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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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Märchen.
    Ich folgte Dogger zum Salon im Westflügel.
    Dogger legte kurz das Ohr an die Tür – dann schlüpfte er hindurch wie ein Nebelhauch und stand wie aus dem Boden gewachsen im Zimmer. Viele ältere Hausangestellte beherrschen dieses Kunststück.
    Dogger beugte sich feierlich über Sally Fuchs, als sei er ein Priester, der ihr die Letzte Ölung spenden wollte, dann trat er beiseite und wiederholte das Ganze bei Shoppo.

    »Höchst merkwürdig«, sagte er.
    »Merkwürdig?«
    » Höchst merkwürdig. Der hier«, er zeigte auf Sally, »war nämlich seit ein paar Wochen weg.«
    »Weg?«
    »Gestern war er noch nicht wieder da. Ich habe den Colonel nicht verständigt, weil er sehr traurig gewesen wäre. Außerdem dachte ich, ich hätte den Fuchs vielleicht selber verlegt, bei einem meiner … meiner …«
    »Tagträume?«, bot ich an.
    Dogger nickte. »Danke.«
    Dogger litt gelegentlich an Angstzuständen. Dann ergriffen irgendwelche unsichtbaren Mächte von ihm Besitz und stürzten ihn in einen Abgrund. Er schien die erlebten Schrecknisse noch einmal durchzumachen, oftmals in Begleitung seiner alten Kampfgefährten, deren ruhelose Geister er durch seine unerschütterliche Zuneigung auferstehen ließ.
    »Letzten Monat war es Shoppo. Am einen Tag war er noch da, am nächsten war er weg. Und dann tauchte er wieder auf. Ich dachte, ich hätte mir das alles nur eingebildet.«
    »Bist du dir ganz sicher, Dogger?«
    »Ja, Miss Flavia – ziemlich sicher.«
    Ich überlegte kurz, ob ich behaupten sollte, dass ich diejenige sei, die die Kaminböcke wegnahm und wieder hinstellte, brachte es aber nicht über mich, ihn anzuschwindeln.
    »Vielleicht hat Daffy sich die Füchse als Modell für ihre Zeichnungen ausgeliehen.«
    Daffys Bleistiftkritzeleien fingen meistens recht vielversprechend an, nahmen aber oft einen fatalen Verlauf. Der Jungfrau Maria wuchsen auf einmal Hasenzähne, oder eine spontane Karikatur von Vater, wie er am Esstisch saß, verwandelte sich in einen Mann ohne Augen – um nur zwei Beispiele zu nennen. In diesen Fällen legte Daffy die Zeichnung einfach weg und griff wieder zum Buch. Wochen später entdeckten wir
dann die aus ihrem Skizzenblock herausgerissenen Blätter in den Ritzen des Chesterfield-Sofas oder unter den Polstern der Sessel im Salon.
    »Kann sein«, sagte Dogger, »kann auch nicht sein.«
    Ich glaube, in diesem Augenblick dämmerte mir halb bewusst die Lösung des Rätsels.
    »Ist Mrs Mullet heute da?«
    Ich wusste sehr wohl, dass sie da war.
    »Sie ist draußen und schimpft mit Simpkins, dem Milchmann. Es geht um einen Holzspan in der Butter.«
    Ich musste warten, bis Dogger das Besteck weggeräumt hatte.
    Ich wollte Mrs Mullet unter vier Augen sprechen.
     
    »Diesen Händlern ist alles piepegal!«, sagte Mrs Mullet empört. Ihre Arme waren bis zu den Ellenbogen mit Mehl bestäubt. »Erst schwimmt eine Fliege im Rahm, am nächsten Tag ist … aber das brauchst du nun wirklich nicht zu wissen, Schatz. Eins ist jedenfalls sonnenklar – wenn man ihnen alles durchgehen lässt, weiß man nie, was sie einem als Nächstes andrehen. Sagt man heute nichts zu dem Zahnstocher in der Butter, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man morgen einen Türknauf im Hüttenkäse findet. Mir passt das zwar auch nicht, aber so geht’s nun mal zu auf der Welt.«
    Wie sollte ich bloß das Gespräch von den schurkischen Kaufleuten dieser Welt auf Brookie Harewood bringen, ohne dass es auffiel?
    »Wir könnten ja mehr Fisch essen«, schlug ich vor. »Die Fischer aus dem Dorf verkaufen ihre Ware ganz frisch aus ihren Körben. Brookie Harewood zum Beispiel.«
    Mrs Mullet rümpfte die Nase. »Pah! Brookie Harewood! Der Bursche ist ein elender Wilderer. Mich wundert schon lange, dass ihn der Colonel nicht längst aus dem Gehölz verjagt hat. Das sind nämlich eure Fische, die er den Leuten am Gartentor verkauft.«

    »Er muss sich doch auch irgendwie seinen Lebensunterhalt verdienen.«
    »Verdienen?« Sie schnaubte vor Wut und versetzte dem Batzen Brotteig einen zusätzlichen Hieb. »Dem Kerl wird’s doch vorn und hinten reingesteckt! Seine Mutter drüben in Malden Fenwick lässt ihm regelmäßig Schecks zukommen, damit er sich dort nicht blicken lässt. Der Bursche ist ein Tagedieb, ein Mutterschnorrer und ein Gauner dazu.«
    »Seine Mutter bezahlt ihn dafür, dass er sie nicht besucht?«, fragte ich.
    Daffy hatte mir vom Sohn unserer Nachbarn, den Blatchfords, erzählt, dem schwarzen Schaf der Familie, der

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