polizei ins Haus bekommen, gibt es mächtigen Ärger.«
    »Sie wollen die Firma doch sowieso aufgeben.«
    »Nicht aufgeben, ich habe sie verkauft, inklusive Kundenkartei. Für eine beträchtliche Summe. Ich möchte weiterhin nach Deutschland einreisen können, meine Mutter besuchen.«
    Joshua glaubte ihm nicht. Sein Gefühl meldete eine Unstimmigkeit, die er nicht deuten konnte. Er spürte Kälte zwischen ihnen aufkommen. Joshua hatte den Eindruck, dassBarnetta das Schicksal der Firma ziemlich egal wäre, sobald er auf Sizilien leben würde. Er wollte sich nicht von Äußerlichkeiten blenden lassen. Bis Joshua mit einer Durchsuchungsanordnung wiederkommen konnte, bliebe Barnetta genügend Zeit, brisante Dokumente beiseitezuschaffen.
    »In Ordnung. Dann kommen in einer Stunde einige Kollegen mit einem entsprechenden richterlichen Beschluss hierher. Bin gespannt, was wir alles finden werden. Ich warte hier.«
    Joshua zog das Handy aus der Jackentasche. Mit einem Seitenblick bemerkte er die Unruhe bei Barnetta.
    »Schon gut. Aber bitte kein Wort darüber.«
    Barnetta fingerte an der Maus, gab Joshua kurz darauf ein Zeichen, hinter den Schreibtisch zu kommen. Die Kundenkartei erfüllte den Bildschirm. Der Scrollbalken in der rechten Bildlaufleiste wurde schmal wie ein Strich.
    »Wie viele Kunden haben Sie?«
    »Etwa 600.«
    Die Liste war alphabetisch geordnet. Joshua fand schnell heraus, dass sich die Mordopfer tatsächlich nicht unter ihnen befanden. Er öffnete die Datei »Auftraggeber«. Die Liste las sich wie das Who is Who der Pharmaindustrie. Sämtliche Firmen der Branche waren vertreten. Ebenso gut könnten sie das Branchenverzeichnis als Grundlage der Ermittlungen heranziehen. Barnetta stand auf und bot dem gebückt vor dem Monitor kauernden Polizisten seinen Platz an. Joshua scrollte die Liste langsam abwärts, überflog die Namen. Beim Buchstaben »M« angekommen, stoppte er. »Medizinische Forschungen Abel«. Die nächsten Spalten erhärteten den Verdacht. Doktor Justus Abel, Düsseldorf und die ihm bekannte Adresse waren dort vermerkt.
    »Was wollte Doktor Abel genau von Ihnen?«
    »Probanden«, antwortete Barnetta in einem Tonfall, der Selbstverständlichkeit ausdrückte. Joshua hatte das Gespräch mit Abel noch im Hinterkopf. Er würde keine Probanden benötigen, gab dieser an.
    »Wann war das?«
    Barnetta deutete Joshua mit einer Geste an, dass ihn diese Fragen langweilten. Missmutig blätterte er in einem Ordner.
    »Zuletzt vor zwei Wochen. Ansonsten immer wieder mal, Doktor Abel ist ein guter Kunde.«
    »Hatte er spezielle

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