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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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silbernes Gras. Ein silberner Mann im Mond leuchtete über einem Wohnwagen aus Silber. Silbermünzen bildeten ein Kreuz in einer Leichenhand. Ein Fluss glitzerte silbern.
    Als ich aufwachte, wanderten meine Gedanken sofort zu Fenella. Ob sie noch lebte? Ob sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte? Porcelain hatte es behauptet, aber der Vikar hatte es verneint.
    Es gab nur einen Weg, sich Gewissheit zu verschaffen.
     
    »Tut mir leid, altes Mädchen«, wandte ich mich im frühmorgendlich grauen Spülwasserlicht an Gladys, »aber ich muss dich zu Hause lassen.«
    Sie war enttäuscht, auch wenn sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Du bist nämlich mein Alibi«, raunte ich ihr verschwörerisch zu. »Wenn du hier am Gewächshaus lehnst, denken die anderen, dass ich noch schlafe.«
    Ihre Miene hellte sich sichtlich auf.
    »Wenn ich mich ranhalte und querfeldein laufe, erwische ich bei Oakshott Hill den ersten Bus nach Hinley.«
    Am Zaun drehte ich mich noch einmal um und sagte leise: »Tu nichts, was ich nicht auch tun würde«, und Gladys versprach mir, sich daran zu halten.
    Dann war ich auf und davon.

    Als ich anmutig von einer Ackerfurche zur nächsten sprang, hing noch Nebel über den Feldern. Wenn ich hier in den Bus einstieg, würde mich bis auf die anderen Fahrgäste niemand sehen, und die würden mich wohl kaum bei Vater verpetzen, weil ihre Fahrtziele fern von Bishop’s Lacey lagen.
    Gerade als ich über den letzten Zaun kletterte, kam der Bus nach Cottesmore in Sicht. Wie ein großer, zerzauster Vogel kam er auf der schmalen Straße dahergerumpelt und blieb scheppernd und ächzend stehen. Ein Dampfkringel entwich dem vernickelten Kühlergrill.
    »Einsteigen!«, rief Ernie, der Fahrer.
    Ich gab ihm das Fahrgeld und setzte mich in die dritte Reihe. Wie vermutet, waren um diese Zeit erst wenige Leute unterwegs: zwei ältere Frauen, die in der letzten Reihe tratschend die Köpfe zusammensteckten und mich überhaupt nicht beachteten, und ein Landarbeiter im Overall und mit einer Hacke, der bekümmert auf die dunklen, nebligen Felder hinausschaute. Bis zum Sonnenaufgang war es mindestens noch eine Viertelstunde hin.
     
    Das Krankenhaus von Hinley befand sich am Ende einer Straße, die hinter dem Marktplatz steil anstieg. Die Fenster starrten mürrisch auf das Kopfsteinpflaster herab, das vom nächtlichen Regen schwarz und feucht glänzte. Hinter dem hohen schmiedeeisernen Tor verkündete das Schild am Pförtnerhäuschen unmissverständlich: Besucher bitte hier melden.
    Oder einfach weitergehen, raunte mir meine innere Stimme zu , und ich nahm den Rat an.
    Links führte ein verwitterter Torbogen in einen schmalen, von Gaslaternen fahl beleuchteten Durchgang.
    Nur für Leichenwagen, stand auf einer diskreten Messingtafel, und da wusste ich, dass ich richtig war.
    Obwohl ich auf Zehenspitzen ging, hallten meine Schritte von dem nassen Pflaster und den tropfenden Ziegelwänden
wider. Als sich der Durchgang zu einem kleinen Hof weitete, blieb ich stehen und spitzte die Ohren.
    Außer meinem eigenen Atem hörte ich nichts. Ich spähte um die Ecke …
    »He, Beck!«, sagte jemand praktisch in mein Ohr. Ich zog den Kopf zurück und drückte mich an die Wand.
    »Mach hinne. Der Kerl von Quench kann jeden Augenblick hier sein, und dann muss sie fertig sein. Die warten nicht gern.«
    Ellis und Quench war das größte und älteste Bestattungsinstitut in Hinley und weit und breit für seine glänzenden Rolls-Royce-Leichenwagen und blitzenden Daimler-Limousinen für die Trauergäste bekannt.
    »Wenn dich Ellis und Quench beerdigen, dann bist du wirklich beerdigt«, hatte Mrs Mullet mal gesagt. Ich konnte mir gut vorstellen, dass solche Leute nicht gern warteten.
    »Die Oberschwester kriegt’n Knoten in den Schlüpper, wenn wir nicht geschniegelt und gebügelt an der Rampe stehen. Und wenn die Oberschwester unzufrieden ist, bin ich auch unzufrieden, und wenn ich unzufrieden bin, geht’s dir auch nicht gut, also komm endlich raus, Beck.«
    Stiefelsohlen schlurften auf der Bretterrampe, dann erwiderte eine erstaunlich junge, fast noch kindliche Stimme: »’tschuldigen Sie, Mr Martin – ich hab vergessen, Ihnen zu sagen, dass die vor zwanzig Minuten angerufen haben, weil sie später kommen. Sie müssen erst noch raus zum alten Spital, hat’s geheißen.«
    »Diese Trantüten! Denen isses doch egal, dass wir uns hier den Arsch abfrieren, solange die gemütlich in ihren Bentleys durch die Gegend kutschieren. Also ich

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