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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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über Personen betrifft, die ich nicht kenne, lasse ich euch beide allein.«
    Vater nickte dem Inspektor zu und verließ das Zimmer. Ich hörte, wie er die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnete und wieder schloss. Er suchte Zuflucht bei seinen Briefmarken.
    »Dann wollen wir mal.« Der Inspektor schlug sein Notizbuch auf und nahm die Kappe von seinem Kugelschreiber. »Bitte noch mal ganz von vorn.«
    »Also … ich konnte nicht schlafen …«
    »Nicht ab da.« Der Inspektor blickte nicht einmal auf. »Ab der Kirmes.«
    »Ich wollte mir von der Frau die Zukunft vorhersagen lassen. «
    »Und – bist du jetzt im Bilde?«
    »Nein«, schwindelte ich.
    Ich war bereit, dem Inspektor einiges zu erzählen, aber nicht von der Frau auf dem Berg – der Frau, die fror und nach Hause wollte. Und auch nicht von der Frau, die ich einmal sein würde.
    »Ich habe aus Versehen die Kerze umgeworfen und dann … dann …«
    Ich war selbst überrascht, dass meine Unterlippe zitterte.
    »Das weiß ich schon alles. Der Vikar hat es uns ausführlich berichtet, ebenso Dr. Darby.«
    Ich schluckte. Hatten ihm die beiden auch berichtet, dass ich
mich hinter einer Bude versteckt hatte, als das Zelt der Wahrsagerin abgebrannt war?
    »Arme Kleine«, sagte der Inspektor mitfühlend. »Du hast ganz schön was mitgemacht, was?«
    Ich nickte.
    »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich ins Krankenhaus gebracht.«
    »Schon gut«, sagte ich tapfer. »Ich komme schon zurecht.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein.« Ich kämpfte mit den Tränen.
    Unversehens sprudelte alles aus mir heraus: die Ereignisse auf der Kirmes und im Gehölz, nicht zu vergessen die wutschnaubende Mrs Bull, meine erfundene Geschichte, ich sei mitten in der Nacht aufgewacht und hätte mir Sorgen um die Alte gemacht, und die schreckliche Entdeckung, als ich sie in ihrem Blut liegend im Wohnwagen vorfand. Ich erzählte alles haarklein.
    Nur Brookie Harewood ließ ich weg.
    Den hob ich mir für mich selber auf.
    Eigenlob stinkt zwar, aber es war fraglos ein grandioser Auftritt. Trotz meiner Jugend hatte ich längst gelernt, dass es keine bessere Methode gab, eine Lüge – oder in diesem Fall zumindest eine entscheidende Auslassung – zu verschleiern, als sie in unter Tränen vorgebrachte Wahrheiten zu verpacken.
    Inspektor Hewitts Kugelschreiber flog über die Seiten und hielt jedes Wort meiner Aussage fest. Bestimmt kann er Kurzschrift, ging es mir durch den Kopf. Später würde er das Ganze bestimmt in eine lesbare Form umschreiben.
    Vielleicht diktierte er den Bericht ja auch seiner Frau Antigone, die ich bei einer Marionettenvorführung im Gemeindesaal kennengelernt hatte. Ob sie sich noch an mich erinnerte?
    Ich malte mir aus, wie sie am Küchentisch ihres geschmackvoll eingerichteten Landhäuschens kerzengerade an der Schreibmaschine saß und ihre Finger erwartungsvoll über der
Tastatur schwebten. Sie trug ihre großen Ohrringe und eine austerngraue Seidenbluse.
    »Flavia de Luce?«, würde sie mit einem fragenden Blick in den großen dunklen Augen sagen. »Ist das nicht das entzückende Mädchen, dessen Bekanntschaft ich neulich gemacht habe?«
    »Ganz recht, meine Liebe«, würde ihr Gatte antworten und vielsagend das Haupt wiegen.
    Wir waren am Ende meiner Aussage angekommen, nämlich beim Eintreffen des Inspektors am Tatort.
    »Das dürfte fürs Erste genügen«, sagte er, klappte sein Notizbuch zu und steckte es in die Innentasche seiner Jacke. »Sergeant Graves kommt noch vorbei und nimmt deine Fingerabdrücke. Reine Routine.«
    Ich machte ein skeptisches Gesicht, aber insgeheim freute ich mich darüber. Der verschmitzte Detective Sergeant mit den Grübchen war mein Lieblingspolizist.
    »Bestimmt sind meine Fingerabdrücke überall«, sagte ich hilfsbereit. »Und die von Dr. Darby.«
    »Und die des Täters«, hätte der Inspektor hinzufügen können, doch er stand auf und schüttelte mir so förmlich die Hand, als würden wir einander beim Königlichen Gartenfest vorgestellt.
    »Vielen Dank, Flavia«, sagte er. »Du warst mir eine große Hilfe … wie immer.«
    Wie immer? Wollte er mich schon wieder aufziehen?
    Doch sein Händedruck war fest, und er sah mich offen und ehrlich an.
    Es kann durchaus sein, dass ich mir ein überhebliches Grinsen nicht verkneifen konnte.

7
    D u, Dogger – die wollen meine Fingerabdrücke nehmen!«
    Dogger saß am Küchentisch und blickte von der eindrucksvollen Phalanx Tafelsilber auf, die er gerade polierte. Zuerst war seine Miene

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