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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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bekommen.«
    »Bingo!« Joshua schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Schätze, die Gattin wird gerade um vier Millionen erleichtert«, sprach Kalle Joshuas Gedanken aus.
    »Glaube ich nicht. Die Dame war ziemlich erbost. Nachbarn haben uns erzählt, die beiden führen nur noch eine Scheinehe. Sie treibts mit ihrem Tennislehrer, wie man so hört, und er ist mit der Firma verheiratet. Wenn ihr mich fragt, die wird dem was husten«, meinte Cedric.
    Eine vorbeiziehende Wolke verdunkelte allmählich den Raum. Mit den Sonnenstrahlen raubte sie Joshuas aufkeimende Hoffnung. Begraben wollte er sie nicht. Sänger besaß ein nicht zu verachtendes Argument, mit dem er möglicherweise auch seine Frau beeindrucken konnte. Auf jeden Fall aber war Sänger der Schlüssel. Sie mussten ihn so schnell wie möglich ausfindig machen. Kalle und Angelo übernahmen dessen heimische Villa, Cedric und Reiner bezogen vor der BeierPharm AG Stellung, Karin und Daniel fuhren nachHeerdt zum Labor. Joshua wollte noch mal nach Kaiserswerth fahren, sei es nur, um eine mögliche Spur auszuschließen. Sein Handy meldete sich. Er zuckte zusammen, hoffte, der Anruf würde nicht aus der Uniklinik kommen. Für eine Sekunde war er verwirrt, als er die Stimme Doktor Abels vernahm.
     
     

48
    Kalle warf einen genervten Blick auf seinen Kollegen Angelo Rossi. Er mochte Bon Jovi nicht sonderlich. Schon gar nicht in der blechern klingenden Vertonung, die aus Angelos Ohrstöpsel drang. Sein Kollege zeigte sich unbeeindruckt. Mit einem Lächeln gaben seine Finger weiter den Takt auf der Armlehne der Beifahrertür an. Kalle sah auf die Borduhr. Zwei Stunden standen sie bereits auf dem Parkstreifen gegenüber der Villa, ohne dass sich irgendetwas tat. Er wunderte sich, wie lange die Batterien eines MP3-Players durchhielten. Der Vertreter einer Staubsaugerfirma kam mit Siegerlächeln aus dem Nachbarhaus. Die Scheiben beschlugen allmählich. Kalle öffnete die Seitenfenster einen Spalt. Immer, wenn er im Kegelverein von langweiligen Observationen sprach, bekam er vorgehalten, fürs Nichtstun bezahlt zu werden. Die Musik wurde leiser. Kalle atmete erleichtert auf. Der Vertreter kam aus dem Haus gegenüber der Villa. Er wirkte desillusioniert. Angelo kramte zwei Kabel und einen dicken Stecker aus der Jacke. Mit geübten Handgriffen verband er die kleine Jukebox mit dem Zigarettenanzünder. Nach einem Druck auf den stecknadelkopfgroßen Playbutton ertönte die Musik nicht nur lauter als zuvor, Bon Jovibegann auch gleich noch einmal von vorne.
    Kalle hielt die Warterei nicht mehr aus. Er telefonierte mit der Dienststelle. Sänger war zur Fahndung ausgeschrieben. Möglicherweise hatte ein eifriger Kollege ihn bereits festgenommen. Sein Verdacht bestätigte sich nicht. Weiter warten. Dicke Schneeflocken legten sich auf den Wagen. Kalle fluchte. Er konnte weder den Motor starten, noch den Scheibenwischer laufen lassen. Seine Augen wanderten zum Außenspiegel. Eine dunkle Limousine näherte sich. Das vordere Nummernschild war schneebedeckt. Kalle stellte die Rückenlehne ein paar Grad schräger und zog mit einem Ruck den Stecker aus dem Zigarettenanzünder. Angelo fuhr herum, auf ein Zeichen versank er im Sitz. Die Limousine verschwand in der Hofeinfahrt. Das Kennzeichen stimmte, es war Sänger.
    »Hat er uns bemerkt?«
    »Glaube nicht.«
    »Okay, falls Joshua recht hat, führt Sänger uns gleich direkt zum Täter. Ich rufe das SEK an, die sollen sich schon mal bereithalten.«
    Kalle verständigte zeitgleich die Kollegen von der SoKo.
    Nach einer Viertelstunde öffnete sich die Haustür der Villa. Eine gut aussehende Frau mittleren Alters stritt sich im Türrahmen mit dem Mann, der der Beschreibung nach Sänger sein musste. Kalle ärgerte sich. Er bekam nur gelegentlich Wortfetzen mit. Die Fahrbahn lag mittlerweile unter einer geschlossenen Schneedecke. Kalle umklammerte seit drei Minuten den Zündschlüssel, als müsse er ihn vorwärmen. Aus dem Haus schräg hinter ihnen kam der Staubsaugervertreter. Als er auf dem Bürgersteig neben ihrem Wagen vorbeilief, vernahmen sie lautes Fluchen. Wütend schmiss der Vertreter eine große Reisetasche und einen Hartschalenkoffer auf die Ladefläche des Kombis vor ihnen. Neben der Fahrertür rutschte er aus. Im Fallen klammerte er sich an den Außenspiegel. Dieser wurde so weit heruntergezogen, dass Kalle das zornige Gesicht des Mannes darin erkennen konnte. Der Vertreter stand auf, trat mit voller Wucht eine

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