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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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reichlich dafür bezahlt wurde, dass er schön drüben in Kanada blieb. »Zwei Pfund und zehn Shilling pro Meile und Jahr. Er lebt auf den Queen-Charlotte-Inseln im äußersten Westen des Landes – das bringt mehr Kohle.«
    »Schnorrer oder nicht, jedenfalls taugt er nichts«, sagte Mrs Mullet. »Und in schlechter Gesellschaft treibt er sich auch rum.«
    »Meinen Sie Colin Prout?« Mir war eingefallen, wie Brookie den Jungen auf der Kirmes getriezt hatte.
    »Colin Prout ist harmlos – der macht alles, was Brookie will. Nein, ich meine Reggie Pettibone und die Bande, denen der Laden auf der Hauptstraße gehört.«
    »Der Antiquitätenladen?«
    Pettibones Antiquitäten & Qualitätswaren lag nur ein paar Häuser von den Dreizehn Erpeln entfernt. Ich war schon oft daran vorbeigekommen, aber nie hineingegangen.
    »Antiquitäten, ha!«, schnaubte Mrs Mullet verächtlich. »Tut mir leid, Schatz, aber ich hab keine hohe Meinung von denen. Reggie Pettibone hat uns letztes Jahr zwei Pfund und sechs Shilling für einen Tisch gezahlt, den Alf und ich uns im Army-und-Navy-Laden zur Hochzeit gekauft hatten. Nagelneu war das gute Stück da. Drei Wochen später sehen wir den Tisch im
Schaufenster, mit Silbergriffen dran und einem Preisschild, auf dem ›55 Guineen‹ stand! Und auf einem Schild daneben stand: ›Historischer Kartentisch von Chippendale‹. Alf hat den Tisch gleich an dem verbrannten Bein erkannt, wo er mal mit dem heißen Schürhaken drangekommen ist, als er versucht hat, das Stück Kohle zu angeln, das vom Rost gesprungen und unter den Tisch gerollt ist, als unsere Agnes noch ganz klein war.«
    »Und Brookie ist mit Pettibone befreundet?«
    »Die beiden kleben zusammen wie Pech und Schwefel. Sie sind unzertrennlich.«
    »Was wohl Brookies Mutter davon hält?«
    »Ach, die!«, fauchte Mrs Mullet. »Die kümmert sich doch einen Dreck um ihren Sohn. Die befasst sich lieber mit den feinen Leuten mit ihren Pferden und den Jagdhunden. Ich wette, sie zieht ihnen ordentlich das Geld aus der Tasche mit ihren Pinseleien. Allerdings hat ihr Brookie bis jetzt auch nur Schande gemacht. Meiner Meinung nach kümmert die sich gar nicht drum, was er so treibt. Hauptsache, er kreuzt nicht in Malden Fenwick auf.«
    »Danke, Mrs M«, sagte ich. »War nett, mit Ihnen zu plaudern. Sie kennen so viele spannende Geschichten.«
    »Du weißt ja – ich hab nix gesagt«, raunte sie verschwörerisch mit erhobenem Zeigefinger. »Ich kann schweigen wie ein Grab.«
    Das war gewissermaßen richtig. Seit ich in die Küche gekommen war, hatte ich darauf gewartet, dass sie mich nach der Zigeunerin aushorchen würde oder wenigstens fragen, was die Polizei in Buckshaw wollte, aber sie war mit keinem Wort darauf eingegangen. Hatte sie etwa von beiden Vorfällen nichts mitbekommen?
    Das schien mir unwahrscheinlich. Bei ihrem Schwätzchen mit dem Milchfahrer dürfte sie mehr Informationen gesammelt haben als Mata Hari in ihrem ganzen Leben als Doppelspionin.

    Ich war schon fast zur Küchentür hinaus, als sie endlich mit der Sprache rausrückte: »Geh nicht so weit weg, Schatz, der nette Beamte, der mit den Grübchen, kommt bald wegen deiner Fingerabdrücke.«
    Zum Kuckuck mit dem Weib! War denn keine verschlossene Tür auf Buckshaw vor ihren langen Ohren sicher? Oder konnte sie hellsehen?
    »Ach richtig«, erwiderte ich lahm. »Danke, dass Sie mich dran erinnert haben, Mrs M. Ich hätte es fast vergessen.«
     
    Ich ging eben unter der Treppe durch, da klingelte es an der Haustür. Ich spurtete sofort los, aber Feely kam mir zuvor.
    Ich bremste und schlidderte über die Schachbrettfliesen, da riss sie schon die Tür auf. Dahinter stand Detective Sergeant Graves mit einem schwarzen Köfferchen in der Hand. Als er Feely erblickte, fiel ihm die Kinnlade herunter.
    Ich muss zugeben, dass meine große Schwester noch nie schöner ausgesehen hatte. In ihrer lachsrosa Seidenbluse und dem Mohairpullover (beides hatte sie aus Harriets Ankleidezimmer gemopst), mit dem seidigen honiggoldenen Haar und den blitzblauen Augen (ihre schwarzgerahmte Brille steckte wie immer hinter den Sofakissen) glich sie einer Nahaufnahme aus einem Technicolor-Kinofilm.
    Diesen Auftritt hatte sie doch geplant, die kleine Hexe!
    »Sergeant Graves, nehme ich an?«, sagte sie mit seltsam tiefer, belegter Stimme. »Kommen Sie doch herein. Wir haben Sie bereits erwartet.«
    Wir? Was sollte denn der Quatsch?
    »Ich bin Flavias Schwester Ophelia.« Sie streckte ihm ihr korallenumwuchertes

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