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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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gebracht und bei einer Auktion von irgendwelchen Fremden ersteigert werden konnten, holten uns die Tatsachen mit orkanartiger Wucht ein.
    Und unser tapferer Vater gab sich Mühe, uns mit fröhlichem Geplauder abzulenken.
    Mir kamen die Tränen, aber ich riss mich zusammen. Zum Glück blickte Daffy, die mir gegenübersaß, kein einziges Mal von ihrem Buch auf.
    Am Tischende starrte Feely mit bleichem Gesicht und verkniffenem Mund in ihren Schoß. Die dunklen Ringe unter ihren Augen sahen wie Prellungen aus, ihr Haar hing strähnig herab.
    Ihr Zustand war nur mit dem Ausdruck am Boden zerstört zu beschreiben.

    Meine chemischen Zaubertricks hatten gewirkt!
    Der Beweis dafür war, dass Feely ihre Brille trug – demnach hatte sie den ganzen Tag die Schrift auf ihrem Spiegel angestarrt.
    Trotz ihrer heimtückischen Anwandlungen – oder gerade deshalb? – war Feely sehr fromm und verbrachte viel Zeit damit, mit diesem oder jenem Heiligen irgendwelche Abkommen zu schließen, was die Reinheit ihres Teints anging oder den Zufall, dass sich ein Sonnenstrahl in ihr goldenes Haar verirrte, wenn sie beim Abendmahl vor dem Altar kniete.
    So wie ich gemeinhin an die Chemie und den heiteren Tanz der Atome glaubte, glaubte Feely an das Übernatürliche, und diesen Glauben hatte ich mir zunutze gemacht.
    Aber was hatte ich getan? Eine derartige Verwüstung hatte ich nicht anrichten wollen.
    Am liebsten wäre ich aufgesprungen, hätte mich ihr an den Hals geworfen und ihr gebeichtet, dass nur zermahlene Schneiderkreide und nicht Gott der Herr hinter der Sache steckte. Dann würden wir beide lachen, so wie früher.
    Aber wenn ich das tat, musste ich auch Vater meinen Streich gestehen, und ich wollte ihn nicht noch zusätzlich belasten.
    Abgesehen davon würde mich Feely wohl eher mit der nächstbesten Gabel erstechen, weißes Tischtuch hin oder her.
    Was mich wieder an Brookie Harewood erinnerte. Merkwürdig! Keiner meiner Tischgenossen hatte ein Wort über den Mord verloren. Oder waren es jetzt schon mehrere Morde?
    Erst da fiel mir das Besteck auf. Statt des üblichen Tafelsilbers waren Messer und Gabeln mit gelben Griffen gedeckt, die bisher nur die Bediensteten in der Küche benutzt hatten.
    Ich verlor die Beherrschung, sprang auf, nuschelte eine Entschuldigung und stürzte hinaus. Draußen in der Eingangshalle tropften meine Tränen wie Regen auf die Schachbrettfliesen.

    Ich warf mich aufs Bett und vergrub das Gesicht im Kissen.
    Wie konnte Rache nur so wehtun? Rache war doch angeblich süß – wie ein Triumph!
    Auf einmal vernahm ich im Flur das unverwechselbare Klacken von Vaters Ledersohlen.
    Wie bitte? Vater im Ostflügel? Seit ich hier eingezogen war, setzte er das erste Mal einen Fuß in diesen Teil des Hauses.
    Vater kam herein und blieb an meinem Bett stehen. Dann senkte sich die Matratze, als er sich neben mich setzte.
    Ich hob den Kopf nicht.
    Nach einer halben Ewigkeit legte er mir flüchtig die Hand auf den Scheitel. Er strich mir nicht übers Haar, er sagte auch nichts, und ich war froh darüber. Sein Schweigen ersparte uns beiden die Peinlichkeit, nicht zu wissen, was wir sagen sollten.
    Dann war er wieder weg, so leise, wie er gekommen war.
    Und ich schlief ein.
     
    Am Morgen sah die Welt schon wieder anders aus.
    Ich saß pfeifend in der Badewanne und dachte sogar daran, mir die Ellenbogen zu schrubben.
    Über Nacht war mir, wie im Traum, der Gedanke gekommen, dass ich mich bei Feely entschuldigen musste. So einfach war das.
    Erstens würde ich sie damit verblüffen und entwaffnen, zweitens konnte ich Vater damit beeindrucken (falls Feely gepetzt hatte). Drittens konnte ich wieder selbstgerecht in den Spiegel schauen.
    Wenn ich es schlau anstellte, konnte ich Feely obendrein über Vanetta Harewood ausfragen. Von Harriets verschollenem Porträt würde ich natürlich nichts erzählen.
    Vier Fliegen mit einer Klappe!
     
    Es gibt nichts Schöneres als Klavierklänge aus dem Nebenzimmer. Erst eine gewisse Entfernung verleiht dem Instrument
eine Seele – zumindest was mein empfindsames Gehör betrifft.
    Als ich vor der Salontür stand, übte Feely ein Stück von Rameau: Les Sauvages hieß es, glaube ich. Bei diesem Stück musste ich an eine Lichtung im Mondlicht denken – im Gehölz? – , auf der eine Horde Teufel wild im Kreis tanzt. Jedenfalls war das erfreulicher als das langweilige Stück zum gleichen Thema von Beethoven.
    Ich drückte den Rücken durch und nahm die Schultern zurück. Feely ermahnte mich

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