Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
Vom Netzwerk:
Porcelain sie für sich.
    Wir schauten einander lange an.
    »Fenella hat recht«, sagte sie schließlich. »Euer Anwesen ist kein guter Ort.«
    Ich hielt ihr den Schlüssel auf der flachen Hand hin, und sie nahm ihn mit Daumen und Zeigefinger, als wäre er – oder ich – verseucht.

    Dann schloss sie die Tür auf und schlüpfte nach draußen.
    Was soll ich davon halten?, überlegte ich.
    Offen gestanden hatte ich mich darauf gefreut, dass mir Porcelain auf Schritt und Tritt folgte, während ich den Überfall auf Fenella und den Mord an Brookie Harewood aufklärte. Ich hatte sogar schon darüber nachgedacht, wie ich sie gegebenenfalls abschütteln konnte. Vielleicht hatte ich mir in allzu leuchtenden Farben ausgemalt, wie ich sie zwischendurch beiseitenehmen und ihr geduldig erklären würde, wie ich die Spuren und Hinweise deutete, die ich entdeckte.
    Jetzt hatte sie mich um all das betrogen.
    Ich war wieder allein.
    Jetzt und immerdar, und in Ewigkeit, Amen.
    Ich hatte niemanden, mit dem ich mich austauschen konnte.
    Außer Dogger.
     
    Dogger saß von den letzten Sonnenstrahlen beschienen im Garten. Er hatte sich einen alten Stuhl aus dem Gewächshaus geholt, hockte ganz vorne auf der Kante und nagelte eine alte Teekiste zu.
    Ich ließ mich auf der Schubkarre nieder.
    »Die Polizei hat noch eine Leiche gefunden. Im Gehölz.«
    Dogger nickte. »So ist es wohl, Miss Flavia.«
    »Es ist das Baby von den Bulls, stimmt’s?«
    Dogger ließ den Hammer sinken. »Sollte mich nicht wundern. «
    »Hast du es von Mrs Mullet erfahren?«
    Es gehörte sich eigentlich nicht, einen Bediensteten über einen anderen auszufragen, aber was blieb mir anderes übrig? Ich konnte ja schlecht Inspektor Hewitt anrufen und ihn ausfragen.
    »Nein.« Dogger setzte den nächsten Nagel an. »Von Miss Porcelain.«
    »Porcelain?« Ich zeigte auf mein Zimmerfenster im Ostflügel.
»Du hast von Porcelain gewusst? Dass sie hier übernachtet hat?«
    »Ja«, antwortete Dogger kurz angebunden.
    Ich fand mich damit ab, und bald entstand zwischen uns wieder das wohlige Schweigen, das die meisten Unterhaltungen mit Dogger begleitete: ein Schweigen, so lang, tief und golden, dass es einem respektlos vorgekommen wäre, es zu brechen.
    Dogger drehte die Teekiste um.
    »Du hast sehr feingliedrige Hände«, sagte ich schließlich. »Sie könnten auch einem Konzertpianisten gehören.«
    Dogger legte den Hammer weg und drehte seine Hände hin und her, als hätte er sie noch nie gesehen.
    »Ich kann dir versichern, dass es meine eigenen sind«, sagte er dann.
    Diesmal war ich ganz sicher – Dogger hatte tatsächlich einen Witz gemacht! Aber statt herablassend zu lachen, nickte ich nur vielsagend. Unter Freunden sagt ein Lächeln oft mehr als schallendes Gelächter.
    »Ich hab mal wieder eine Frage, Dogger«, sagte ich. »Es geht um Nasenbluten.«
    »Hast du etwa Nasenbluten, Miss Flavia?«
    »Ich nicht, und auch sonst keiner hier auf Buckshaw. Aber Miss Mountjoy aus der Weidenvilla.«
    Ich beschrieb ihm, was ich dort in der klammen Küche erlebt hatte.
    »Aha«, sagte Dogger. Nach einer langen Pause antwortete er stockend, als müsste er die Worte nacheinander aus einem tiefen Brunnen zutage fördern: »Wiederkehrendes Nasenbluten – Epistaxis – kann viele Ursachen haben.«
    »Nämlich?«
    »Vererbung … Hypertonie oder Bluthochdruck … Schwangerschaft … Dengue- oder Siebentage-Fieber … ein Nasopharynxkarzinom … ein Nebennierentumor … Skorbut
… bestimmte Alterskrankheiten wie etwa Arterienverkalkung. Es kann auch ein Anzeichen für eine Arsenvergiftung sein.«
    Wie hatte ich das vergessen können?!
    »Aber nach allem, was du mir erzählt hast, kommt Miss Mountjoys Nasenbluten wahrscheinlich vom übermäßigen Genuss von Lebertran.«
    »Lebertran?«, wiederholte ich ungläubig.
    »Den nimmt sie vermutlich wegen ihrer Arthritis.« Dogger hämmerte wieder drauflos.
    »Igitt!« Ich schnitt eine Grimasse. »Mir wird schon von dem Geruch schlecht!«
    Dogger ging nicht darauf ein.
    »Ist es nicht komisch«, bohrte ich weiter, »dass die Natur eine Fischleber genauso stinken lässt wie ein Unkraut, den Stinkenden Gänsefuß, und wie Weidenbäume, die am Wasser wachsen?«
    »Stinkender Gänsefuß?« Dogger machte ein verdutztes Gesicht. Dann ging ihm ein Licht auf. »Ach so, du meinst Methylamine. Die hatte ich ganz vergessen. Andererseits…«
    »Ja?«, sagte ich verdächtig eifrig.
    Es gab Zeiten, in denen Doggers Gedächtnis ausgezeichnet arbeitete, so

Weitere Kostenlose Bücher