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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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ständig, mich gerade zu halten, und ich wollte ihr eine Freude machen.
    Kaum hatte ich die Tür geöffnet, brach die Musik ab, und Feely drehte sich um. Sie übte gerade, ohne Brille zu spielen.
    Sofort fiel mir auf, wie hübsch sie eigentlich war.
    Ihre Augen, die in meiner Vorstellung zwei finstere Kohlenluken waren, leuchteten in kaltem blauem Glanz, ganz wie Vaters Augen, wenn er einen böse anfunkelte.
    »Ja?«, sagte sie.
    »Ich … ich wollte mich bei dir entschuldigen.«
    »Nur zu.«
    »Hab ich doch schon!«
    »Von wegen. Du hast deine Absicht erklärt, dass du dich entschuldigen willst. Dann mal los.«
    Die Angelegenheit würde demütigender werden als gedacht.
    »Es tut mir leid, dass ich auf deinen Spiegel geschrieben habe.«
    »Und?«
    Ich schluckte. »Es war ein gemeiner, gedankenloser Streich.«
    »Allerdings, du widerlicher Wurm.«
    Feely erhob sich vom Klavierhocker und kam in drohender Haltung auf mich zu. Ich wich zurück.
    »Ich wusste gleich, dass du dahintersteckst. Das Deuteronomium? Die Geschwüre Ägyptens? Die Feigwarzen? Grind und
Krätze? Das sah mir ganz nach Flavia de Luce aus. Du hättest es auch gleich signieren können wie ein Gemälde.«
    »Das stimmt nicht, Feely. Du warst fix und fertig. Ich habe beim Abendessen die Ringe unter deinen Augen gesehen!«
    Feely warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    »Schminke!«, höhnte sie. »Schminke und Schneiderkreide! Ich kenne auch ein paar Tricks, du dumme Nuss. Ein bisschen Talkum und eine Prise Asche aus dem Kamin. Ich habe den ganzen Nachmittag gebraucht, um den richtigen Farbton zu treffen. Du hättest dein Gesicht sehen sollen! Daffy wäre beinahe ein Malheur passiert, so sehr musste sie sich beherrschen, nicht loszulachen!«
    Mir stieg das Blut in die Wangen.
    »Stimmt’s, Daff?«
    Hinter mir ertönte ein gedämpftes Kichern. Als ich mich umdrehte, kam Daffy gerade herein – und verstellte mir den Fluchtweg.
    » Es war ein gemeiner, gedankenloser Streich «, imitierte sie mich mit quäkiger Papageienstimme.
    Sie hatte meine Entschuldigung belauscht!
    Doch statt mich wutentbrannt auf sie zu stürzen, kratzte ich meinen letzten Rest Seelenstärke zusammen und griff zu einer ganz neuen Waffe, nämlich zu eiskalter Besonnenheit.
    »Wer ist Hilda Muir?«, fragte ich, und Daffy hielt inne wie in einem Schnappschuss erstarrt.
    Wieder einmal hatte der Appell an ihr überragendes Wissen seine Wirkung getan.
    Indem ich mich vor meiner einen Schwester zerknirscht gezeigt und in Bezug auf die andere mein Temperament gezügelt hatte, hatte ich im Handumdrehen nicht nur eine, sondern zwei neue Waffen entdeckt.
    »Wer?«
    »Hilda Muir. Sie hat irgendwas mit dem Gehölz zu tun.«
    » Hilda Muir «, hatte Fenella bei unserer Begegnung mit Mrs
Bull gesagt, » Hilda Muir. « Sie hatte den Namen wiederholt, als ich die Holunderzweige abgerissen hatte, und hinzugesetzt: » Jetzt müssen wir alle sterben! «
    »Wer ist Hilda Muir?«, fragte ich noch einmal mit meiner neuen, aufreizend ruhigen Stimme.
    »Hilda Muir? Das Gehölz? Du meinst wahrscheinlich ›Hildemoer‹. Das ist kein Mensch, Dummkopf, das ist die Holunderhexe. Sie bestraft alle, die ihre Zweige abschneiden, ohne sie vorher um Erlaubnis zu bitten. Hast du etwa Holunder geschnitten? « Neuerliches Hohngekicher.
    Doch Daffy sah mir meine Erschütterung an und sagte milder: »Hoffentlich nicht. Früher hat man Holunder auf die Gräber gepflanzt, um festzustellen, ob der Verstorbene im Jenseits glücklich ist. Wenn der Holunder wächst, ist alles gut. Wenn nicht…«
    Im Jenseits? Hatte Porcelain nicht beobachtet, wie die Polizei in der Nähe der Holunderbüsche eine Kinderleiche ausgegraben hatte?
    »Die Hildemoer ist eine Fee«, fuhr Daffy fort. »Wir haben doch neulich über Feen gesprochen. Es gibt gute und böse – und eine böse Fee hat damals Harriets geliebtes Baby gestohlen und stattdessen dich dagelassen.«
    Mein Zorn schwappte zurück wie das Rote Meer, nachdem das Volk Israel hindurchgezogen war.
    »Und darum hoffe ich, dass du keine Holunderbüsche von einem Grab geschnitten hast«, fuhr Daffy fort. »Denn sonst …«
    »Vielen Dank, Daffy«, sagte ich. »Das war wirklich sehr hilfreich.«
    Ich schob mich an ihr vorbei und entfloh in die Eingangshalle, das spöttische Gelächter meiner heißgeliebten Schwestern gellte mir in den Ohren.

20
    I ch schloss die Labortür hinter mir zu und wartete ab, was meine Hände vorhatten.
    Das klappte immer. Wenn ich mich beruhigte und nicht

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