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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Beule in die Tür des alten Kombis und stieg schließlich ein. Angelo klopfte sich vor Freude auf die Schenkel. Kalles Aufmerksamkeit galt wieder dem Ehepaar Sänger. Der Manager war bereits einige Schritte von der Haustür entfernt, als er sich noch einmal umdrehte. Mit ausgestrecktem Arm schrie er seine Frau an.
    »Das wirst du bereuen.«
    Kalles Anspannung stieg. Sein linkes Ohr hing schon fast aus dem Fenster, als er Angelos aufgeregte Stimme vernahm.
    »Was macht der denn?«
    Die letzten Worte gingen in lautem Scheppern unter. Die Köpfe der Ermittler schossen vor. Der Vertreter hatte den Kombi mit Vollgas zurückgesetzt, um aus der Lücke zu kommen. Den rutschigen Untergrund hatte er offenbar schnell vergessen. Nach einer längeren Schrecksekunde setzte er den Wagen vor. Knirschen und brechende Geräusche drangen an die Ohren der Ermittler. Kurz oberhalb der Stoßstange schmiegte sich die Aufschrift des Staubsaugerherstellers in eine lang gezogene Beule.
    Kalle hörte die Haustür mit lautem Knall zuschlagen. Sein Kopf fuhr schlagartig herum. Sänger kam die Auffahrt herunter, auf dem Weg zur dunklen Limousine.
    »Verdammte Kacke«, Kalles Faust donnerte aufs Lenkrad, einen Zentimeter neben den Knopf der Hupe. Der Vertreter war ausgestiegen, mit bleichem Gesichtsausruck kam er auf sie zu. Kalle stieg aus, die aufgehende Tür hätte den Vertreter fast umgehauen.
    »Das war meine Schuld, tut mir furchtbar leid«, stammelte er gleich los. Kalles rechte Hand schloss sich. Die Knöchel der Finger wurden weiß.
    »Ich bin versichert, keine Sorge. Wir sollten sicherheitshalber die Polizei rufen.«
    Kalle schluckte. Alles, nur das nicht. Er winkte lässig ab. Der Vertreter hob erstaunt eine Augenbraue.
    »Ist nicht nötig. Die Sache ist doch klar. Ich habe Ihre Kennzeichen. Notfalls kann mein Kollege alles bezeugen.«
    Der Vertreter kramte in den Innentaschen seines Mantels.
    »Ist aber besser. Ich habe da schon mal schlechte Erfahrungen gemacht.«
    Er zog ein Handy aus dem Mantel und fuchtelte damit vor Kalles Augen herum.
    »Geht doch so einfach, heutzutage. Kostet fast nichts und wir sind beide auf der sicheren Seite.«
    Kalle wurde zunehmend nervöser. Aus dem Hintergrund vernahm er ein klackendes Geräusch. Als er sich umdrehte, sah er, dass Sänger seine Wagentür geöffnet hatte. Er war im Begriff einzusteigen, als ein Handy klingelte. Sänger griff an den Gürtel und blieb mit dem Gerät am Ohr neben der Limousine stehen. Der Vertreter hatte seine Drohung inzwischen wahr gemacht. Er gab die Adresse durch. Angelo trat dicht an Kalle heran.
    »Was machen wir jetzt?«
    Sänger beendete das Gespräch und stieg in sein Auto.
    »Die Polizei kommt gleich. Dann hat alles seine Ordnung«, der Vertreter lächelte zufrieden. Sänger bog rückwärts auf die Straße, stand einen Augenblick neben ihnen. Kalle kehrte ihm den Rücken zu, zückte seinen Dienstausweis und hielt ihn dem Vertreter vor die Augen. Angelo reichte ihm eine Visitenkarte. Sänger beschleunigte mit durchdrehenden Reifen.
    »Wir sind im Einsatz, melden Sie sich bitte bei unserer Dienststelle.«
    Der Staubsaugerverkäufer schnappte nach Luft. Eine Schneeflocke landete auf dem linken Glas seiner Brille und trübte den Blick. Er wollte noch zu einer Frage ansetzen, als die Ermittler haarscharf an ihm vorbeifuhren.
    Kalle hielt einen Sicherheitsabstand von einem halben Kilometer Länge. Er hoffte, Sänger hatte ihren roten Audi vorhin nicht wahrgenommen. Kalle dachte daran, dass er für Observationen oft seinen Privatwagen benutzte, um nicht erkannt zu werden. Heute Morgen benötigte Petra den Wagen. Angelo telefonierte mit Pille und gab ihm die Neuigkeiten durch. Ein stetig lauter werdendes Schleifgeräusch drang in den Innenraum. Sänger bog auf die Auffahrt zur Autobahn, das Heck der Limousine schleuderte dabei herum. Er zog direkt auf die linke Fahrspur, beschleunigte so stark, dass der Abstand sich rasend schnell vergrößerte. Kalle drückte das Gaspedal verkrampft gegen das Bodenblech. Der Schneefall wurde dichter. Angelo prüfte nach einem kurzen Blick auf den Tacho den ordnungsgemäßen Sitz des Gurtes. Das Gespräch mit Kalle während einer Grillparty im letzten Sommer fiel ihm ein. Die acht Unfälle seines Kollegen, laut Kalle allesamt Folge unglücklicher Umstände.
    »Wusste gar nicht, dass die Karre so schnell ist.«
    Die Tachonadel zog behäbig an der 200 km/h Makierung vorüber, dennoch vergrößerte sich der Abstand weiter, wenn auch

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