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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Viola Lubjuhns Augen folgten ihm. Es schien so, als erwarte die Staatsanwältin jeden Augenblick eine brillante Idee des Ermittlers.
    »Die Fahndung muss sofort ausgesetzt werden! Wenn die Sänger festnehmen, setzt der Täter sich sofort ab. Wir müssen Sänger observieren.«
    »Super Idee«, lästerte Gamerschlag, »einen flüchtigen Täter observieren, klasse.«
    »Verdammt noch mal, dann müssen wir ihn eben finden.«
    »Keine Chance«, Daniel schüttelte den Kopf, »die BeierPharm AG hat Anzeige erstattet. Die Beweise sind eindeutig.«
    »Das gibts doch nicht. Die kehren doch sonst immer alles unter den Teppich.«
    »Ja, wenn es um Geld geht. Die vier Millionen hätten sie vermutlich dezent verschwiegen, aber du vergisst, dass dort neuerdings die Mordkommission ein und aus geht.«
    Joshua trat wütend gegen einen leeren Stuhl, der da-raufhin gegen den Tisch donnerte. Bei derlei Delikten erging der Haftbefehl von Staats wegen. Sie besaßen keine Möglichkeit, ihn auszusetzen. Fieberhaft suchte er nach einer anderen Lösung.
    »Lasst uns die Fakten zusammenfassen«, unterbrach Karin die Pause, »Sänger ist vom Täter reingelegt worden. Anstelle des Impfstoffes hat er ihm harmlose Masernviren angedreht, vermutlich zur Absicherung.«
    »Oder um ihn zu erpressen«, unterbrach Daniel.
    »Auch möglich. Sänger hat vier Millionen veruntreut. Das bedeutet, seine Flucht ist vorbereitet, er hat nicht mehr viel Zeit. Ohne den Impfstoff wird er das Land nicht verlassen. Welche Möglichkeiten hat er?«
    Joshua hatte seine Nerven wieder im Griff. Er setzte sich auf einen freien Platz neben Viola Lubjuhn.
    »Verfügt er über die Möglichkeit, auf die Schnelle vier Millionen aufzutreiben?«
    »Negativ«, Daniel blätterte in einem Block, »nach dem Anruf von Weingarten bin ich zu seiner Bank gefahren. Die zieren sich zwar ohne richterliche Verfügung, aber Braun, der Direktor, hat immerhin die Auskunft gegeben, dass Sängers Konto um einen sechsstelligen Betrag überzogen ist. Von denen bekommt er nicht mal das Geld für eine Rolle Toilettenpapier. Cedric und Reiner überprüfen gerade die wirtschaftlichen Verhältnisse Sängers, vielleicht wissen wir dann mehr.«
    »Die Frage lautet also, was macht Sänger, wenn er das Geld nicht auftreiben kann?«
    »Besitzt er eine Waffe?«
    Kalles Frage sorgte für einen Moment der Ruhe.
    »Es ist jedenfalls keine auf ihn eingetragen, das habe ich überprüft.«
    Joshua fragte sich, wann Daniel das alles erledigt hatte.
    Karin hielt die Frage bereits im Ansatz für abwegig.
    »Kalle, der trifft sich mit einem Profikiller. Mit einem vierfachen Mörder. Da wäre die Hose bereits voll, bevor er die Hand an der Knarre hätte.«
    Joshua glaubte seiner Kollegin nicht. Sänger war verzweifelt, unberechenbar. Für ihn stellte sich die Frage, ob ein Geschäftsmann wie Sänger über die Möglichkeit verfügte, sich kurzfristig eine Pistole zu besorgen. Joshua sah keinen Sinn darin, lange zu diskutieren.
    Ohne anzuklopfen, stürmten Reiner und Cedric in den Raum. Cedrics kleine Brille war an den Rändern immer noch beschlagen. Mit einem Wink in die Runde begrüßte er die Kollegen.
    »Also«, begann er, während er sich hinsetzte, »mit diesem Sänger möchte ich nicht tauschen. Der ist mehr als klamm. Das Girokonto steht mit unglaublichen 216 000 Euro in den Miesen.«
    Daniel sah ihn entgeistert an. Cedric verstand sofort.
    »Bornmeier und Priem sind gute Freunde. Mit Bornmeier kann ich gut, na ja, ging jedenfalls ratzfatz. Die schmucke Villa in Siegen ist bis zum Dachfirst beliehen. Dabei war der gute Mann vor einem Jahr noch mehrfacher Millionär. Hat die gesamte Kohle und noch mehr in eine Fabrik in Simbabwe gesteckt. Die Kollegen dort halten sich merkwürdig bedeckt. Völlig anders verhält es sich bei Frau Sänger. Die Gute ist übrigens aus allen Wolken gefallen, als sie von den Machenschaften ihres Mannes erfahren hat.«
    Cedric schüttete sich einen Becher Mineralwasser ein und trank ihn halb leer. Niemand wagte es, den Kollegen mit den vielen kleinen Löckchen zu unterbrechen. Cedric schien die Spannung zu genießen, zumindest gab es keine Anzeichen von übertriebener Eile.
    »Die Sängers haben weise vorausschauend strikte Gütertrennung vereinbart. Wohl auch deshalb, weil Frau Sänger aus begütertem Hause stammt. Ihre Eltern haben ihr zwei Dutzend anscheinend gut laufende Cafés in der nördlichen Eifel vermacht. Für ihre Konten haben wir allerdings keinen Beschluss

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