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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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diesem Abend nur zwei Personen an diesem Ort befinden würden. Es gab keine Wahl. Zeit investieren, würde bedeuten, sie zu verlieren. Als er sich herumdrehte, vernahm Stachinsky ein Geräusch. Es hörte sich wie mahlendes Kratzen auf Stein an, als ob jemand eine Zigarette austreten würde. Es kam aus der Richtung des Kundenparkplatzes, zu dem ein gepflasterter Weg gegenüber dem Seiteneingang führte. Langsam ging er den Weg entlang. In der Mitte stoppte er. Fünf Minuten blieb er regungslos stehen, um ganz sicherzugehen. Im Glauben, sich verhört zu haben, ging er langsam zum Anbau zurück. Als er die linke Hand an der Klinke hatte, spürte er einen warmen Atem im Nacken. Der letzte Gedanke wurde durch einen schmerzhaften Schlag gegen seinen Hinterkopf unterbrochen. Stachinsky verlor das Bewusstsein.
     
     

31
    Vor dem LKA wurde Joshua von einem Fernsehreporter aufgehalten. Mit englischem Akzent fragte dieser, wie Joshua die Gefahr eines Übergriffes der Vogelgrippe auf den Menschen beurteile. Auf der Schaumstoffhülle des Mikrofons erkannte er das Zeichen eines englischen Fernsehsenders. Joshua verwies ihn an die Pressestelle. Von einer Menschentraube umzingelt, erkannte Joshua den Pressesprecher der Behörde vor dem Eingangsportal. Mit einem flüchtigen Gruß drängte er an ihm vorbei.
    Zehn Minuten nach ihm betraten Karin und Daniel kurz hintereinander das gemeinsame Büro. Daniel war vorher in der Poststelle gewesen und legte einige Umschläge und Mappen in die Mitte des Tisches. Joshua entleerte das Faxgerät. Außer den üblichen Rundschreiben war ein Fax des Bundeskriminalamtes darunter. Die Kollegen bestätigten den Befund der Virologie im Fall Gideon Lambert. Joshua wählte die Nummer von Eugen Strietzel. Der Gerichtsmediziner begann seinen Arbeitstag gewöhnlich schon um sieben Uhr.
    »Morgen, Eugen. Hast du die Probe von Doktor Abel bereits untersucht?«
    »Mein Dienst hat eben erst begonnen«, Strietzel zögerte einen Moment. Fishing for compliments, dachte Joshua.
    »Hast ja Glück, dass ich Frühaufsteher bin. Die Probe habe ich mir heute als erste vorgenommen. Der Kollege Abel hatte recht. Das Blut ist clean, jedenfalls was Zellrückstände der entsprechenden Erreger betrifft. Der Befund ist vergleichbar mit dem der ersten beiden Opfer. Mit Ausnahme harmloser, weil inaktiver Hepatitisviren ging es Lambert bis dahin gut.«
    Joshua atmete erleichtert durch. In einem weiteren Telefonat informierte er die Pressestelle. Die Gefahr war nicht gebannt, aber eingekreist. Das Bild von Lambert ging bereits seit zwei Tagen durch die Medien. Nur wer in den vier Tagen vor dessen Tod Kontakt mit ihm hatte, war gefährdet. Die Hysterie in der Bevölkerung dürfte somit auf ein Mindestmaß schrumpfen. Zugleich hätten sie im Falle einer Infizierung auch einen Zeugen. Joshua war sich jedoch sicher, dass Gideon Lambert unmittelbar nach seinem Besuch bei Abel in die Gewalt des Täters geriet oder diesen freiwillig aufsuchte. Für einen Augenblick überlegte Joshua, ob übertriebene Hoffnung den Nährboden für diese Sicherheit bildete. Gideon Lambert hatte alleine gewohnt. Seine Nachbarn sagten aus, er lebte sehr zurückgezogen, bekam ganz selten Besuch und ging auch selbst kaum weg. Bis auf die Universität schien er über kein soziales Umfeld zu verfügen. Sie wussten einfach nicht genug über ihn, um sich ein Bild machen zu können. Joshua fiel auf, dass alle Opfer Einzelgänger waren. Machte dieser Umstand es dem Täter leichter? Sein Handy unterbrach die Überlegungen. Es war Corinna.
    »Sie wollen Jack schon wieder operieren. Ich soll mein Einverständnis geben, Sie sagten, es könne zu Komplikationen kommen, wegen der Narkose. Was soll ich bloß machen?«
    Joshua schloss die Augen und atmete tief durch. Er sah seinen Freund vor sich, in kurzen Hosen und mit dem roten Trikot der DJK TUSA 06, dem Fußballverein aus Hamm. Joshua hatte für die Schwarzgelben von Sparta Bilk gespielt. Das letzte Spiel gegen Jack. Joshua hatte sich mit dem Aufstieg zum Hammer Verein verabschieden wollen. Ein Punkt hatte ihnen noch gefehlt. Die Nachspielzeit lief, es stand 2:2, als Jack zum Elfmeterpunkt gelaufen war. Joshua hatte erst einen Elfmeter gehalten. Jack hatte kurz in die rechte Ecke genickt, bevor er schoss. Joshua war zum rechten Pfosten gehechtet und hielt den Ball. Er war überschwänglich gefeiert worden, Jack hatte nur hilflos mit den Schultern gezuckt, als seine Kameraden ihn trösten wollten.
    »Die

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