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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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durch die getönten Gläser seiner Brille an. Der schwarze Nadelstreifenanzug saß passgenau. Die dunklen Haare schienen ungekämmt. Das eingesetzte Gel ließ sie glänzen.
    Sängers Feuerzeug wanderte durch die Finger der rechten Hand. Mit langem Atem blies er den hellblauen Qualm über den breiten Schreibtisch. Kurz vor seinem Gegenüber löste er sich in kleine Wölkchen auf und stieg in Kringeln der Decke entgegen.
    »Ich war der Meinung, einen Profi engagiert zu haben.«
    »Haben Sie auch.«
    Noch immer keine Regung. Sein Gesicht schien statisch, die Lippen glitten kaum auseinander. Die einzige Bewegung während der letzten Minuten bestand darin, seine langen, gepflegten Finger ineinanderzuhaken.
    »So? Habe ich?«
    Die Stimme wurde lauter.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird sich um ganz normale Drogentote handeln. Waren das nicht Ihre Worte? Nun ermittelt die Polizei in vier Mordfällen. Haben Sie eine Ahnung, was es bedeutet, wenn unser Unternehmen auch nur an den Rand der  Ermittlungen gerät?«
    Schweigen erzeugte eine knisternde Atmosphäre.
    »Die Polizei hat bereits ihren Mörder bekommen. Darf ich Sie im Übrigen darauf aufmerksam machen, dass es Ihre Idee war, die Forschungen um jeden Preis zu forcieren.«
    Sänger sprang wütend auf und lief zur Fensterfront. Einen Schritt davor drehte er sich mit wehendem Jackett um.
    »Und Ihre Idee war es, diesen Studenten eine Teilhaberschaft anzubieten, statt sie wie ganz normale Probanden zu entlohnen. Das war der größte Fehler, den Sie begehen konnten.«
    Erst jetzt drehte er den Kopf zur Seite und sah seinem Gesprächspartner in die Augen. Er neigte dabei das Gesicht nach unten und tat dies über den Rand der Sonnenbrille.
    »Ach ja? Hätten wir ihnen einen Vertrag mit unseren Namen und dem Ziel der Forschungen geben sollen? Glauben Sie im Ernst, für diese Versuche hätten sich Probanden gefunden? Wir mussten sie zu teilhabenden Forschern machen, um ihren Ehrgeiz zu wecken. Wer konnte denn ahnen, dass diese Burschen eine Vorabveröffentlichung erstellen wollten, um ihren Professoren zu imponieren oder was weiß ich, warum? Außerdem konnten wir sie nicht mehr in der Gegend herumlaufen lassen bis der Impfstoff fertig war. Die hätten uns in wenigen Tagen die ganze Stadt angesteckt und unser Projekt zerstört.«
    Die Ruhe und Gelassenheit waren verflogen. Sängers Gast konterte die Anschuldigungen scharf und stetig lauter werdend.
    Sängers Schultern sackten ab. Er atmete laut ein und setzte sich wieder.
    »Was Fahnenbruck betrifft: Der Mann wurde immer mehr zum Risiko. Die Forschungen sind abgeschlossen und …«
    Mit einer ausladenden Armbewegung schnitt Sänger ihm das Wort ab.
    »Ich will es gar nicht wissen!«
    Sein Gast zuckte mit den Schultern, streckte dabei seine geöffneten Hände nach vorn.
    »Okay. Kommen wir zum zweiten Teil des Projektes. Wie kommen wir an die Blutbank?«
    »Wir haben einen Arzt der Uniklinik auf unserer Seite.«
    Sänger zog die buschigen Augenbrauen hoch.
    »Ein gewisser Doktor Mwandala. Er war zuerst äußerst unkooperativ, beinahe empört, aber das hat sich heute Morgen schlagartig geändert.«
    Sänger warf ihm einen fragenden Blick hinüber. Als er die Antwort vernahm, bedauerte er diese Geste.
    »Ich war so freundlich, seine Tochter vom Kindergarten abzuholen. Sie fühlt sich zwar nicht sehr wohl in ihrer Pension, aber dafür ist ihr Vater nun umso hilfsbereiter.«
    Die Stirn des Aufsichtsratsvorsitzenden glänzte silbrig im Schein der Neonlampen. Er fühlte sich ausgesetzt an den Rand eines Strudels, aus dessen Sog es kein Entrinnen mehr gab. Der Partner, den er sich nach peinlich genauen Erkundigungen ausgesucht hatte, entwickelte sich allmählich zum unberechenbaren Selbstläufer. Der Gedanke, das Projekt aufzugeben, mit dem nächsten Flieger in die Anonymität eines fernen Landes zu fliehen, drängte sich in sein Bewusstsein. Aber er war schwach und zaghaft, dem Hunger nach schier unbegrenztem Reichtum und Macht hoffnungslos unterlegen. Schließlich starb dieser Gedanke unbeachtet, ohne seine rettende Wirkung entfalten zu können.
    Der Plan, den Blutreserven der Universitätsklinik den H5N1-Erreger beizumischen, würde den alles entscheidenden Durchbruch herbeiführen. Innerhalb kürzester Zeit dürfte ein Großteil der Bevölkerung mit dem tödlichen Virus infiziert sein. Sänger hatte längst sein eigenes Unternehmen gegründet, weit weg von hier. Sein Besucher hegte nach wie vor Zweifel am Erfolg dieses

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