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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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aller Mitarbeiter hier erfasst. Einen anderen Plankert kann ich Ihnen nicht anbieten.«
    Zwei Aufzüge standen bereit.
    »Plankert, Krieger …«
    »Tonello«, fuhr Joshua fort, »wie viele Namen hat der denn noch?«
     
    »So ein verdammter Mist«, Joshua schlug wütend aufs Lenkrad, »wir waren so kurz davor.«
    Karins Mundwinkel sackten ab. In ihrem Gesicht spiegelte sich Bedauern.
    »Auf alle Fälle wissen wir jetzt, dass Sänger mit drinhängt. Du meinst also, Fahnenbruck hat Sänger gelinkt?«
    »Ja. Die richtige Formel wird er vermutlich mit ins Grab genommen haben. Im Labor und in seiner Privatwohnung war sie jedenfalls …«, Joshuas Satz brach mittendrin ab. Karin begriff sofort.
    »Deshalb der Einbruch in Fahnenbrucks Wohnung. Fragt sich nur, ob der Täter die Formel dort gefunden hat.«
    »Hat er!«
    »Und ist damit direkt zu Sänger? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Vielleicht hat der Täter inzwischen spitzgekriegt, was die Formel tatsächlich wert ist, vor allem, wie sehr Sänger darauf angewiesen ist? Ruf Pille an, wir müssen uns sofort treffen.«
    Mit durchdrehenden Reifen fuhr Joshua vom Firmenparkplatz.
     
     

46
    »Wann kann ich den Betrag haben, Herr Braun?«
    Der dezent gekleidete, grau melierte Bankdirektor sah immer noch ungläubig auf den Monitor vor ihm. Vor wenigen Stunden wollte er Doktor Sänger noch zu einem persönlichen Gespräch in die Bank laden. Der Dispositionskredit war längst ausgeschöpft. Aufgrund der langjährigen tadellosen Geschäftsbeziehungen und der Tatsache, dass dieBeierPharm AG ein gut laufendes Firmenkonto bei seiner Bank führte, belasteten sie Sängers Konto seit einiger Zeit weit über das zu verantwortende Maß.
    Die schwarze Zahl ragte weit über die anderen hinaus. Vier Millionen Euro. Die Summe war hausintern von einem Konto des Pharmariesen überwiesen worden. Gottfried Braun kamen Zweifel. Eine Nachfrage bei der BeierPharm AG wäre indiskret, könnte zu einem tiefen Bruch in den Geschäftsbeziehungen führen. Braun wusste genau, wem er das Firmenkonto mit dem höchsten Umsatz zu verdanken hatte.
    Sänger benötigte schnellstens vier Millionen Dollar. Der Rest reichte aus, um das Konto mehr als auszugleichen.
    »Also, das ist schwierig. Über einen derart hohen Barbestand verfügen wir natürlich nicht. Noch dazu Dollar. In Euro könnte ich Ihnen den Betrag vielleicht noch heute zukommen lassen. Aber US-Dollar, die müssen bestellt werden.«
    »Dann muss ich den Betrag rückbuchen lassen und es bei einer anderen Bank probieren.«
    Brauns Kiefer mahlten aufeinander. Er fühlte sich unsicher. Für einen Augenblick überlegte er, sich von einem Nebenzimmer aus die Richtigkeit der Überweisung bestätigen zu lassen.
    »Reicht es Ihnen bis morgen früh um neun Uhr, Herr Doktor Sänger?«
    Sänger bedankte sich und reichte dem Direktor die Hand. Sie war feucht wie Gras im Morgentau.
     
    Doktor Weingarten hatte sich sämtliche Vorgänge der letzten drei Monate kommen lassen, die in irgendeinem Zusammenhang mit Sänger standen. Er suchte nach einer Erklärung für die Fakten, mit denen er im Büro seines Kollegen konfrontiert worden war. Gab es Zusammenhänge mit den Abwerbungsversuchen ihrer Spitzenforscher? Hatte Sänger Headhunter auf die eigenen Kollegen angesetzt? Der Gedanke schien Weingarten absurd. Woher hatte Sänger das Geld für die Fabrik in Simbabwe?
    Vor wenigen Minuten hatte ein Assistent im Forschungslabor bei Routineuntersuchungen den Masernvirus im Blut von Probanden entdeckt. Mehrere Mitarbeiter hatten Sänger nach der Mittagspause aus dem Labor kommen sehen. Weingarten hatte zusätzlich die innerbetriebliche Revision eingeschaltet. Das aufkommende Gefühl deutete er nur ungern als Schadenfreude. Aber Weingarten konnte nicht verhehlen, dass ihm die Art und Weise zuwider war, mit der Sänger seit geraumer Zeit vom Aufsichtsrat hofiert wurde. Es kam nicht nur ihm so vor, als ob Sängers Projekte vorab genehmigt wurden und der restliche Kuchen anschließend nach ermüdend langen Diskussionen auf die anderen Abteilungen verteilt wurde. Sängers Erfolge verboten zwar jeden Zweifel, aber es gab nicht wenige im Konzern, die ihm einen Misserfolg von Herzen gönnten.
     
    Sängers Erfolgsgeheimnis war es immer gewesen, sich vor Überraschungen zu hüten. Dem Gegner durch gute Informationspolitik immer einen Schritt voraus sein, lautete seine Devise. Wenn ihm ein Patent angeboten wurde, wusste er bereits vor den ersten Verhandlungen, was es

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